Todeskind: Thriller (German Edition)
er das nicht tun. Aber er würde seinem Bruder sämtliche Vergünstigungen, die er bisher gehabt hatte, wieder streichen. Viele waren es nicht.
»Mich hat die Schule aber nicht angerufen.« Mitch klopfte auf seine Taschen. Er hatte vier Handys – zwei Prepaid, über die er mit den Millhouses und Beckett kommunizierte, und eins, das er benutzte, um sich mit Mutt über die Lieferungen abzustimmen. Das vierte war für Cole und die Middleschool bestimmt. Er zog es aus der Tasche und starrte aufs Display. »Mist. Der Akku ist leer.« Und dann realisierte er, was Mutt eben gesagt hatte. »Cole war im Keller? Warum das denn?«
Mitch verwahrte ziemlich viel Zeug im Keller. Wichtiges Zeug wie Geld. Waffen. Und seit neuestem Pamela MacGregor, Kims kleine Schwester, die er als Druckmittel brauchte.
Mutt deutete auf den Fernseher in der Ecke. »Ach du Schande. Guck dir das mal an!«
Mitch sah auf und folgte Mutts Blick zum Fernsehschirm, wo genau das lief, was er hatte sehen wollen. »Was ist denn da los?«, fragte er, obwohl er sehr genau gemerkt hatte, dass Mutt seiner Frage ausgewichen war. Er würde später darauf zurückkommen.
»Das Geschworenenurteil in dem Millhouse-Fall«, sagte Mutt. »Ich hab ’ne Verabredung in der Stadt und wollte mich vergewissern, dass es keine Demo oder gar einen Straßenaufstand gibt.«
»Und?«
»Sieht nicht so aus. Die Jury hat den Mistkerl für schuldig erklärt. Aber was danach passiert ist, ist der eigentliche Kracher: Millhouse wollte abhauen. Deshalb hat er einen Cop niedergestochen, während seine Mutter die Staatsanwältin angegriffen hat.«
Wow. Millhouse’ Plan B hatte also tatsächlich funktioniert? Wer hätte das gedacht. »Hat er’s geschafft?«
»Nein. Aber anscheinend war’s ziemlich knapp«, sagte Mutt. »Der Junge ist ein echter Psycho. Mindestens zwei Leute mussten ins Krankenhaus.«
Mitchs Herz setzte erneut aus. »Was ist denn mit der Staatsanwältin?«
»Ist noch nicht raus. Angeblich soll es gleich eine Pressekonferenz geben.«
Falls Daphne schlimm verletzt ist, bringe ich jeden Millhouse um, den ich auftreiben kann.
Mitch setzte sich neben Mutt und nahm sich ebenfalls Cornflakes. »Was ist das denn?«, fragte er und zeigte aufs Laptop seines Bruders. Obwohl er es natürlich längst wusste.
»Ich mache die Buchhaltung«, antwortete Mutt. »Wollte nicht untätig rumsitzen, während ich auf dich warte.«
»Tja nun, jetzt bin ich ja da«, sagte Mitch. »Brauchst du Hilfe?«
Mutt verdrehte die Augen. »Na klar. Du kannst doch nicht mal dein eigenes Konto ausgleichen.«
Das entsprach ganz und gar nicht der Wahrheit. Mitch konnte durchaus mit Zahlen umgehen, er hängte es nur nicht an die große Glocke. Es war besser, den Gegner im Glauben zu lassen, dass man eher minderbemittelt war – vor allem auf elektronischem Gebiet. Wenn man für dumm gehalten wurde, gaben die Leute weniger acht: Was soll schon einer, der von nichts Ahnung hat, mit einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung anfangen? Oder mit der Passwortseite?
Mitch zuckte die Schultern. »Schuldig im Sinne der Anklage.«
»Du brauchst einen Buchhalter, Mitch«, sagte Mutt ernst. »Ich habe deine Barschaft im Kartoffelkeller gefunden, als ich nach Cole gesucht habe. Du kannst das Geld nicht einfach so rumliegen lassen. Jeder könnte reinkommen und es klauen.«
Mitch verengte die Augen. »Moment mal. Wie bist du überhaupt reingekommen? Ich hab dir doch keinen Schlüssel gegeben.«
»Die Hintertür war nicht abgeschlossen.«
Mitch presste die Kiefer zusammen. Cole. »Dieser verdammte Junge. Wo steht dein Wagen?«
»Hinten. Ich wollte nicht, dass Cole mich sieht und vielleicht abhaut. Hör zu, ich meine es ernst mit dem Geld, Mitch. Ich wusste, dass du bei dem letzten Job in Florida einiges abgesahnt hast, aber mir war nicht klar, dass es einfach herumliegt. Du hortest in den Plastikwannen da unten doch mindestens zweihunderttausend.«
Tatsächlich war es dreimal so viel. Das meiste lagerte in dem Kellerraum, in dem er Pamela versteckt hatte. Die Summe setzte sich aus den Geldbündeln zusammen, die er noch hastig in einen Miethänger verfrachten konnte, bevor die Bundesagenten die Razzia in der »Schmerzklinik« durchgeführt hatten, für die er tätig gewesen war. Florida war das Mekka für Tablettensüchtige. Dealer und Junkies aus dem Mittleren Westen strömten gleichermaßen in den Staat, um sich billige, verschreibungspflichtige Medikamente bei Ärzten zu verschaffen, die willig die Hand
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