Todeskind: Thriller (German Edition)
weitere Opfer. Dreiundzwanzig Familien, die auf Mädchen warten, die nie wieder nach Hause kommen werden. Joseph hatte das überwältigende Bedürfnis, einfach wegzulaufen, doch er wusste nur allzu gut, dass das keine Option war.
»Geh und kümmere dich um Daphne«, schlug Deacon mitfühlend vor. »Ich übernehme hier.«
»Danke.«
Donnerstag, 5. Dezember, 14.30 Uhr
Mitch hielt den Atem an und umklammerte die Spritze mit Fentanyl, die in seiner Manteltasche verborgen war. Agent Carter ging auf den SUV zu, in dem Ford und seine Mutter stumm und wie erstarrt saßen. Wenn Carter noch näher käme, würde er alles kaputt machen.
Dabei war der Plan bisher bestens gelaufen. Mitch hatte beobachtet, wie Ford seiner Mutter in den Wagen geholfen hatte, und war auf den Escalade zugetreten, bevor einer der echten Polizisten es tun konnte. Er war gekleidet wie ein State Trooper, und alle nahmen an, dass er den Auftrag hatte, auf Daphne und ihren Sohn aufzupassen.
Um sie vor dem großen, bösen … Ich zu beschützen.
Doch nun kam Carter, und Mitch presste die Zähne zusammen, während er fieberhaft überlegte, wie er ihn ablenken könnte.
Zum Glück bekam er im letzten Moment Unterstützung von dem weißhaarigen FBI-Kerl, der plötzlich angerannt kam und Carters Arm packte. »Joseph!«
Mitch stieß den Atem aus. Der Weißhaarige hatte einen Anruf bekommen und winkte Carter nun zurück zur Hütte, wo die Verbindung am besten war. Ich danke Gott für die Beschränkungen der modernen Technik, dachte Mitch. Er würde circa zehn Sekunden brauchen, um ihren Sohn außer Gefecht zu setzen, dann vielleicht noch eine weitere Minute, um sie zum Jeep zu bringen.
Carter kehrte ihm immer noch den Rücken zu.
Donnerstag, 5. Dezember, 14.35 Uhr
»Wer ist dran?«, fragte Joseph.
»Ciccotelli«, sagte Deacon. »Ich wollte ihn gerade anrufen und um eine Empfehlung wegen des Bodenradars bitten, da hat er sich selbst gemeldet. Ich lege ihn auf den Lautsprecher.« Er drückte eine Taste. »Sind Sie noch da, Lieutenant?«
»Bin ich. Wie ich höre, haben Sie Becketts Hauptquartier gefunden.«
»Ja«, sagte Joseph. »Und Fotos von sechsundzwanzig Opfern. Wir wissen nur von zwei Überlebenden.«
»Ach, verdammt. Tut mir leid, Joseph, da kann man nichts mehr machen. Vielleicht kann ich Ihnen aber bei diesem Doug helfen. Unser Zeichner hat bei der Fünfjährigen, die Zeugin bei dem Mord an ihrem Au-pair-Mädchen war, letztlich doch Erfolg gehabt. Er hat mir die gescannte Skizze gerade eben geschickt. Ich habe sie direkt weitergeleitet, aber die Datei ist groß.«
Deacon reichte das Handy an Joseph weiter. »Ich hol mal eben das Notebook aus dem Auto«, sagte er. »Das lädt schneller runter als das Telefon. Bin gleich wieder da.« Er joggte davon, sein schwarzer Trenchcoat flatterte hinter ihm her.
»Können Sie uns jemanden empfehlen, der einen GPR-Scan von Becketts Grundstück machen kann?«, fragte Joseph. »Wir haben hier allerdings ungefähr einen halben Meter Schnee.«
»Schnee spielt keine Rolle, außer dass er nass und kalt ist und uns auf die Nerven geht«, erklärte Ciccotelli. »Wir haben unsere Grabstätte damals im Februar entdeckt, da lag auch viel Schnee. Ich habe meiner Frau gerade eine SMS geschickt. Sie will zu Ihnen kommen und die Sondierung selbst machen.«
»Ich habe gehört, sie sei mehr als nur ein bisschen schwanger«, wandte Joseph zögernd ein.
»Sie ist gewaltig schwanger, aber sie ist nicht leichtsinnig. Wenn sie meint, dass sie das hinkriegt, dann kriegt sie das auch hin. Sie wird heute Abend ankommen und morgen früh, sobald es hell ist, mit ihrem Team am Tatort eintreffen.«
»Ich will so bald wie möglich beginnen, aber kein Risiko eingehen«, sagte Joseph. »Ich denke, dass Doug ganz in der Nähe ist, um Daphnes Reaktion auf Becketts unterirdische Kammer zu beobachten. Ich möchte Ihre Frau in keiner Hinsicht gefährden. Wie wäre es, wenn wir heute Abend eine Lagebesprechung abhalten und uns dann bei Ihnen melden?«
»Klingt vernünftig. Ich bin sicher, dass auch meine Frau das zu schätzen weiß.«
Joseph drehte sich langsam einmal um sich selbst, um die Baumlinie um Becketts Grundstück herum abzusuchen. »Doug könnte hinter jedem Baumstamm hier lauern. Beckett ebenfalls. Natürlich fahnden wir nach Beckett, aber er ist in diesen Wäldern zu Hause. Unsere Straßensperren werden für ihn kein ernstzunehmendes Hindernis sein, und das macht mich etwas nervös.«
»Ich hab’s!«, rief Deacon
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