Todeskleid: Thriller (German Edition)
betreffend, sollte es dazu kommen. Sie hoffte inständig, Darren würde sich wieder beruhigen und einsehen, dass er überreagiert hatte. Und hoffentlich schaffe ich es dann, ihm die Wahrheit zu sagen.
Adele hatte nicht die Absicht, Krissy persönlichere Dinge zu erzählen – was zum Beispiel die Medaille bedeutete, die sie nun in ihrer Tasche bei sich trug. Sie hatte sich die ganze Nacht hin und her gewälzt und sich gefragt, was sie unternehmen sollte. Wen sie um Hilfe bitten konnte.
Dass die Medaille und die Versuche, sie umzubringen, zusammenhingen, war verdammt weit hergeholt. Wahrscheinlicher in ihren Augen war, dass ein Killer sich ihren Namen tatsächlich wahllos aus dem Telefonbuch gesucht hatte, auch wenn Darren diese Möglichkeit als lächerlich abtat. Bloß hatten sie damals gedroht, sie umzubringen, sollte sie je etwas preisgeben.
Also habe ich es niemandem erzählt. Auch Dr. Theopolis hatte sie nur das Nötigste gesagt, als er sie damals wegen ihrer Selbstmordversuche behandelt hatte: Nicht einmal er kannte Namen, Daten und Orte.
Jetzt damit herauszurücken mochte nicht mehr ausrichten, als dass sie ihr Leben wieder einigermaßen auf die Reihe bekam. Doch sie musste es tun, allein schon, um ihr Kind zu beschützen. Und zwar vor mir selbst.
Sie war im Geist schon alle Möglichkeiten durchgegangen, die ihr blieben: die Polizei, diverse Medien, Darren natürlich. Sie konnte es ein für alle Male hinter sich bringen und ihm alles erzählen. Doch schließlich hatte sie sich für die Polizei entschieden, aber mit einem Zwischenschritt. Ohne Beweise würde ihr niemand glauben; sie hatte nicht einmal die Pralinenschachtel aufbewahrt. Die Polizei würde sie schlicht und einfach für eine Verrückte halten.
Also hatte sie kurz vor der Dämmerung den Entschluss gefasst, einen Privatdetektiv anzuheuern, der herausfinden sollte, wer sie umbringen wollte. Sobald sie einen Beweis hatte, würde sie zu den Cops gehen. Und falls die Medaille damit zu tun hatte, dann würde sie sich auch an die Medien wenden.
In der Zwischenzeit würde sie sich auf das Schlimmste vorbereiten. Sie würde um Allie kämpfen, wenn es sein musste. Darren wird sie mir nicht wegnehmen.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass Darren das getan hat.« Krissy schenkte ihr Kaffee ein. »Mir hat er eigentlich ganz gut gefallen.«
»Es kränkt mich enorm, dass er mir zutraut, ihn zu betrügen. Dass er so was von mir denkt!«
Krissy zögerte. »Er hat doch keinen Beweis dafür, oder? Keine Bilder oder so was?«
»Nein«, sagte Adele entgeistert. »Ich habe ja nichts getan.«
»Vielleicht ist er nur so aufgebracht, weil er sich um seinen Hund sorgt.«
»Das gibt ihm trotzdem nicht das Recht, so mit mir umzugehen.«
»Nein, da hast du recht. Es klingt einfach nur nicht nach dem Darren, den ich zu kennen geglaubt habe. Er hat dich doch immer auf Händen getragen.« Sie zuckte die Achseln und reichte Adele eine Karte. »Mein Anwalt. Gut, aber teuer.«
Adele wappnete sich innerlich. »Wie teuer?«
»Sein Vorschuss war fünftausend. Aber er war es wert«, fügte sie hinzu, als Adele ein Gesicht zog. »Wenn Darren sich so irrational benimmt, kannst du das vielleicht gegen ihn verwenden.«
Aber ich habe mich ja zuerst irrational verhalten. Was Darren bestimmt nicht für sich behalten würde.
»Kann sein. Hattest du Bilder bei deiner Scheidung?«
»Aber ja. Als mein Mann die Fotos sah, hat er schnell die Unterhaltszahlungen verdoppelt. Er wollte nicht, dass davon etwas an die Öffentlichkeit kam. Sie waren gewissermaßen …« Krissy nippte an ihrem Kaffee. »… geschäftsschädigend.«
»Und wie bist du an diese Fotos gekommen?«
»Ich habe einen Privatermittler engagiert. Besser habe ich noch nie mein Geld angelegt.« Krissy schrieb ihr eine Adresse auf. »Falls du beschließt, dir etwas Munition zu verschaffen.«
Adele zog die Brauen zusammen. »Na ja, das liegt ja nicht gerade im schicksten Teil der Stadt.«
»Fahr einfach nicht nach Einbruch der Dunkelheit hin. Er meint, seine geringe Büromiete hält die Kosten niedrig.«
»Danke. Ich denke, ich sollte ihn mal anrufen.«
Donnerstag, 7. April, 7.45 Uhr
»Kaffee und die Morgenzeitung, Sir?«
»Ja«, sagte er. »Bitte. Und lassen Sie die Kanne ruhig stehen. Ich denke, heute ist ein Zwei-Tassen-Morgen.«
Er war bereits in seinem eigenen Fitnessraum auf dem Laufband gewesen, hatte geduscht und war nun bereit für ein gesundes Frühstück vor der Arbeit. Zurück zur Routine.
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