Todeskleid: Thriller (German Edition)
Sachen bekommen haben. Und mit den schönen blonden Haaren sah sie aus wie ein Porzellanpüppchen.«
Paige spürte, wie auch ihre Kehle eng wurde. »Danke. Damit haben Sie mir sehr geholfen.«
»Sie mir auch. Es ist schön zu hören, dass eines unserer Bücher so wertgeschätzt wird.« Ihr Lachen klang tränenerstickt.
»Ich werde Ihnen ganz bald ein neues Exemplar schicken«, versprach Paige. Sie legte auf und starrte auf das Telefon, bis das Brennen in ihren Augen nachließ. Auch Grayson wirkte betroffen.
»Sie war also da«, sagte sie und blinzelte, damit sie wieder scharf sehen konnte. »Sie hatte sogar ein neues Kleid für diese Feier bekommen. An diesem Tag muss etwas geschehen sein, Grayson. Etwas, weswegen sie acht Jahre später auf diese Party wollte.«
»Etwas, das ihr ihrer Meinung nach viel Geld einbringen würde.« Er seufzte. »Alles ist gerade noch sehr viel komplizierter geworden. Falls dort etwas geschehen ist, dann kann es überall auf diesem großen Grundstück gewesen sein. Und inzwischen ist es schon vierzehn Jahre her.«
»Nur fürs Protokoll: Wir gehen beide von Missbrauch aus«, sagte Paige. »Sexuellem Missbrauch.«
»Das sagt mir mein Bauchgefühl. Was bedeutet, dass die Sache ausgesprochen heikel werden kann. Und schwierig zu beweisen. Wie gesagt: Es ist vierzehn Jahre her, und wir haben nicht einmal eine Klägerin.«
»Nein. Die Klägerin ist tot«, fügte Paige frustriert hinzu. »Du willst doch nicht aufgeben, oder?«
»Herrje, nie und nimmer. Ich fange gerade erst an.«
20. Kapitel
Donnerstag, 7. April, 11.30 Uhr
Silas riss langsam der Geduldsfaden. Er hatte den ganzen Morgen die Eingangstür seines Auftraggebers im Auge behalten, um ihn abzupassen. Aber er hatte nur Grayson Smith und die Privatermittlerin hinein- und eine halbe Stunde später wieder herausgehen sehen. Wenn ihr wüsstet, wie nahe ich bin.
Sein Abzugsfinger kribbelte. Er blickte aufs Display seines Privathandys. Seit einer Stunde versuchte er, seine Frau zu erreichen. Der Anruf, den sie vereinbart hatten, war überfällig. Aber natürlich konnte sie aufgehalten worden sein oder sich irgendwo befinden, wo sich schlecht telefonieren ließ. In einem Geschäft zum Beispiel. Violet brauchte neue Kleidung. Eigentlich brauchte sie alles neu.
Endlich klingelte sein Handy. »Rose.«
»Nein. Nicht Rose. Nicht einmal annähernd.«
Seine Brust wurde eng. Er bekam keine Luft mehr. »Nein«, flüsterte er.
»Oh, doch.«
»Was haben Sie ihr angetan?«
»Was notwendig war. Sag hallo, Kleines.«
»Papa?«, schluchzte Violet. »Wo bist du? Mama ist …« Abrupt brach ihre Stimme ab.
»Violet!«, brüllte Silas.
»Nein, ich bin’s wieder«, flötete sein Auftraggeber. »Die kleine Violet musste sich schlafen legen. Keine Angst, nur ein Betäubungsmittel. Sie wird es überleben … wenn du brav bist. Dein kleiner Wutausbruch heute Morgen hat mir gar nicht gefallen, Silas.«
»Rühr mein Kind nicht an.«
»Das habe ich doch schon.«
»Dreckschwein!« Ein Schluchzen stieg in ihm auf, zornig und verzweifelt. »Du mieser Bastard!«
»Oh, Silas, du denkst doch nicht etwa … Ich musste sie anfassen, um sie aus dem Hotelzimmer zu holen, in dem du sie versteckt hast. Aber doch nicht so .«
Silas holte angestrengt Luft. »Was wollen Sie?«
»Schon viel besser. Ich will, dass du Smith und die Frau beseitigst. Und dann will ich dich. Unbewaffnet.«
»Sie wollen verhandeln? Mich gegen meine Familie eintauschen? Gegen Rose und Violet?«
»Klar. Na ja, zumindest gegen Violet.«
Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Rose?«, flüsterte er.
»Sie hat erbittert gekämpft. Du kannst stolz auf sie sein. Gute Polizistenehefrau.«
Silas glaubte, ersticken zu müssen. »Sie lügen.« Rose. Es konnte nicht sein.
»Schau auf dein anderes Handy. Ich habe dir eine MMS geschickt.«
Silas tat es, und ihm wurde übel. Es war ein Foto. Von Rose am Boden, der Kopf voller Blut. Blendender Hass stieg in ihm auf. »Ich bring dich um, du mieses Schwein.«
»Silas, Silas«, sagte sein Chef beschwichtigend. »Jetzt schütte doch nicht gleich das Kind mit dem Bade aus. Ich will, dass Smith und Holden sterben. Und zwar schnell, bevor sie noch mehr Ärger machen. Heute noch.«
»Und wenn es länger dauert?«
»Du hast bis Mitternacht Zeit. Danach … kannst du einen kleinen Sarg bestellen.«
Nackte Panik überwältigte ihn. »Wie … wie haben Sie sie gefunden?«
»Du hast Violet erlaubt, die Puppe mitzunehmen. Ich war vor kurzem in
Weitere Kostenlose Bücher