Todeskind: Thriller (German Edition)
sagte er, aber Grayson packte seinen Arm.
»Verdammt, Joseph«, presste er durch zusammengebissene Zähne hervor. »Lass das. Versuch nicht, mir auszuweichen.«
Joseph sah sich um und beugte sich zu Grayson vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. »Ich muss sie hier rausschaffen. Ihr Sohn ist entführt worden. Ich bin gekommen, um es ihr zu sagen, als hier plötzlich die Hölle losbrach.«
Grayson wich langsam mit dem Oberkörper zurück. »Was?«, fragte er fassungslos.
»Du hast richtig gehört. Halt die Reporter in Schach. Falls sie bislang nicht mitbekommen haben, dass Fords Beschreibung über Funk durchgegeben wird, dann nur, weil diese Story hier im Augenblick noch größer ist. Aber bald wird jemand eins und eins zusammenzählen. Und deswegen müssen wir sie vorher von hier fortschaffen. Ich will nicht, dass sie es so erfährt.«
Grayson riss sich sichtlich zusammen. »Du bleibst hier. Ich besorge euch einen Rettungssanitäter, sobald einer frei ist.«
»Ich lasse sie nicht allein«, versprach Joseph, dann holte er Latexhandschuhe aus seiner Tasche und reichte sie seinem Bruder. »Man weiß nie, was man in einer solchen Situation findet.«
Grayson eilte im Laufschritt davon, und Joseph ließ sich wieder auf die Knie sinken und schirmte Daphne so gut es ging vor den Kameras ab.
»Sie müssen nicht bei mir bleiben«, murmelte Daphne. »Es gibt Leute, die schlimmer verletzt sind.«
»Aber die anderen sind kein potenzielles Ziel eines Killers. Ich bleibe.« Nun, da er begriffen hatte, dass sie gar nicht blutete, begann er wütend zu werden. »Wie sind Sie überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen, die Tasche nach der Frau zu werfen? Sie hätte sie umbringen können.«
Als er und Maynard angekommen waren, hatte Daphne gerade angefangen, Fragen zu beantworten, als ihnen plötzlich die Kugeln um die Ohren geflogen waren. Bis er sich durch den Strom der panisch flüchtenden Reporter gekämpft hatte, hatte sie neben einem Mann mit Loch in der Brust am Boden gelegen und versucht, eine Kameratasche zu packen. Joseph hatte Anlauf genommen und sich mit einem beherzten Sprung auf sie geworfen, und er war keine Sekunde zu früh gekommen.
»Ich wollte sie doch nur aufhalten«, erklärte Daphne mit belegter Stimme. »Danke übrigens. Ich glaube, Sie haben mir das Leben gerettet.«
»Wenn ich nur einen Moment später gekommen wäre …« Sein Blut schien zu Eis erstarren zu wollen. »… dann wären Sie jetzt tot.«
»Wie viele hat sie umgebracht?« Ihre Stimme war inzwischen weniger kratzig, klang aber leicht schleppend.
»Nur einen. Aber mehrere Personen sind verletzt.«
»Mein Gott«, flüsterte Daphne fassungslos. »Stevie!« Sie versuchte sich aufzusetzen, aber Joseph drückte sie behutsam zurück. »Sie ist getroffen worden.«
»In den Oberschenkel. Ihr Sicherheitsmann ist gerade bei ihr.«
Maynard kniete neben Stevie Mazzetti und übte Druck auf die Oberschenkelwunde aus. Er hatte seinen Mantel aufgerollt und unter ihren Kopf gelegt, außerdem sein Hemd ausgezogen und in Streifen gerissen. Ihm musste eiskalt sein, aber er schien die Kälte nicht einmal zu spüren.
Der Privatschnüffler hatte behauptet, dass Daphne und er nur befreundet waren und nichts miteinander hatten. Und nun, da Joseph sah, wie Maynard mit Stevie umging, hegte er keine Zweifel mehr, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
»Geht es ihr soweit gut?« Daphne wollte sich erneut aufsetzen, doch sie fiel zurück und stieß mit dem Hinterkopf gegen die Stufen. Stöhnend tastete sie nach der schmerzenden Stelle. Als sie die Hand wegzog, waren ihren Finger voller Blut … frischem Blut diesmal. Sie starrte darauf, ohne es wirklich zu sehen. »Ich glaube, ich habe mir den Kopf aufgeschlagen.« Sie schloss die Augen und verzog das Gesicht. »Irgendwie ist mir nicht so gut. Vielleicht sollten Sie besser ein bisschen Abstand halten.«
»Wenn Sie sich übergeben müssen – bitte. Es ist ja nicht so, als hätte ich so was noch nie erlebt.« Er wollte gerade beginnen, ihren Hinterkopf abzutasten, um den Schaden einzuschätzen, als mit einem Ruck ihre Lider aufflogen.
Alarmiert packte sie sein Handgelenk. »Nein«, sagte sie flehend. »Lassen Sie das.«
»Ich muss mich vergewissern, dass Sie nicht schwerverletzt sind«, widersprach er streng, dann wurde sein Tonfall milder. »Ich tue Ihnen nicht weh, Daphne, aber ich muss nachsehen. Bitte versuchen Sie nicht, mich daran zu hindern.«
Ohne sich noch länger zu wehren, wandte sie das Gesicht
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