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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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gesprochen.«
    »Nein, buchstäblich. Ich durchwühlte gerade hungrig eine Mülltonne. Die Nachbarn warfen oft verdammt gute Sachen weg.«
    Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer. »Und dann?«
    »Dann tauchte er plötzlich hinter der Tonne auf, zog mich in die Arme und sagte ›Skatten min‹  – ›mein Schatz‹. Das hatte er immer gesagt, wenn er mich ins Bett brachte, und da wusste ich, dass alles gut werden würde.«
    Grayson brauchte einen Moment, bis er wieder etwas sagen konnte. »Er hat dich also mit nach Hause genommen?«
    »Ja. Er und meine Großmutter haben einen Antrag auf Adoption gestellt, und meine Mutter hat eingewilligt.«
    »Hast du ihren Namen angenommen? Ich meine, Holden klingt nicht besonders skandinavisch.«
    »Ist es auch nicht. Wir hießen Westgaard. Meine Mutter heiratete, als ich noch ein Baby war, und änderte auch meinen Namen. Ich wollte meinen Geburtsnamen eigentlich wieder annehmen, sobald ich achtzehn wurde, aber als es dann so weit war, hatte ich mit Kampfsportturnieren angefangen, und mein Name hatte bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.«
    »Du hast deine Großeltern geliebt«, murmelte er.
    »O ja, auch wenn ich sie die meiste Zeit über gar nicht verdient hatte. Ich war enorm schwer zu handhaben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich bekam immer wieder Ärger, weil ich nicht wusste, wie man sich anderen Menschen gegenüber normal verhält. Ich muss meinem Großvater mehr als einmal das Herz gebrochen haben. Schließlich schleppte er mich zum Karatetraining. Er hatte im Fernsehen eine Sendung über einen Burschen gesehen, der bei Problemkindern Wunder bewirkte. Großvater meldete mich an und verkaufte ein paar Möbel, um mir die Stunden bezahlen zu können. Womit er mich vermutlich zum zweiten Mal gerettet hat.«
    »Ich bin sicher, er hat das als lohnende Investition betrachtet.«
    Sie schluckte. »Er hat zum Glück lange genug gelebt, um zu sehen, wie ich mich aufgerappelt habe. Obwohl er kein Turnier mehr miterleben konnte. Aber Großmutter war da, wann immer sie konnte. Ich weiß, dass reiche Kinder auch ihre Probleme haben, aber alles für so wenig wegzuwerfen …«
    »Geld macht vieles leichter zugänglich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich so nicht akzeptieren. Du hast auch Geld gehabt, aber trotzdem keine Orgien im Pool gefeiert und Koks gesnifft, als sei es Luft. Oder etwa doch?«
    »Lieber Himmel, nein!« Allein der Gedanke schien ihn zu schockieren. »Meine Mutter hätte mir lebenslangen Hausarrest verpasst.« Er dachte einen Moment nach. »Außerdem hätte es ihr das Herz gebrochen, wäre ich derart aus dem Rahmen gefallen, und dazu war sie mir viel zu wichtig.«
    Sie empfand einen Stich der Sehnsucht. Er war wirklich ein großartiger Mensch. Den du ziehen lassen musst, wenn das hier vorbei ist.
    »Im Übrigen hatten nicht wir das Geld«, fuhr er fort, »sondern die Carters, bei denen wir wohnten. Die Carters waren und sind immer noch unfassbar großzügig. Ich hatte Glück. Aber du hast recht: Reich oder arm – die Menschen treffen Entscheidungen. Die falschen Entscheidungen ziehen Konsequenzen nach sich. Zumindest sollte es so sein. Deswegen tue ich, was ich tun muss.«
    Der Stich in ihrem Herzen wurde zu einem dumpfen Schmerz. Hier war der Mann, auf den sie schon immer gewartet hatte. »Du hattest tatsächlich Glück. Du hattest eine Mutter, die dich liebte. Und die dich zu einem anständigen Menschen erzogen hat. Das bedeutet verdammt viel.«
    Sein Blick war stur geradeaus gerichtet, sein Körper reglos. »Das stimmt.« Er schwieg einen langen Moment. »Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns mit Rex McCloud unterhalten.«
    Sie blinzelte, verdutzt über diesen abrupten Themenwechsel, noch mehr allerdings über die Feierlichkeit, mit der er den Satz ausgesprochen hatte. »Du hast gesagt, er stünde unter Hausarrest. Wo denn? Auf dem Anwesen?«
    »Nein. Die McClouds haben in der Innenstadt eine Immobilie. Hauptsächlich Büros, aber auch Penthouse-Wohnungen. Dort ist Rex im Moment. Wir brauchen kein Navigationssystem. Ich weiß, wohin wir müssen.«
    Mittwoch, 6. April, 18.15 Uhr
    Man stellte ihm einen Martini hin. »Ich hoffe, Sie hatten einen produktiven Tag, Sir.«
    »Das hatte ich in der Tat.« Ein wohlplaziertes Augen- und Ohrenpaar hatte ihn informiert, dass Mr. Grayson Smith zwei Suiten im Peabody Hotel gebucht und in einer davon einen Koffer und Hundefutter deponiert hatte. Nun wusste er, wo sich die Frau heute Nacht aufhalten würde. Bisher war

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