Todesküsse
Largo.«
»Das sehe ich auch.«
Die Blonde, sie trug eine weit geschnittene, gestreifte Jacke und einen sehr kurzen schwarzen Rock, deutete auf einen der beiden verschlissen wirkenden Sessel. »Wollen Sie nicht erst einmal Platz nehmen, Inspektor?«
Suko blieb stehen. »Sie wissen gut über mich Bescheid, wie mir scheint!«
»Ich wurde von Rowena informiert. Sie hat mit Ihrem Besuch gerechnet, nach allem, was geschehen ist.«
»Was ist denn geschehen?« fragte Suko.
Die Blonde lächelte mokant. »Wissen Sie das wirklich nicht, Inspektor?«
Suko hatte auf ihe Lippen geschaut und festgestellt, daß sie geschminkt waren. Ob mit einem normalen Lippenstift oder dem tödlichen, das konnte er nicht erkennen.
»Es geht wohl um meinen Kollegen.«
»Sehr richtig.«
»Was haben Sie damit zu tun, Miß…?«
»Sagen Sie Helen zu mir.« Sie räkelte sich. Der Rock rutschte höher und gab sehr viel Bein bis hin zum Oberschenkel frei. Einen Arm legte sie auf die Sessellehne und begann im Plauderton mit der Erzählung, die man ihr wohl aufgetragen hatte.
»Wissen Sie, Inspektor, Ihr Freund hätte sich nicht in gewisse Dinge einmischen sollen.«
»Es ist sein Beruf.«
»Stimmt. Nur endet es diesmal tödlich für ihn. Er hat sich übernommen. Man kämpft nicht gegen die Sphinx.«
»Die gibt es nicht, sie ist eine Legende«, erwiderte Suko bewußt provozierend. »Sind Sie sich da sicher?«
»Ich meine ja.«
»Man irrt sich schnell.« Helen starrte Suko direkt an.
»Es gibt sie«, flüsterte sie plötzlich. »Ja, es gibt die Sphinx. Sie hat überlebt, verstehen Sie?«
»Stammte sie tatsächlich aus Atlantis?«
»Natürlich.«
»Wer hat sie weggeschafft?«
»Sie tat es aus eigener Kraft, und sie ist so mächtig, daß sie auch heute wieder herrschen wird.«
»Okay, Helen, bisher habe ich zugehört. Jetzt werden Sie mir aber erklären, wo sich die Sphinx befindet, denn ich will auch meinen Freund wiederfinden.«
»Es gibt Plätze, die kein Sterblicher besuchen kann, wenn er nicht würdig ist. Ich halte dich eben nicht für würdig. Ich kann dir natürlich sagen, wo sie sich befindet, es würde dir nur nicht viel helfen. Im Tempel zwischen den Zeiten, dort ist ihre Heimat, hast du verstanden? Da wird auch John Sinclair sein Leben aushauchen. Du gelangst nicht hin. Der Tempel bleibt für dich tabu.«
»Aber du weißt, wo er sich befindet?«
Helen lächelte spärlich. »Zwischen den Zeiten, in einer anderen Dimension.«
»Dann wirst du mich hinführen.«
Nach dieser Antwort zeigte sich die blonde Helen überrascht. »Wie stellst du dir das vor? - Nein, Inspektor, nein, das werde ich nicht tun.«
»Und wenn ich dich zwinge?«
Sie hob die Schultern und stand auf. »Wer einmal auf Rowena eingeschworen ist, den schreckt selbst der Tod nicht. Muß ich dir das noch sagen? Ich möchte, daß du gehst. Vergiß deinen Freund, vergiß ihn einfach: Er kehrt nicht mehr zurück.«
Mit dieser Taktik war Helen bei Suko genau an den Falschen geraten. Er würde nicht eher verschwinden, bis er genau wußte, wo sich John befand und wie er zu ihm kommen konnte.
Beinahe Statistenhaft lächerlich und übertrieben wirkte die Geste, mit der sie auf die Tür deutete. »Dort ist der Ausgang. Verschwinde, laß mich allein.«
Suko dachte einen Moment nach. Er tat so, als wollte er gehen, drehte sich aber urplötzlich um und stand vor ihr. Dabei beließ er es ebenfalls nicht. Seine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Nein, Helen, ich bin nicht der Mann, der so leicht aufgibt.«
Er hatte damit gerechnet, daß sich die Frau zurückziehen würde, das Gegenteil trat ein.
Es machte ihr nichts aus, daß seine Hand auf ihrer Schulter lag. Sie schob sich näher an ihn heran, so daß sich ihre Körper berühren konnten. Mit einem sehr verhangen wirkenden Blick schaute sie Suko in die Augen. »Eigentlich bist du sehr attraktiv«, flüsterte Helen. Ihre Finger strichen streichelnd über Sukos Brustkorb. »Wir sind allein im Zimmer. Niemand wird uns stören…«
Die weiteren Worte brauchte sie nicht auszusprechen, Suko wußte, woran er war, nur würde er einen Teufel tun und sich im erotischen Netz dieser Person einfangen lassen.
Er sah ihr Gesicht dicht vor sich. Auch den Mund, und er hatte plötzlich den Eindruck, als hätten sich ihre Lippen verändert. Sie leuchteten stärker, zeigten ein intensiveres Rot, so daß sie den Mund nachgeschminkt hätte.
Helen drückte ihren Kopf vor. Ihre Augen leuchteten intensiv, als wollte sie in die Seele des
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