Todeskind: Thriller (German Edition)
Einschätzung der Familie und ihrer Verbündeten, die vermutlich sowohl mit Ford als auch dem Baby betraut worden waren, dargelegt und fundierte Vermutungen angestellt, wo beide sich aufhalten konnten.
Gott, die Frau war clever. Hätte sie nicht Beine bis zum Hals gehabt, wäre er allein wegen ihres Verstandes verrückt nach ihr gewesen.
»Also kann man zusammenfassen, dass George das schwache Glied in der Kette ist«, sagte er. »Reggie wäre der offensichtliche Erbe, säße er nicht im Gefängnis. Bill scheffelt tonnenweise Kohle, indem er sich hunderttausend Anhängern als wahrer ›Patriot‹ präsentiert, der nur den Durchschnittsbürger schützen möchte, während er in Wirklichkeit eine kleine Armee aufzustellen beginnt.«
»Es ist das Geld, das uns interessiert hat«, sagte Daphne. »Und was er damit getan hat.«
Joseph durchforstete seine Erinnerung. »In einer Talkshow hat er behauptet, das ganze Geld fließe in Reggies Verteidigungskasse.«
»Wisst ihr, was das Komische an Anwälten ist?«, fragte Daphne trocken. »Man darf mit ihnen nicht über irgendwas reden, was den Fall betrifft, aber die Ehefrauen sehen sich nicht an diese moralische Verpflichtung gebunden. Und die Frau eines Verteidigers, der nicht bezahlt worden ist, kann ungemein redselig sein. Besonders, wenn sie nun eine Arztrechnung zu bezahlen hat, weil der Klient dem Anwalt den Arm gebrochen hat.«
»Und den Fußknöchel«, fügte Paige hinzu. »Gleich an drei Stellen. Ellis, Reggie Millhouse’ Verteidiger, muss operiert werden, da sein Mandant heute Morgen einen schweren Tisch auf ihn geschubst hat.«
»Die Millhouses haben Ellis noch nicht bezahlt?«, fragte Grayson.
»Nein. Er hat bislang nur ein Drittel der vorher festgelegten Summe bekommen.«
»Und woher weißt du das?«, fragte Grayson mit zusammengezogenen Brauen.
»Weil ich gefragt habe«, antworte Paige gelassen. »Ellis’ Frau Shannon rief mich an und wollte wissen, ob es in meinem nächsten Selbstverteidigungskurs noch freie Plätze gäbe – da habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.«
Grayson setzte sich überrascht zurück. »Sie hat dich angerufen?«
»Sie hat in meiner Schule angerufen. Ich habe nur eine Rufumschaltung zu meinem Handy eingerichtet.«
»Shannon Ellis war heute im Gericht im Zuschauerraum«, sagte Daphne. »Sie hat Cindys Attacke auf mich und meine Abwehr gesehen – kurz bevor einer der Millhouse-Vettern sie so brutal geschlagen hat, dass sie ins Krankenhaus musste.«
»Mir fehlt offenbar einiges an Information«, meldete sich Bo zu Wort. »Warum ist Ellis’ Frau zu Ihnen gekommen, Paige? Woher kannte sie Sie und woher konnte sie wissen, dass Sie Daphne Selbstverteidigungsstrategien beigebracht haben?«
»Dafür können wir unserem Lieblingsreporter Phin Radcliffe danken«, erklärte Paige. »Shannon sagt, sie habe einmal einen Bericht von ihm über mein Trainingszentrum gesehen. Er hat unserer Schule ziemlich gute Presse verschafft. Was wohl das mindeste war, nachdem er mich damals zur Internetsensation gemacht hat«, fügte sie missgelaunt hinzu, doch dann hellte sich ihre Stimmung auf: »So wie du jetzt eine bist, Joseph.«
Das ist ganz und gar nicht dasselbe, dachte Joseph. Paige war gefilmt worden, als sie versucht hatte, das Opfer einer Schießerei zu retten, und der Film war wenige Minuten später bereits im Internet gewesen und von jedem Nachrichtensender der Welt gezeigt worden. Na gut, es ist wohl doch dasselbe. Dieses Ereignis war im Übrigen der Beginn von Graysons und Paiges Beziehung gewesen, die in eine Verlobung gemündet war, also hatte es vielleicht doch etwas Gutes, möglichst oft bei You-Tube angeklickt zu werden.
»Aber zurück zu Shannon Ellis«, sagte Joseph.
»Shannon hatte Angst«, erklärte Daphne. »Sie saß zwei Stunden in der Notfallambulanz, und in dieser Zeit kam kein einziger Polizist, um ihre Aussage aufzunehmen. Sie haben jeden anderen befragt, nur sie nicht.«
»Deshalb ist sie zu uns gekommen«, fuhr Paige fort »Sie hat drei Kinder und fürchtet, dass die Millhouses ihren Mann für die Niederlage im Prozess verantwortlich machen und sich rächen wollen. Vermutlich hofft sie, dass alles, was sie mir sagt, an Daphne weitergeleitet wird, die wiederum die Sache mit den Cops wieder geradebiegt. Dann könnte sie wenigstens sicher sein, dass die Polizei auch wirklich kommt, falls die Millhouses Ärger machen und sie mitten in der Nacht die 911 rufen muss.«
»Darüber muss sie sich doch keine Sorgen
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