Todeskleid: Thriller (German Edition)
Williams. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Das tut es aber. »Es waren vier Männer. Einer davon war der Mann meiner Freundin, ein Polizist. Sie hatte ihn wegen Misshandlung angezeigt, und er war wütend auf mich, weil ich seine Bemühungen behinderte, ›seine Frau wieder auf Spur zu bringen‹. Zudem hatte ich ihn einmal, als er seine Frau attackierte, ziemlich schlecht dastehen lassen.«
»Sie haben ihn also wütend gemacht«, stellte Williams fest. »Und weiter?«
»Er hat sich bei ein paar Freunden beschwert. Gemeinsam sind sie gekommen, um mir eine Lektion zu erteilen.«
»Haben Sie die anderen Beteiligten jemals kennengelernt?«
»Nein. Oder eher: Nicht dass ich wüsste. Einer ist nie erwischt worden, daher kann ich nicht sicher sagen, wer es gewesen ist.«
Grayson versteifte sich. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass einer entkommen war.
»Die Männer brachen ins Frauenzentrum ein. Sie waren maskiert und bewaffnet. Theas Mann hielt ihr eine Waffe an den Kopf. Die anderen griffen an. Zwei hatten keine Kampfsporterfahrung, der Dritte ja. Auch er war Polizist, wie sich später herausstellte. Ich hatte den Notruf gewählt, als die Täter eingebrochen waren, und mein Handy steckte in der Tasche. Alles, was geschah, ist aufgezeichnet worden.« Sie zog spöttisch eine Braue hoch. »Falls Sie mich nicht für glaubwürdig genug halten.«
»Haben Sie sich wehren können?«, fragte Gutierrez.
»Ich schleuderte einen von ihnen gegen die Wand, wo er benommen liegen blieb. Den Zweiten konnte ich in die Rippen treten, aber der Dritte packte mich von hinten. Er war derjenige, der später auch bei mir zu Hause einbrach. Er hatte mich im Schwitzkasten, und ich … versuchte, mich daraus zu befreien.« Sie schluckte. Ihre äußere Gelassenheit bröckelte. »Der Kerl mit den gebrochenen Rippen rappelte sich auf und fing an, auf mich einzuprügeln.«
»Er war aber kein Polizist, richtig?«, fragte Hyatt. Paige kniff die Augen zusammen.
»Nein. Aber seine Schläge taten trotzdem weh. Der Polizist hinter mir hatte einen Schlagstock, den er dem anderen gab, und er hieb mir gegen Kopf, Rippen und Beine. Alle lachten. ›Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, was, Schlampe?‹, fragte einer.« Sie räusperte sich. »Dann redeten sie darüber, was …was sie noch alles tun würden, wenn sie mich erst einmal zurechtgestutzt hätten.«
Grayson bemerkte erst jetzt, dass er den Atem anhielt. Er zitterte vor Wut.
»Ich sah bereits Sterne, als meine Freundin Thea sich mit einem Befreiungsgriff, den sie von mir gelernt hatte, aus dem Arm ihres Mannes wand.«
»Aber er hielt die Waffe noch immer an ihren Kopf«, sagte Williams.
»Ja.« Paige schluckte wieder. Tränen traten ihr in die Augen. Sie blinzelte nicht, aber sie wandte ihren Blick auch nicht von den Männern ab, die sie genau beobachteten. »Sie brachte ihn dadurch aus dem Konzept, und er schoss. Die Kugel durchschlug ihren Hals und drang unter seinem Arm ein. Durchtrennte die Arterie. Sie war innerhalb von Sekunden tot. Er schaffte ein paar Minuten mehr. Dass sie sterben musste, weil sie etwas angewandt hatte, das ich ihr beigebracht hatte …« Ihre Stimme brach. »Es ist nicht leicht, damit zu leben.«
Im Zimmer war es totenstill geworden. Paige räusperte sich wieder. »Der Polizist, der mich im Würgegriff gehabt hatte, ließ los, um sich um Theas Mann zu kümmern. Ich hatte ein Messer in meiner Tasche und versuchte, es herauszuholen, doch der Kerl, der an der Wand zusammengesackt war, war wieder zu sich gekommen und schoss auf mich. Hier hat er getroffen.« Sie rieb sich die Schulter.
»Theas Mann war inzwischen tot, die anderen Männer flohen. Bis die Ambulanz eintraf, war ich schon fast verblutet, aber man hat mich gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft und wieder zusammengeflickt. Die drei Männer wurden nicht gefasst. Ich konnte sie nicht identifizieren und wusste nur, dass einer gebrochene Rippen haben musste, und der Kerl, der mich festgehalten hat, ›Mike‹ genannt worden war. Ein paar Tage später schickte das Krankenhaus mich nach Hause.«
»Wo man Sie noch einmal überfiel«, ergänzte Williams.
»Ja. Es war der Cop, der mich gewürgt hatte. Er hatte befürchtet, dass ich ihn vielleicht doch identifizieren würde, wenn ich mich ein wenig erholt hatte. Zum Glück konnte meine beste Freundin, die ebenfalls Polizistin ist, mir helfen.«
»Diese Freundin ist ein erfahrener Detective der Mordkommission in Minneapolis«, ergänzte Stevie.
Weitere Kostenlose Bücher