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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Oberlippe dreimal so dick vor, auch ihre Stimme hatte sich verändert. Jane Collins hatte sich verändert. In ihr lebte ein anderer Geist, der bereits Besitz ergriffen hatte.
    Sie beugte sich vor und stützte sich dabei mit beiden Händen auf die Tischplatte. »Ich will, daß du mich küßt, John! Verdammt, ich will es einfach!«
    »Was ist geschehen?«
    »Küß mich!«
    Sie hatte immer lauter gesprochen. Die anderen Gäste waren längst aufmerksam geworden. Aus der Ecke rief jemand: »Verdammt, tu ihr doch endlich den Gefallen, wenn sie so scharf ist!«
    Ich wirbelte herum. »Halt dich daraus, mein Junge!« fuhr ich den Sprecher an.
    »He, du!«
    »Polizei!« Ich war jetzt radikal. Jane reichte mir, ich wollte mich nicht noch mit den Jugendlichen herumschlagen.
    »Wann willst du mich endlich küssen, John?«
    Wir starrten uns an. Ihre Oberlippe schimmerte dunkelrot. Sie schien aus Flammen zu bestehen. Manchmal zitterte sie an den Rändern. Auch Janes Blick hatte sich verändert. Ich würde einen Teufel tun und sie küssen!
    »Nein, ich werde dich nicht küssen!«
    Sie schaute mich an, als müßte sie erst über meine Antwort nachdenken. »Nicht küssen?« wiederholte sie.
    »So ist es!«
    Sie lächelte falsch. In ihren Augen lag eine raubtierhafte Kälte. »Du mußt mich küssen, sonst kann ich nicht zu der werden, die ich sein möchte.«
    Ich holte durch die Nase Luft. »Okay, Jane«, sagte ich. »Wenn du unbedingt willst, dann werde ich dich küssen.«
    »Komm zu mir.«
    Ich umrundete den Tisch und die Stühle. Wir wurden von zahlreichen Augenpaaren beobachtet. Jemand hatte die Musik ausgeschaltet. Es war still geworden. Draußen standen die Zuschauer ebenfalls vor der schmalen Schaufensterscheibe. Sie trieben dort noch ihre Spaße und machten auch ihre Faxen.
    Ich brauchte nur noch einen Schritt, um Jane zu erreichen. Sie drehte sich mir entgegen, schob ihren Kopf vor und auch die Oberlippe. So hatte ich es haben wollen.
    Es tat mir zwar leid, aber es war momentan die einzige Methode, um mich aus der Situation herauszuwinden.
    Ich schlug zu.
    Mit der Karatehand traf ich sie genau an der richtigen Stelle. Jane hatte sich noch aufgestützt, jetzt knickte ihr der Arm weg, weil sie die Kraft verlassen hatte.
    Sie fiel nach vorn und hätte sicherlich die Tischplatte abgeräumt, wenn ich nicht schneller gewesen wäre. Mit beiden Händen fing ich sie auf, um sie anschließend auf den Boden zu legen.
    Natürlich war die Aktion beobachtet worden. Aus der Küche war ein kräftiger, ganz in Weiß gekleideter Mann gekommen, der auf seinem Kopf ein Käppchen trug.
    Er wollte mich angreifen, hinauswerfen, aber ich hielt ihm den Ausweis entgegen.
    »Doch Polizei«, sagte er so laut, daß die übrigen Gäste es hören konnten.
    »Ja.«
    »Aber weshalb haben Sie die Frau…?«
    »Mister, das ist meine Sache. Es mußte einfach sein, haben Sie verstanden?«
    »Ja, ja…«
    »Sorgen Sie dafür, daß es hier ruhig bleibt. Es wäre sogar besser, wenn Thre Gäste zahlten und den Laden verließen. Dann können Sie erst einmal abschließen.«
    Der Mann überlegte noch einen Augenblick. Dann drehte er sich herum und rief zu den Gästen hinüber: »Ihr habt ja gehört, was er gesagt hat. Zahlt und geht.«
    Sie setzten sich noch nicht sofort in Bewegung. Ich konnte mich darum nicht kümmern, für mich war Jane Collins wichtiger. Sie lag neben dem Tisch und rührte sich nicht. Ich hatte nur Blicke für ihre Oberlippe, die blutroten, welligen Flammenstreifen. Mit dem Zeigefinger schabte ich darüber hinweg. Die Oberfläche der Lippe fühlte sich ungewöhnlich hart an, obwohl sie darunter sehr weich war. Beinahe wie Lack…
    Ich dachte darüber nach, wie ich dieses Zeug wegbekommen konnte. Mit einem Tuch oder Lappen klappte es wahrscheinlich nicht. Möglicherweise mit einer Flüssigkeit.
    Oder mit dem Kreuz?
    Das war die Idee. Dieser Lippenstift hatte nicht umsonst das Attribut dämonisch bekommen. Es mußte eine Magie dahinterstecken, und die konnte ich nur mit Magie bekämpfen.
    Die Gäste verließen das Bio-Lokal. Sie warfen Jane und mir scheue Blicke zu. Der Mann in Weiß blieb. Er war wohl der Besitzer, ihn konnte ich schlecht wegschicken. Das Mädchen, das hinter der Theke bedient hatte, sah ich nicht.
    Ich hatte mein Kreuz bereits hervorgeholt und blieb neben Jane knien. Mich interessierte allein ihre Lippe. Sehr behutsam legte ich meinen Talisman auf die getroffene Stelle.
    Vor Spannung hielt ich die Luft an.
    Da geschah es.
    Der Lack,

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