Todeskleid: Thriller (German Edition)
wieder denken. Lucy hat noch etwas anderes gefunden.«
Er öffnete einen weiteren Karton und kippte die Nudeln auf den Teller. »Lucy hat die Fotos von den Würgemalen um Crystals Hals untersucht. Sie meint, die eine Hand des Täters muss schwächer gewesen sein als die andere. Die Male sind ungleichmäßig.«
Paiges Augen funkelten. »Und unser guter Freund, der schmierige Perversling und Senator, hatte 2001 einen leichten Schlaganfall. Seitdem ist seine Linke beeinträchtigt. Mieses Schwein. Er hat sie also doch umgebracht.« Dann runzelte sie die Stirn. »Moment mal. Sie ist doch gar nicht erwürgt worden. Getötet wurde sie durch Messerstiche.«
»Womit du mir das Stichwort für eine andere Neuigkeit gibst. Lucy meint, die Autopsiefotos würden nahelegen, dass nicht nur eine Person die Wunden zugefügt hat. Der Eintrittswinkel unterscheidet sich.«
Paige biss sich auf die Lippe. »Das heißt, zwei Leute haben sie getötet?«
»Keine Ahnung. Lucy könnte sich vorstellen, dass eine Person sie erst gewürgt, dann vielleicht einmal zugestochen hat. Die zweite Person hat das Messer tiefer eingebracht. Was dann, laut Lucy, zum Tode geführt hat.«
»Mist. Das ändert einiges.«
»Eigentlich nicht. Wenn McClouds Hände zu schwach waren, um die Sache zu Ende zu bringen, hat ihm eben jemand geholfen. So wie der Fahrer ihm geholfen hat, die Mädchen erst zu säubern und dann so stark einzuschüchtern, dass sie den Mund hielten.«
»Aber der Chauffeur war schon Jahre tot, als Crystal ermordet wurde.« Sie überlegte. »Also muss er einen weiteren Helfer gehabt haben, und zwar einen, der außerdem stark genug war, um die anderen Opfer aufzuknüpfen.« Der Zorn stieg mit solch einer Macht in ihr auf, dass sie zu zittern begann. »Der Senator hat sie vergewaltigt und dann Jahre später aufgespürt und getötet. Eine so heiße Hölle, wie er sie verdient hat, gibt es gar nicht. Wenigstens wissen wir, wo der Senator ist. Aber wir brauchen den Helfer und den Kerl in der Kanzlei. Und wir müssen Violet und Adele finden.«
»Der Mann aus der Kanzlei hat Violet, und der Senator weiß, wer er ist. Aber wir können uns natürlich den Perversling erst dann vornehmen, wenn wir wenigstens einen Kläger haben. Sonst ist es sinnlos.«
»Adele«, schloss Paige. »Wenn der Senator all die anderen MAC-Frauen umgebracht hat und Adele nicht einfach nur weggelaufen ist, dann hat McCloud sie entweder in seiner Gewalt oder weiß, wo sie ist.«
»Und trotzdem können wir ihn nicht verhaften. Wir haben keine Leiche und keinen Beweis, nur Rex’ Geschichte, die er vor Gericht nicht wiederholen will. Und sehr, sehr dünne Indizienbeweise. Das akzeptiert kein Gericht.«
»Ich könnte schreien!«, sagte sie frustriert. »Da beißt sich die Katze in den Schwanz!«
»Allerdings. Langsam könnten wir mal gute Neuigkeiten gebrauchen.«
»Neuigkeiten hätte ich auch, und sie könnten sogar als gut durchgehen. Erinnerst du dich an Detective Perkins? Nach dem Überfall im Parkhaus hat er in der Notaufnahme meine Aussage aufgenommen. Er hat angerufen, während du draußen warst. Er hat den Kerl aus dem Parkhaus identifiziert. Über DNS von deiner Aktentasche.«
»Und? Wer war’s?« Grayson ballte unwillkürlich die Faust.
»Roscoe ›Jesse‹ James. Er ist MMA-Kämpfer. Oder vielmehr: Er war es.«
»Gemischte Kampfkünste. Das passt. Ist er tot?«
»Weiß Perkins nicht. Er verschwand offenbar nach einem Kampf am Dienstagabend. Zuletzt wurde er in seiner Lieblingsbar gesehen. Die Überwachungskamera zeigt, dass er neben jemandem saß, der Silas sein könnte. Der Bursche hat James etwas ins Glas getan und ihm später angeboten, ihn nach Hause zu fahren. Roscoes Auto steht immer noch auf dem Parkplatz. Und zu Hause ist er nicht angekommen.«
»Ob Silas ihn umgebracht hat?«
»Perkins meinte, sie würden die Autos in Silas’ Garage untersuchen. Im Van sei eine Menge Blut gefunden worden. Von der gleichen Blutgruppe wie die Probe vor dem Pflegeheim, die vermutlich zu Kapansky gehörte. Man wird noch sehen müssen, ob man auch Roscoes Blut findet.«
»Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich immer noch nicht glauben, dass Silas das alles fertiggebracht hat«, sagte Grayson. Sein Handy klingelte, und er blickte aufs Display. »Meine Mutter.«
»Sag ihr danke, dass wir ihre Wohnung benutzen dürfen.«
»Mach ich.« Er nahm das Gespräch an. »Hey, Mom.« Dann zog er die Brauen zusammen. »Bist du an einem sicheren Ort? Ich
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