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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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geschehen war, schien ihm auf unerklärliche, geheimnisvolle Weise mit dem See zusammenzuhängen, an dem sie lagerten, und was Eugenio tat, resultierte aus dem Bedürfnis, jedes Risiko zu vermeiden.
     
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    In diesen Tagen begann auch die Gehässigkeit gegenüber Keefauver wieder aufzuflackern. Joyce nutzte die Gelegenheit, um den Leuten klarzumachen, daß der Kommandant sicher in seinem Schiff sitze und sich, obwohl die Schiffsapotheke über eine Menge brauchbarer Medikamente verfüge, nicht die geringsten Sorgen darüber mache, welches Schicksal seine Mannschaft ereilte.
    Eugenio beurteilte die Sachlage objektiver. Er wußte, daß Keefauver als Captain der Raumflotte über ein gerüttelt Maß an medizinischen Kenntnissen verfügte und bei seinem Besuch vor einigen Tagen alles mitgebracht hatte, was der Situation des Zeltlagers angepaßt schien. Eugenio ging mit dem Kommandanten völlig darin einig, daß es sinnlos war, an einem Kranken, der typhusähnliche Symptome zeigte, wenn seine Krankheit auch sicherlich nicht erdgewohnter Typhus war, Mittel gegen Magenkolik oder Kopfschmerzen auszuprobieren, nachdem die Anti-Typhus-Medikamente völlig versagt hatten. Außerdem erinnerte sich Eugenio, daß Keefauver Joyce den Rat gegeben hatte, das Lager ein Stück weiter vom See zu entfernen. Joyces einzige Reaktion war ein spöttisches Lachen gewesen.
    Die Situation bildete sich also derart, daß Eugenio zwar von der Unschuld und den guten Absichten Keefauvers überzeugt war und auch Beweise dafür anzuführen imstande gewesen wäre, sich jedoch hütete, dies zu tun, weil es ihm zumindest im Augenblick günstiger schien, sein Leben zu behalten, als es in der Wut der Männer zu verlieren.
    Eugenio betätigte sich also weiter als ergebener Paladin der Gruppenführerin Joyce. Auf seine eigene, spöttische Weise erfreute er sich ihrer Gunst und tat alles, was sie zufriedenstellte und ihn über allen Verdacht erhaben machte.
    Dazu gehörten auch die täglichen Rundgänge um das Lager. Joyce war eine zu intelligente Frau, als daß sie niemals von den fleischfressenden Moosen des Mars und den Schwebesandflecken der Venus gehört hätte, die in Wirklichkeit nichts anderes waren als eine Ansammlung kleiner und kleinster Silicium-Kohlenstoff-Wesen, die in ihrer Gesamtheit über eine gewisse Intelligenz verfügten, wenn sie sich zu koordinieren verstanden. Sie war überzeugt davon, daß jeder Planet des Sonnensystems seine eigene Art von Leben hervorgebracht hatte; und in einem vertrauten Gespräch unter acht Augen, an dem nur ihre Vertrauten teilnahmen, gestand sie unumwunden, daß sie vor nichts mehr Angst habe als vor einer Neptun-Molluske, die sich schleimig und widerlich eines Nachts in ihr Zelt zwängen und sie auffressen könne.
    Eugenio war weit von solchen Ängsten entfernt; aber er war froh, daß Joyces Befürchtungen ihm Gelegenheit gaben, von Zeit zu Zeit frei und unbeobachtet draußen herumzuspazieren und sich mit dem Kommandanten in Verbindung zu setzen, um ihm über die laufenden Vorfälle zu berichten.
    Eugenios Furchtlosigkeit kam nicht von ungefähr. In den letzten Tagen hatte er versucht, die einzelnen Fäden des Geschehens, die ihm in die Hände gekommen waren, zu einem Muster zu weben; er war ein Mann, der es unter Umständen verstand, das, was er sah, völlig von den Vorurteilen zu abstrahieren, mit denen jeder Erdenmensch belastet war, und die Dinge so zu sehen, wie sie sich zeigten.
    Das Muster, das er gewebt hatte, war phantastisch und unglaublich zugleich; aber Eugenio erkannte nicht, wo er einen Fehler gemacht hatte. Also nahm er sich vor, das Bild, das sich jetzt in seinen Anfängen zeigte, als Grundlage seiner zukünftigen Beobachtungen zu betrachten.
    Seine Rundgänge machte er meistens tagsüber. Ihn frappierte dieses graue Halbdunkel, in dem er alles halb, aber nichts ganz erkennen konnte, und erst unter dem Einfluß dieser unsagbar fremden Dämmerung empfand er voll und ganz das Erlebnis, als Mensch der Erde auf einem fremden Planeten zu stehen – weit außerhalb des Bereiches, den der Mensch sich bisher erobert hatte.
    Seine Streifzüge führten ihn immer weiter von dem See weg, an dem das Zeltlager stand. Gewöhnlich nahm er sich einen Block Plastikfolien mit und ein Zeichengerät, das den mörderischen Temperaturen – nur dreißig Grad über dem Gefrierpunkt des Sauerstoffs – am besten widerstand. Die Karten, die er bisher gezeichnet hatte, waren

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