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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand hinter mir, der mich festklammerte. Er übte einen starken Druck aus, der sich auf meinen Rücken übertrug und ihn schmerzen ließ.
    Dieser Druck war nicht normal. Er stammte auch nicht von einer Person, die mich festhielt, sondern von einem hohen Gegenstand, wie ich ihn noch mehrmals in meiner Umgebung sah.
    Es war eine Säule!
    An sie hatte man mich gefesselt! Die Stricke umspannten meinen Körper wie Fangarme, sie preßten mich hart gegen das Hindernis. Wer mich gefesselt hatte, war klar.
    Rowena de Largo und ihre Gehilfinnen.
    Nur sah ich sie nicht. Ich hörte auch keine Stimmen, nahm nur die Gerüche der Natur wahr und stieß allmählich aus meiner Isolation hervor. Es war eine schreckliche Tiefe gewesen, in die man mich hineingezogen hatte, jetzt ließ ich sie hinter mir, so daß sich mein Gesichtsfeld klären konnte.
    Nichts hinderte mehr meinen freien Blick. Es gelang mir auch, den Kopf zu drehen, ich schaute nach rechts, nach links und sah, daß sich zahlreiche Säulen in meiner Umgebung befanden.
    Sie standen in einem Kreis und stützten die ebenfalls kreisförmigen Dächer und Vorbauten eines hellen, marmorhaft wirkenden gewaltigen Tempels ab.
    Der Tempel der Sphinx?
    Das mußte er einfach sein. Sie hatte irgendwo gelebt, und ich erinnerte mich, daß sie innerhalb der Tiefgarage von einem Rätsel und von einem Tempel gesprochen hatte.
    Das Bauwerk war angelegt wie eine Arena. Ich stand ziemlich erhöht und konnte von meinem Platz aus in die Tiefe schauen, hinweg über die zahlreichen Stufen, die vom Rund der Arena in die Höhe führten. Man hatte dafür einen bestimmten Ausdruck.
    Es waren die Ränge für Zuschauer!
    Wenn ihnen in der Arena der Schrecken etwas geboten wurde, saßen sie auf den Stufen und schauten zu.
    Die alten Römer kannten dies, die Griechen hatten in den Arenen ebenfalls ihre Wettkämpfe ausgetragen, und auch ich blickte auf dieses Rund der Spielfläche.
    Und doch war sie anders.
    Es befand sich kein Sand darin, auch kein Stein, dafür eine andere Masse, in der sich ein Teil des Tempels sowie die meisten Säulen widerspiegelten.
    In der Tat handelte es sich um einen Spiegel!
    Ein runder großer Spiegel mit einer etwas matten Oberfläche, die aussah, als müßte sie einmal richtig geputzt werden. Spiegel haben ihre besonderen Eigenschaften. Sie können wichtig für die Menschen sein, denn sie zeigen ihnen ihr Bild, sind Dokumente der Eitelkeit, geben alles haarscharf wieder und lügen nicht. Sie können auch verzerren, vergrößern oder verkleinern, den Betrachter zu einem Monstrum machen, ihn verbreitern oder verkleinern. Aber sie können auch blenden.
    Ich dachte an eine meiner Lieblingsopern in diesem Augenblick.
    »Hoffmanns Erzählungen«, komponiert von Jacques Offenbach. In diesem Werk gibt es eine Arie, die in wenigen Sätzen eigentlich alles über einen Spiegel aussagt.
    >Leuchte heller Spiegel mir und blende mich mit deinem Schein…< Genau das traf auch auf diesen Spiegel zu. Nur sollte er mir nicht leuchten und mich auch nicht blenden. Er würde mir etwas zeigen. Ich sah einen Teil des Tempels, der sich innerhalb des Rundes verzerrt aufgebaut hatte. Die Säulen besaßen eine gewisse Krümmung. Ich erkannte mich sogar und sah zum erstenmal, daß sich auch noch andere Gefangene innerhalb dieses Tempelkomplexes befanden. Man hatte sie, ebenso wie mich, an die Säulen gebunden. Vier Männer.
    Anders gekleidet als ich. In dunklen, grau wirkenden Gewändern, aber ebenso hart gebunden.
    Sie rührten sich nicht, bewegten nicht einmal ihre Köpfe und kamen mir vor, als hätten sie sich in ihr Schicksal ergeben. Noch hatte ich sie nur als Spiegelbilder gesehen. Als ich nach rechts blickte, entdeckte ich einen von ihnen, er befand sich vier Säulen von mir entfernt, hing schlaff in seinen Fesseln. Der Kopf war ihm nach vorn gesunken.
    Ich versuchte es und sprach ihn mit halblauter Stimme an, ohne allerdinge eine Reaktion zu erleben.
    Entweder war mein Leidensgenosse völlig apathisch oder bewußtlos. Für mich stand fest, daß der Spiegel eine bestimmte Bedeutung hatte, denn es gab noch eine dritte Erklärung für das Vorhandensein eines solchen Gegenstandes.
    Sie hatte etwas mit Magie zu tun!
    Ein Spiegel kann auch der Einstieg sein. Das Tor zu einer anderen Welt, eine transzendentale Brücke von einer Dimension in die andere. Der Spiegel, war er magisch beinflußt, verschob er die Zeiten. Ob Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit, er saugte sie auf und ließ dem freie Bahn, der

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