Todeskleid: Thriller (German Edition)
hinter der Bar versteckt. An jenem Abend, als ich ihn bezahlt habe, damit er seinen Mund hält.
Denny hatte ernsthaft geglaubt, die Bilder verwenden zu können. Gegen mich. Als Lebensversicherung. Er war wirklich ein Vollidiot.
Hatte Elena diese Fotos gesehen? Nein, nein, hatte Denny gewinselt, aber natürlich hatte sie das. Er war sich sicher, dass sie sie sogar heruntergeladen hatte, aber das würde er später an Dennys Laptop überprüfen. Man musste kein Genie sein, um zu erraten, dass Ramons Frau etwas Wichtiges entdeckt hatte. Denny hatte auf sie geschossen, aber er hatte sie verfehlt. Deshalb war Silas auf den Plan getreten.
Was er mit dem Kerl machen sollte, wusste er immer noch nicht. Silas hatte ihn belogen, das durfte er nicht durchgehen lassen. Aber Silas war auch nützlich. Ich muss mir das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.
Im Moment gab es allerdings Wichtigeres zu bedenken.
Elena war mit den Fotos geflohen. Mit Fotos von mir, wie ich Denny Geld gebe. Ein Glück, dass ich damals schlau genug war, mich zu verkleiden, sonst hätte Denny nun einen sehr viel grausameren Tod gefunden.
Brodelnd vor Zorn ging er hinunter in die Bar und brach die Kasse auf. Was sich darin befand, hätte nicht ausgereicht, seinen Wagen eine Woche lang vollzutanken, aber es würde nach einem Raubüberfall aussehen. Er fegte Flaschen und Gläser aus den Regalen und blickte zufrieden auf das Chaos aus Scherben und verschüttetem Schnaps. Dann suchte er nach weiteren Kameras, die er prompt entdeckte. Alle Aufnahmen landeten auf Dennys Laptop, das er ebenfalls einpackte. So ein Trottel. Hat tatsächlich gedacht, er könne sich so gegen mich versichern.
Zuletzt öffnete er die Vordertür einen Spaltbreit und verließ die Bar durch die Hintertür. Nicht lange, und Jugendliche würden hier einfallen und sich über die Bar hermachen wie Schakale über einen Kadaver. Sie würden den Laden noch mehr zertrümmern und alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest war. Irgendwann würde jemand den aufgehängten Denny finden. Und jeder Polizist, der misstrauisch wurde, müsste sich durch Berge von Schutt arbeiten.
Schön, dass ich dich los bin, Denny. Er schob Sandovals Laptop in seinen Rucksack. Die Polizei würde auch bei penibler Suche keine Fotos finden. Und doch waren sie irgendwo da draußen, und er musste davon ausgehen, dass sie wiederauftauchten. Dann würde herauskommen, dass Sandoval und Muñoz’ Freund unter Eid gelogen hatten. Muñoz würde wahrscheinlich freikommen.
Zum Glück besaß er stets einen Plan B. Ramon Muñoz’ Verurteilung war nie das Endziel gewesen.
Als er seinen Wagen startete, klingelte das Telefon. Er sah aufs Display. Bei dieser Nummer nahm er immer sofort ab. »Guten Morgen«, sagte er.
»Ich habe die Nachrichten gesehen. Was wusste diese Muñoz?«
Der Vorwurf in der Stimme ärgerte ihn, aber er ließ sich nichts anmerken. »Ich habe mich schon darum gekümmert. Mach dir keine Sorgen.«
»Das sagst du immer. Wie hast du dich darum gekümmert?«
»Der Barbesitzer ist tot.«
»Und Ramons Freund?«
»Um den kümmere ich mich anschließend.«
»Keine ungelösten Probleme?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Gut. Apropos ungelöste Probleme: Ich habe die Letzte aufgespürt.«
Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. »Was soll das heißen? Wo?«
»Sie war jahrelang fort. Weggezogen. Jetzt ist sie wieder im Land.«
Er schluckte. Das war gar nicht gut. »Was hast du vor?«
»Sie umbringen, genau wie die anderen. Dann ist wirklich alles erledigt und niemand mehr übrig, der etwas verraten könnte.«
»Hör mal«, wandte er beschwichtigend ein. »Vielleicht wäre es ganz gut, im Augenblick den Ball flach zu halten. Zumindest, bis sich der Staub um Elena Muñoz wieder gelegt hat.«
»Die Sache läuft bereits. Ich kann jetzt keinen Rückzieher machen.«
»Natürlich kannst du das«, schnauzte er, was er augenblicklich bereute.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde kalt. »Du kümmerst dich um deinen Kram, ich mich um meinen. Ruf mich an, wenn alles erledigt ist.«
Es klickte. Sein Gesprächspartner hatte aufgelegt. »Verdammt«, murmelte er, aber im Moment konnte er ohnehin nichts machen. Also würde er erst einmal den Anweisungen nachkommen und seine losen Fäden vernähen.
Dienstag, 5. April, 13.20 Uhr
Grayson Smith hatte sie nicht allein gelassen. Er hatte ihr die ganze Fahrt über zum Krankenhaus die Hand gehalten. Hatte neben ihr gestanden, während ein
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