Todeskind: Thriller (German Edition)
und kam zu Joseph zurückgejoggt. »Der Empfang beschränkt sich auf ein ungefähr fünf Quadratmeter großes Gebiet, wir bleiben also am besten hier stehen.« Er hielt Joseph seinen Laptop hin. »Darf ich vorstellen? Doug.«
»Wow«, sagte Joseph und betrachtete das Bild. Es sah so lebensecht aus, dass er fast erwartete, die Person reden zu hören. Er entdeckte eine Signatur im unteren Winkel. »T. Ciccotelli. Irgendwie verwandt mit Ihnen?«
»Ja, mein Bruder. Tino. Seine ersten Skizzen hat er damals von den Opfern gemacht, die wir in diesem Massengrab fanden. Inzwischen wird er an der ganzen Ostküste gebucht. Als wir dem Mädchen, das den Mord an seinem Au-pair beobachtet hat, das fertige Bild gezeigt haben, hat es sich sofort ganz klein gemacht. Wir sind uns also – leider, in diesem Fall – ziemlich sicher, dass Doug tatsächlich so ähnlich aussieht, es sei denn, er hätte sich nach jenem Abend bewusst verändert.«
»Richten Sie Ihrem Bruder besten Dank aus«, sagte Deacon. »Ist bestimmt nicht leicht, ein kleines Mädchen in einen Schockzustand zu versetzen.«
»Es ist immer hart«, bestätigte Ciccotelli. »Vor allem aber, wenn es sich um Kinder handelt. Geben Sie Bescheid, wenn Sie meinen, dass Sophie ohne Risiko zu Ihnen kommen kann. Sie wartet mit ihrem Team auf Ihren Anruf.«
Joseph drückte das Gespräch weg, und Deacon zog fragend die Augenbraue hoch. »Seine Frau will uns den Bodenscan machen, aber ich kann das nur erlauben, wenn wir uns sicher sind, dass der Wald hier keine Gefahren birgt. Also los. Zeig den Bildschirm mit der Skizze herum. Ich will, dass jeder Uniformierte, jeder Agent, jeder Sanitäter auf dem Grundstück weiß, nach wem wir suchen. Danke, Deacon.«
Joseph sah sich erneut nervös um. Er ist hier. Ich weiß, dass er …
Sein Handy klingelte. Brodie. Josephs Herz pochte schneller, als er den Anruf annahm. »Carter.«
»Brodie hier. J.D. ist bei mir.«
Etwas ist passiert, dachte Joseph. Er konnte es trotz der miesen Verbindung an ihrer Stimme hören. Ich könnte ein paar gute Nachrichten gebrauchen. »Was gibt’s?«
»Einen Namen«, sagte sie zufrieden. »Mitchell Douglas Roberts. Ich habe Ihnen ein Foto geschickt. Per Mail. Er ist eins fünfundsiebzig und in jeder Hinsicht durchschnittlich.«
Joseph konnte nichts gegen das breite Grinsen ausrichten, das auf seinem Gesicht erschien. Skizzen waren toll, aber Fotos übertrumpften sie um ein Vielfaches. » Ja! Schicken Sie das Foto an Deacon, der hat hier draußen den besseren Empfang. Wie haben Sie den Mann gefunden?«
Brodie klang, als grinste auch sie. »Die dritte Person auf der Namensliste des Drugstores hatte ihre Sekundenkleberpackung noch nicht geöffnet, und ausnahmsweise hatten wir Glück. Es war die Schachtel, die Doug hatte kaufen wollen, und wir konnten Abdrücke von der Pappe nehmen. Mitchell Douglas Roberts, alias Doug, ist wegen Heroinbesitzes mit Handelsabsicht vor sechs Jahren verhaftet worden und hat drei Jahre in North Branch abgesessen. Die letzte bekannte Adresse ist in Miami.«
»Wir haben ihn mit anderen Datenbanken abgeglichen«, fuhr J.D. fort. »Der Vater ist verstorben, die Mutter ist Jane Lynch, ebenfalls verstorben. Jane hat noch einmal geheiratet, und zwar einen gewissen Hal Lynch. Du hattest recht, Joseph.«
Was ihn in diesem Fall nicht glücklich machte. »Daphne und ich haben zusammen überlegt, dass nur Hal die fehlende Verbindung sein kann. Jane hat sie beschuldigt, eine Affäre mit Hal zu haben. Daphne hat versucht, sie vom Gegenteil zu überzeugen, aber sie wollte ihr nicht glauben. Einen Tag später hat sie Selbstmord begangen. Demnach ist Hal Dougs Stiefvater.«
»Was ziemlich viel erklärt. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass ein Junge die Frau hasst, die die Mutter in seinen Augen in den Freitod getrieben hat«, sagte Brodie. »Hal war Daphnes Leibwächter. Eine labile oder eifersüchtige Frau wird sich fast zwingend die wüstesten Szenarien ausdenken.«
»Übrigens scheint Hal noch zwei andere Söhne zu haben«, sagte Joseph. »Paige hat im Stammbuch nur einen gefunden – Matthew, jetzt fünfundzwanzig. Aber Daphne erinnert sich an einen ungefähr Fünfjährigen, der im Auto saß, als Jane sie zur Rede gestellt hat. Der Junge müsste jetzt etwa dreizehn sein.«
»Ich habe den Polizeibericht von dem Selbstmordtatort gelesen«, sagte J.D. »Ihr fünfjähriger Sohn, Cole Lynch, hat sie gefunden. Armer Bursche.«
»Himmel.« Joseph rieb sich die Stirn. »So was
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