Todeskind: Thriller (German Edition)
machen«, sagte Bo Lamar mit finsterer Miene.
»Womit Sie recht haben«, erwiderte Paige. »Aber die Polizei ist sauer auf die Millhouses und jeden, der ihnen geholfen hat. Und Verteidiger stehen ganz oben auf der Hassliste aller Cops.«
»Shannon wollte nicht, dass Ellis Reggie vertrat«, sagte Daphne. »Sie hat ihn angefleht, es nicht zu tun. Aber sie brauchten das Geld.«
»Womit wir wieder beim Thema wären«, sagte Joseph. »Wenn Bill nicht einmal den Anwalt voll bezahlt hat, was hat er mit dem Geld angestellt, das die Leute für Reggies Verteidigung gespendet haben?«
»Genau das wollten wir herausfinden«, sagte Daphne. »Ich wusste, dass Bill vor vier Monaten eine Gründungsurkunde für ein neues Non-Profit-Unternehmen eingereicht hat. Dahin fließen alle Spenden. Und jetzt kommt’s: Richard Odum, einer der Direktoren dieses Unternehmens, hat vor kurzem mehrere Häuser gekauft, die zwangsversteigert wurden. Aber er hat sie in eigenem Namen gekauft, nicht in dem der Organisation.«
»Odum hat ein Sanitärgeschäft«, führte Paige aus. »Er ist nicht arm, aber gleich drei Immobilienkäufe sollte er sich eigentlich nicht leisten können. Wir haben euch die Adressen der Häuser und die Namen der Vorstandsdirektoren geschickt.«
Joseph warf Grayson einen Blick zu. »Kriegen wir Durchsuchungsbeschlüsse für die Häuser?«
»Möglich. Aber nicht deswegen, weil die Leute in Millhouse’ Vorstand sitzen und Eigentum kaufen. Ich müsste schon belegen, dass keiner über entsprechende persönliche Mittel verfügte, und dazu brauche ich wieder Beschlüsse für die Bankdaten. Die könnte ich in fünf Minuten beschaffen, wenn ihr einen Millhouse dazu bringt, mir zu bestätigen, dass Odum an die Non-Profit-Gelder gegangen ist.«
Joseph hatte erwartet, dass Grayson das sagen würde. Er setzte sich nachdenklich zurück. »Dieser Richard Odum … hat er heute Interviews gegeben?«
»Ja«, sagte Daphne. »Hector und ich haben das überprüft, während Paige mit Shannon gesprochen hat. Hier steht eine Menge Geld auf dem Spiel, zumal nun, da die Millhouses im Gefängnis sitzen, ein Machtvakuum entstanden ist. Die Bedingungen sind nahezu ideal für einen Coup. Jeder, der genug weiß, um so etwas an sich zu reißen, ist vielleicht auch darüber informiert, wo Bill Millhouse Ford versteckt hält.«
Wieder war Joseph beeindruckt von ihrer rasanten Auffassungsgabe. Trotzdem fehlte ihr ein Puzzleteil. »Ich bin nicht mehr sicher, dass Bill Millhouse wirklich an Fords Entführung beteiligt ist«, sagte er, was sofortigen Protest am anderen Ende der Leitung hervorrief. »Hört erst mal zu. Als ich eben erwähnte, wie Reggie den Deputy niedergestochen hat, grinste Bill höhnisch. Als ich erwähnte, wie Marina Leute abgeknallt hat, grinste er noch höhnischer. Als ich ihm die Chance gab, über Zacharias’ Ermordung und Fords Entführung zu grinsen, reagierte er gar nicht. Mir schien, dass er überhaupt nicht wusste, wovon ich sprach. Und daher frage ich mich, ob ein anderer aus dem Unternehmen Ford gekidnappt hat.«
»Richard Odum zum Beispiel«, sagte Bo nachdenklich.
»Zum Beispiel«, pflichtete ihm Grayson bei. »Dennoch brauche ich mehr, als ihr habt, um einen Beschluss zu erwirken.«
Auch das überraschte Joseph nicht. »Einer der Millhouses müsste uns also die Verbindung von Richard Odums Ausgaben zum Verteidigungsfonds liefern. Daphne, bei wem würdest du ansetzen?«
»Bei Cindy«, antwortete sie. »Sie ist die unbeständigste. Aber ihr müsst sie so wütend machen, dass sie Bill verrät. Ich habe gesehen, wie Bill während der Verhandlung mit Marina umgegangen ist – als sei sie aus Zucker. Cindy war darüber nicht besonders glücklich. Vielleicht hat sie sich durch das Mädchen bedroht gefühlt, weil sie glaubt, dass das Baby nicht von Reggie, sondern von Bill ist …«
Bo nickte. »Falls das bei Cindy nicht wirkt, können wir es mit Reggie versuchen. Wenn er glaubt, dass sein Vater auf seinem Terrain gewildert hat, wird er vielleicht noch wütender als seine Mutter.«
»Ich bereite die Beschlüsse vor«, sagte Grayson. »Sollte es euch nicht gelingen, Richard Odum mit dem Verteidigungsgeld in Verbindung zu bringen, versuche ich, einen Richter dazu zu überreden, blanko zu unterschreiben.«
»Kein schlechter Anfang«, sagte Joseph. »Ich melde mich.«
»Moment mal«, fauchte Daphne. »Ich will bei dem Verhör dabei sein, wenn …«
»Auf gar keinen Fall«, unterbrach Joseph sie barsch. »Du bleibst da,
Weitere Kostenlose Bücher