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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte, ließ es aber bleiben und schaute ihr zu, wie sie den Stift anhob und damit begann, die Konturen ihrer Lippen nachzuzeichnen.
    Eine ähnliche Szene, wie ich sie in der Bio-Bar mit Jane Collins erlebt hatte. Nur malte Jill ihren gesamten Mund an, und sie ließ keine Stelle dabei aus.
    »Siehst du?« sagte sie dann, als ihr Arm nach unten sank. »So sehe ich jetzt aus.«
    Der Stift hatte ihr Gesicht tatsächlich verändert. Besonders in der unteren Hälfte, wo der Mund stark hervortrat. Er glänzte jetzt in einem kalten, blutigen, stockigen Rot. Es war nicht sehr hell, dennoch konnte ich es auch in der Dunkelheit erkennen.
    »Nun?« fragte sie.
    »Er hat euch verändert.«
    »Richtig, und er ist der echte. Der Lippenstift, den du haben wolltest.«
    Sie führte mir ihre Arme entgegen, als wollte sie mich umschlingen.
    »Komm, ich will dich küssen. Ich muß dich küssen, verstehst du?«
    Das Spiel kannte ich schon. Jane hatte mich ebenfalls küssen wollen. Ich hatte sie schon abgewehrt und würde es auch bei Jill so halten. Deshalb schüttelte ich den Kopf.
    »Du willst nicht?«
    »Nein.«
    »Lucky Lips machen dich glücklich.«
    »Das ist Ansichtssache.« Ich schaute in Jills Gesicht. Im Halbdämmer wirkte der Lippenstift noch intensiver. Ihr Mund leuchtete wie eine breite, rote Lampe. Ich spürte es, sie wollte etwas von mir. Vielleicht meinen Tod.
    Jill verließ sich auf ihre Rückendeckung, die ich nicht entdecken konnte. Aber nicht nur sie lauerte in der Tiefgarage, wahrscheinlich wurden wir beobachtet.
    Ich brachte Raum zwischen mich und Jill. Ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Das reicht nicht. Ich werde dich immer bekommen und dich zu einem Kuß zwingen.«
    Ihre Worte interessierten mich nicht, weil ich einen anderen Plan hatte. Noch verbarg sich mein Kreuz unter dem Hemd. Wenige Sekunden später hatte ich es hervorgeholt, mir die Kette über den Kopf gestreift und hielt es ihr entgegen.
    Für einen Moment blieb sie stehen und starrte es an. Ich rechnete mir schon einen Erfolg aus, als ich ihr leises Lachen hörte. »Was soll das?« fragte sie. »Willst du mich damit schocken? Mit einem Kreuz?«
    Sie hatte ja so recht, und ich war in meiner Ansicht bestätigt worden. Das Kreuz half mir überhaupt nicht. Diese Magie, auf die sich Jill verließ, war älter, viel älter als mein Kreuz. Sie stammte aus einer atlantischen Epoche, wo gewisse Menschen die Schwarze Magie noch mir anderen Mitteln bekämpft hatten, die mir leider nicht zur Verfügung standen.
    »Das kannst du wieder wegstecken, Sinclair…« Sie kannte auch meinen Namen. Rowena de Largo mußte sich informiert haben. Ich ließ es auch verschwinden.
    Ihr Lächeln wurde breiter und gleichzeitig widerlich. »Ja, das ist sehr gut«, sagte sie. »So kommen wir uns schon näher. Los, ich will dich küssen!«
    Sie sprang vor. Eigentlich wirkte es lächerlich von ihr, eine derartige Forderung zu stellen, ich aber konnte mich dagegen nicht wehren und wollte es auch nicht.
    Ihr Sprung war so kraftvoll gewesen, daß sie gegen mich stieß. Bevor sie abfedern konnte, hielt ich sie fest, bekam sie auch gut in den Griff, drehte sie herum und bog ihr den Arm auf den Rücken. Es war der berühmte Polizeigriff, der so gut wie nicht gesprengt werden konnte. Jill ging in die Knie. Sie drehte mir den Rücken zu. Flammen der Wut schlugen in ihr hoch. Ich hörte sie stöhnen, sie trat nach hinten aus, erwischte mich einmal, dann verstärkte ich den Druck ein wenig, so daß sie sich noch tiefer bücken mußte.
    »Laß es!« sagte ich hart. »Ich werde dich nicht küssen.«
    »Du bist unser Opfer!« Den nächsten Satz schrie sie in die Parkhalle hinein. »Rowena, ich habe ihn…!«
    Der Ruf pflanzte sich durch die Düsternis fort, er wurde an den Wänden zu einem schmetternden Echo, ich hörte, wie sie Luft holte, um noch einmal zu schreien.
    Ich war es leid, ließ sie für einen Moment los. Als Ji 11 sich beim Hochkommen zu mir umdrehte, schlug ich zu.
    Es war ein absoluter Treffer. Sie verdrehte die Augen, ein leises Seufzen drang aus ihrem Mund, dann erging es ihr wie Jane Collins in der Bio-Bar. Bewußtlos knickte sie vor meinen Füßen zusammen. Ich ließ sie liegen und wollte auch den Lippenstift abwischen, aber dagegen hatten andere etwas.
    Daß sie sich in der Parkhalle befanden, bekam ich nicht zu sehen, dafür zu hören.
    Wie eine unsichtbare Wolke brandete mir plötzlich das Fauchen entgegen. Es war ein Geräusch, das mir Unbehagen einjagte, weil

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