Todeskleid: Thriller (German Edition)
murmelte Paige. »Ich weiß schon. Das habe ich Maria und Elena auch gesagt. Aber ›Cops. Jagen mich.‹ hat mich dann doch ein wenig zum Nachdenken gebracht.«
»Dennoch solltest du auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass nicht zwingend die Cops die Beweise manipuliert haben müssen, wenn Ramon denn unschuldig ist.«
Sie zog die Stirn in Falten. »Die Polizisten hatten Ramons Schlüssel, während er verhört wurde. Sie konnten sich Zugang zu seiner Wohnung verschaffen. Und zu seinem Schrank.«
»Jeder hätte dort einbrechen können.«
»Es gab keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen.«
»Paige«, sagte Grayson. »Wenn Clay irgendwo hineinwollte, ohne eine Spur zu hinterlassen, würde er es schaffen?« Damit hatte er einen Treffer gelandet, das konnte er ihr ansehen. »Elena kann sich durchaus getäuscht haben, was ihre Verfolger anging. Vielleicht hat sie auch geglaubt, du würdest dann eher am Ball bleiben.«
Sie zuckte mit den Achseln. »So oder so hat sie jemand umgebracht, und Ramon war es nicht.«
»Also schön. Nichts wies darauf hin, dass man sie in den Gärtnerschuppen gezerrt hat. Sie ist aus eigener Kraft hineingegangen – entweder freiwillig oder unter Zwang.«
»Wie war der Alkoholwert im Blut? Hatte sie getrunken?«
Er suchte in seinen Unterlagen und fand den Bericht der Autopsie. »Null Komma zwei, sie war also noch nicht einmal richtig beschwipst. Die toxikologische Untersuchung erbrachte nichts, keine Drogen, keine Medikamente.«
»Lass mich mal sehen.« Sie zog ihren Stuhl um den Tisch herum, so dass sie näher, viel näher bei ihm saß. So nah, dass ihr Duft ihm zu Kopf stieg und er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. So nah, dass er ihre Brust streifte, als er ihr den Bericht hinschob, und wenn er behauptet hätte, es sei unabsichtlich geschehen, dann hätte er gelogen.
Ihr Gesicht war hinter einem Vorhang aus Haar verborgen. Er wusste bereits, dass es so weich war, wie es aussah, und so wagte er es, vorsichtig eine Hand darunterzuschieben. Sie schauderte leicht.
»Hast du in Minnesota jemanden zurückgelassen?«, fragte er zögernd.
»Nein«, erwiderte sie leise. »Niemanden.«
Er massierte ihr leicht den Hinterkopf und hörte, wie ein unterdrücktes Stöhnen über ihre Lippen drang. Nur zu gern hätte er gewusst, welche Laute sie von sich gab, wenn er sie woanders massierte. »Du musst schlafen«, sagte er.
»Ja, gleich.« Sie hob den Kopf und begegnete seinem Blick. Er gab sich keine Mühe, seine Begierde zu verbergen. Ihre Wangen röteten sich, sie senkte die Lider, und er wusste, dass auch sie ihn wollte. Doch bevor er etwas sagen konnte, sah sie zur Seite und setzte sich aufrecht. Der Moment war verstrichen. »Laut Autopsiebericht waren die Messerstiche die Todesursache.«
»Drei«, ergänzte er. »Vorher hat man sie gewürgt.«
»Hier steht auch etwas von Reizung der Augen, Mundschleimhaut und Bronchien.«
»Sie wurde mit einem Pfefferspray attackiert. Das hat der Rechtsmediziner ausgesagt. Damals ließ es Ramon in einem noch schlechteren Licht erscheinen: Sie versucht, sich gegen ihn zu wehren, und er setzt sie mit Pfefferspray außer Gefecht.«
»Ich hab’s gelesen. Aber man hat kein solches Spray gefunden.«
»Nein. Entweder hat der Täter es mitgebracht und wieder eingesteckt, oder sie hat es mitgebracht, und er hat es ihr weggenommen. Fragt sich nur, wieso.«
»Keine Ahnung. Hast du Fotos vom Tatort?«
Gespannt reichte er ihr den Polizeibericht. »Was hast du vor?«
»Ich weiß es nicht. Ich überlege bloß, was sie an jenem Abend dort gewollt haben kann. Ich meine, sie muss ziemlich viel Aufwand betreiben, um Rex McCloud kennenzulernen und auf diese Party eingeladen zu werden, wo die ganze Welt säuft und snifft und weiß Gott was tut, aber sie trinkt nicht einmal. Stattdessen geht sie in einen Gärtnerschuppen.«
»Die Spurensicherung hat herausgefunden, dass der Angreifer von hinten gekommen ist, und aufgrund der Neigung der Würgemale ließ sich sagen, dass er mindestens fünfzehn Zentimeter größer war als Crystal. Das passte auf Ramon.«
»Und auf die Hälfte aller Männer im gesamten Staat. Na schön, sie marschiert also in diesen Schuppen, er kommt von hinten und würgt sie. Sie wehrt sich, holt ihr Pfefferspray hervor …« Sie brach ab und blätterte stirnrunzelnd durch den Polizeibericht, bis sie die Fotos fand. »Ihr Kleid war bis zur Taille hinaufgezerrt. Was hat sie an dem Abend getragen?«
Nun war es an
Weitere Kostenlose Bücher