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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde ich sie als Gegnerin nicht unterschätzen. Sie wandte mir ihr Interesse auch nicht weiter zu und kümmerte sich allein ums Geschäft. Ich zog mich deshalb zurück und wurde von den Kundinnen in spe böse angeschaut.
    »Männer«, sagte jemand verächtlich. »Sie kümmern sich auch immer um Dinge, die sie nichts angehen.«
    »Sorry, Madam, aber ich wollte nur ein Geschenk für meine vier Frauen und deshalb etwas Rabatt bekommen.«
    Sie bekam große Augen. »Vier Frauen? Sie… Sie… sollte man einsperren.«
    Ich nickte und hatte einen traurigen Gesichtsausdruck bekommen. »Das habe ich mir auch manchmal gewünscht. Vier sind nämlich ein wenig viel. Und dann noch Vierlinge, wissen Sie…«
    Ich sah zu, daß ich schnell verschwand, denn zur Prügel hätte nicht mehr viel gefehlt.
    Im Kaufhaus wollte ich mich nicht länger aufhalten. Den Wagen hatte ich in der Nähe abstellen können, ein Glücksfall, und ich rief vom Rover aus bei Sarah Goldwyn an, wo auch Jane Collins seit einiger Zeit ihren Wohnsitz besaß.
    Sie kam auch ans Telefon. »John!« rief sie überrascht. »Sag bloß, du warst schon bei Harrod's?«
    »Natürlich.«
    »Und was ist mit…?«
    »Rowena de Largo ist eine außergewöhnliche Frau. Perfekt gestylt, die kann verkaufen.«
    »Das glaube ich dir sogar. Hast du einen Lippenstift bekommen, den Lippenstift?«
    »Sie wollte ihn mir nicht geben.«
    »Weshalb nicht?«
    »Keine Ahnung, Jane. Vielleicht war ich ein wenig zu direkt.«
    »Und jetzt?«
    »Bleibe ich am Mann oder an der Frau. Ich will sehen, was sie anstellt, wenn sie Feierabend hat — okay?«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nein, ich werde dir aber Bescheid geben, wenn ich ihre Bleibe gefunden habe.«
    »Geht in Ordnung. Und gib auf dich acht, John. Besonders schöne Frauen sind nicht zu unterschätzen.«
    »Das kenne ich von dir.«
    »Spinner.« Sie legte auf.
    Bis die Geschäfte schlossen, blieb mir noch Zeit. Wie jedes Kaufhaus besaß auch Harrod's einen Personalausgang. Dort wollte ich mich aufbauen.
    Nach einigem Suchen und Fragen fand ich ihn. Erlag versteckt an der Rückseite. In der Nähe führte eine Rampenstraße vorbei in die Tiefe. Sie mündete in den Schlund einer Tiefgarage. Dort stellten sicherlich die Angestellten auch ihre Fahrzeuge ab.
    Das war für mich nicht gut. Ein mobiler Mensch war mir immer überlegen. Ich lief zum Rover zurück. Noch vor Geschäftsschluß fuhr ich in die Tiefgarage und fand nahe der Einfahrt einen günstigen Parkplatz. Danach hetzte ich wieder zu meinem Beobachtungsplatz zurück. Die vergangenen Minuten waren ziemlich stressig gewesen. Auf einem Luftschachtgitter blieb ich stehen und ließ mir den kühleren und trotzdem schwülen Hauch um den Körper wehen.
    Der Hinterausgang konnte nur durch einen Kontakt geöffnet werden. Zwei Portiers saßen an einem guten Beobachtungsplatz zwischen einer Treppe und dem Ausgang.
    Hin und wieder verließ eine Angestellte das Haus, später kamen sie zu mehreren. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß Harrod's gleich schließen würde.
    Außer mir hatten sich noch einige Abholer eingefunden. Nur Männer, die auf ihre Frauen oder Freundinnen warteten. Ich konnte mir nur selbst die Daumen drücken, daß auch Rowena de Largo durch diesen Ausgang das Haus verließ.
    Sie kam noch nicht.
    In Gruppen quollen die Verkäuferinnen aus dem Haus. Manche lachend, andere — zumeist ältere Kolleginnen — ziemlich gestreßt aussehend. Der Job als Verkäuferin war kein Vergnügen. Da mußte für wenig Geld hart gearbeitet werden.
    Ich rauchte eine Zigarette. Mir fiel selbst auf, daß ich jeder Frau auf die Lippen schaute. Bei einer so starken Konzentration auf eine bestimmte Körperstelle merkte ich zum erstenmal, wie viele Lippenstiftsorten und Schattierungen es gab.
    Eine auf Punkerin gemachte junge Verkäuferin hatte sich den Mund sogar schwarz geschminkt, passend zum Har, das an den Rändern noch jeweils einen grünen Streifen zeigte.
    Rowena kam noch immer nicht.
    Ich wurde gemustert. Mal kühl, mal nichtssagend, aber auch freundlich oder kokett. Die mit mir wartenden Männer hatten ihre Begleiterinnen schnell gefunden, nur ich stand noch da, wie bestellt und nicht abgeholt. Rote Lippen. Sie fielen mir besonders auf. Ich war sicher, daß einige Frauen sich mit »Lucky Lips« geschminkt hatten. Mit dem harmlosen oder dem gefährlichen, das war die große Frage.
    Hinter eine Säule zog ich mich zurück, da der Strom der Frauen und Männer spärlicher geworden war. Aus der

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