Todesküsse
lügen. Die Magie aus Atlantis ist stärker.« Kara nahm das Schwert und berührte mit der Spitze den Lippenstift.
Suko und Helen hörten das Zischen. Sie sahen auch den Dampf in die Höhe brodeln. Die Masse weichte auf, verteilte sich als eine Lache, dick wie Öl.
»Er richtet kein Unheil mehr an!« erklärte Kara, doch Suko schüttelte den Kopf. »Damit ist unsere letzte Spur zur Sphinx zerstört.«
»Nicht ganz«, erwiderte Kara. »Es gibt noch eine.« Sie zeigte mit der freien Hand auf Helen.
»Sie?«
»Ja, Suko, und mein Schwert. Es stammt aus Atlantis, der Lippenstift ebenfalls. Er hat es geschafft, Helen unter seine Kontrolle zu bekommen. Ich bin sicher, daß ich es auch mit dem Schwert erreichen kann.«
Jetzt hatte die Blonde verstanden. Sie klammerte sich aus Furcht an den Sessellehnen fest. »Töten, nicht wahr? Ihr… ihr wollt mich töten…!«
Kara schüttelte den Kopf. »Nein, so etwas würden wir nie tun.«
»Was habt ihr dann vor?«
»Nur ein kleines Experiment.«
»Auch das nicht.« Helen war unsicher geworden. Sie suchte nach Argumenten. Ihr Blick irrlichterte. Es war schwer für sie, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden.
»Du brauchst wirklich keine Angst zu haben«, sagte Kara mit sanft klingender Stimme. »Es wird dir nichts geschehen.« Sie war dicht vor Helen stehengeblieben und schaute auf sie herab.
Noch immer krampfte die Blonde ihre Hände um die Sessellehne. Sie blickte in Karas Gesicht, das einen weichen Ausdruck bekommen hatte.
»Keine Angst, Helen.«
»Ich weiß doch nichts.«
»Das wollen wir ja gerade feststellen. Es kann etwas tief in deinem Unterbewußtsein verankert sein. Du bist eine Dienerin der Sphinx. Sie wird dir auch den Weg zu sich gewiesen haben, auch wenn du dies nicht wahrhaben willst.«
»Wenn… wenn Sie meinen…« Helen schrak zusammen, als Kara ihre Waffe anhob. Es sah so aus, als sollte Helen erstochen werden, doch die Klinge drehte sich in der Luft und fand ihren Platz mit der flachen Seite auf Helens Kopf.
Die Blonde saß unbeweglich. Sie hatte eine so steife Haltung angenommen, daß sie schon unnatürlich wirkte. Auf ihrer Stirn lag eine ölige Schicht aus Schweiß, die Lippen bebten, und sie bekam den Eindruck, es würden schwere Lasten auf ihrem Kopf drücken.
»Du mußt dich entspannen«, sagte Kara mit sehr ruhiger Stimme. »Nur entspannen, verstehst du?«
»Ich kann nicht.«
»Doch du kannst. Jeder kann es, wenn er will, auch du bildest keine Ausnahme. Entspanne dich. Denke an nichts mehr, konzentriere dich einzig und allein auf mich. Auf mein Gesicht, auf meinen Mund, auf meine Stimme. Sie wird dich leiten, sie wird dir die Fragen stellen, und ich erwarte dann deine Antworten.«
Helen nickte, obwohl sie nicht davon überzeugt war. Es blieb ihr nur nichts anderes übrig.
Kara sprach mit einer monoton klingenden Stimme. Suko wollte auf keinen Fall stören, er hatte sich zurückgezogen in den Schatten nahe der Zimmertür. Auch für ihn waren Karas Worte nur mehr als Flüstern zu verstehen. Sie veränderten die Atmosphäre in diesem nüchtern eingerichteten Hotelzimmer. Etwas anderes schwebte zwischen ihnen, es war nicht spürbar, ein Karma, das den Menschen bestimmende Schicksal, das von einer Person ausgestrahlt wurde, die bereits über 10.000 Jahre alt war. Eben Kara.
»Du mußt dich jetzt auf die Dinge einstellen, die in deinem Innern leben«, sagte sie. »Es sind die wahren Werte. Es ist die Kraft deiner Seele, die Macht des Unterbewußtseins, dein großes Wissen, das in dir gespeichert ist. Wir werden dieses Wissen gemeinsam befreien, so daß du dich mir mitteilen kannst, meine Liebe. Du bist der Mittler, das Medium, denn du wirst es schaffen, das Verborgene und Alte aus der Vergangenheit hervorzuholen, Hast du mich verstanden?«
»Ja, das habe ich.«
»Und du wirst mir gehorchen?«
»Ich will es.«
»Dann schließe bitte die Augen, Helen!«
Es geschah nicht sofort. Das Zucken der Wimpern war deutlich zu sehen, erst nach einer kleinen Weile fielen sie zu. Helen war bereits in die Trance gefallen.
Kara warf Suko einen Blick zu. Der Chinese schaute sie fragend an, das Lächeln auf Karas Lippen sagte ihm genug. Sie war dabei, einen Erfolg zu erringen.
Das Schwert bildete die Verlängerung ihres ausgestreckten Arms. Es lag wie ein goldener Schimmer oder eine strahlende Schiene auf dem Kopf der jungen Frau. Ihr blondes Haar schien das untere Drittel der Klinge aufgesaugt zu haben, um die Gedanken in seine Richtung lenken zu
Weitere Kostenlose Bücher