Todeskleid: Thriller (German Edition)
an dem er gern Urlaub machte? Vielleicht ein Häuschen irgendwo?«, hakte Gutierrez nach.
»Hatte er tatsächlich«, sagte Hyatt. »Vor Cherris Tod. Oben im Norden – Kanada. Mehr weiß ich nicht.«
»Wussten Sie, dass Violet seine Enkelin war?«, fragte Stevie ihren Vorgesetzten.
»Ja. Cherris Tod hat Rose und ihn schwer getroffen. Das Baby war ihre Rettung. Silas war so erleichtert, als man damals die Anklage gegen Cherri fallenließ. Er war sich sicher, dass sie die zweite Chance nutzen und etwas aus sich machen würde. Wenn ich nicht hier stehen und alles mit eigenen Augen sehen würde … ich könnte es immer noch nicht glauben.«
Doyle erhob sich wieder. »Was jetzt?«
»Wir leiten die Fahndung ein«, beschied Hyatt grimmig. »Nehmen ihn fest. Und ermitteln die Herkunft des Geldes auf seinem Konto.«
»Die Pistolen gehen in die Ballistik«, fügte Stevie hinzu. »Er hat sie hiergelassen, damit wir sie finden. Ich könnte mir vorstellen, dass sie uns eine Geschichte erzählen.« Sie seufzte. »Außerdem müssen wir Rose und Violet finden. Sie sind entweder geflohen, oder Silas hat sie versteckt. Wenn wir wüssten, wo sie sind, könnten wir Silas damit herlocken.«
»Roses Handynummer steht in Silas’ Personalakte«, sagte Hyatt.
»Ich kümmere mich drum«, sagte Doyle. »Wer ruft an?«
Hyatt nickte. »Ich.«
»Nein«, wandte Stevie ein. »Lassen Sie mich das machen. Wenn Rose merkt, dass wir hinter Silas her sind, macht sie die Schotten dicht. Ich kann sie nach dem Clown fragen, den sie für Violets letzten Geburtstag engagiert hat. Cordelias Geburtstag steht bevor, und vielleicht erinnert sie sich daran. Einen solchen Anruf nimmt sie eher an.«
Donnerstag, 7. April, 10.25 Uhr
Vom Fahrersitz des Escalade blickte Paige mindestens zum hundertsten Mal, seit sie die Wohnung seiner Mutter verlassen hatten, zu Grayson hinüber. Sie hatten die Plätze getauscht, und Paige fuhr sie zu ihrem Termin bei Reba McCloud, damit Grayson auf Josephs Laptop über Andersons Account recherchieren konnte.
Daphne hatte ihm per SMS Andersons User-Namen und Passwort zukommen lassen, und ein Anruf bei Joseph hatte ihnen versichert, dass das Wi-Fi-Modul in seinem Rechner nicht zurückverfolgt werden konnte. Es war besser, sich erst dann in die Karten schauen zu lassen, wenn es unbedingt nötig war.
Grayson hatte seit einer halben Stunde nicht mehr vom Bildschirm aufgeblickt. Er war vollkommen vertieft in das, was seine Suche hervorgebracht hatte, und nach der finsteren Miene, die er zur Schau trug, gefiel ihm gar nicht, was er las.
Ein blecherner Fanfarenstoß durchdrang plötzlich die Stille im Auto und ließ sie beide zusammenfahren.
»Was war denn das?«, brauste Grayson auf.
»Ich jedenfalls nicht.« Paige deutete auf das Laptop. »Vielleicht hast du eine E-Mail bekommen.«
Er sah nach und stieß verärgert die Luft aus. »Du hast recht. Joseph hat die Trompete als akustisches Signal eingestellt. Die Mail ist von J. D. Fitzpatrick. Sie haben einen Verdächtigen, was die Autobombe betrifft. Ein gewisser Harlan Kapansky, den Silas vor Jahren festgenommen hat. Der Bursche hat fünfundzwanzig Jahre bekommen, ist aber letztes Jahr wegen guter Führung freigelassen worden.«
»Dann können wir die Spur des Geldes zurückverfolgen«, sagte sie. »Jemand wird ihn bezahlt haben, damit er uns ausschaltet. Ist ja nicht unwahrscheinlich, dass es derselbe war, der auch dafür gelöhnt hat, dass Ramon eingelocht wird und Rex freikommt.«
»Und Cherri Dandridge«, fügte Grayson grimmig hinzu. »Und all die anderen, für die ein anderer eingesessen hat, wie ich gerade herausgefunden habe.«
Wieder warf sie einen Blick auf den Rechner auf seinem Schoß. Seine Suche war offenbar erfolgreich gewesen. »Was glaubst du, wie viele das waren?«
»Charlie Anderson und Bob Bond haben sich in den acht Jahren vor Bonds Tod vor Gericht insgesamt zehnmal duelliert. In fünf Fällen wurde die Anklage gegen die Person fallengelassen, weil sich anhand von nachträglich gefundenen Beweisen herausstellte, dass ein anderer schuldig war.«
Paige blinzelte. »Bei der Hälfte der Fälle? Wow. Das ist eine Menge. Warum ist das niemandem aufgefallen?«
»Weil niemand darauf geachtet und es sich über zehn Jahre hingezogen hat. Das hier sind nur die Fälle, die es bis zur Anklage geschafft haben. Um die Fälle einzusehen, die nicht einmal vor Gericht gelandet sind, muss ich mich in einen anderen Teil der Datenbank einloggen.«
»Von diesen
Weitere Kostenlose Bücher