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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Wahrheitsgehalt zurecht bezweifelt. Ja – ich kannte die beiden
Mordopfer.«
    »Drei«, korrigierte Lüder.
    »Wieso? Zwei Menschen hat dieses grässliche
Individuum auf dem Gewissen. Jackson und Tahiro.«
    »Und beide waren Angehörige der US -Streitkräfte.«
    »Ja.«
    »In Afghanistan?«
    Holl sah Lüder lange an. »Das weiß ich nicht. Aber im
Irak waren sie definitiv dabei.«
    »War Ihr Sohn auch im Irak?«
    »Nein! Wie kommen Sie darauf?«
    »Kennt Achim die beiden?«
    Es hatte den Anschein, als wollte Holl von seinem
Stuhl aufspringen. »Natürlich nicht. Mein Sohn – also. Es gab wie in den
meisten Familien den üblichen Vater-Sohn-Konflikt. Achim hat sich über meine
Aktivitäten für die Friedensbewegung lustig gemacht. Das hat sich langsam
hochgeschaukelt. Im Zorn hat er sich als Freiwilliger bei der Bundeswehr
gemeldet. Das Ganze wurde noch schlimmer, als er zum Kommando Spezialkräfte
kam, das die Leute unter dem Kürzel KSK kennen. Er ist in Afghanistan im Einsatz.«
    »Was macht er da?«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich. Das ist geheim.«
    »Und Sie fürchten, er könnte etwas nicht ganz
Legitimes tun?«
    Holl winkte ab. »Das glaube ich nicht. Mir ist
inzwischen alles egal. Hauptsache, unser Kind kommt heil und gesund wieder
zurück. Das mit der Bundeswehr – das habe ich ihm schon lange verziehen.«
    »Woher rührt Ihr Groll gegen die Armee?«
    »Wir kommen aus Anklam. Meine Frau und ich. Das liegt
in Vorpommern. Ich habe damals in der DDR den Dienst in der Nationalen Volksarmee aus Gewissensgründen verweigert. Das
hat mir nicht nur jede berufliche Zukunft genommen, sondern mich auch ins
Gefängnis gebracht, bis ich durch die Bundesrepublik freigekauft wurde. Aber
meine Aversion gegen Gewalt jeder Art ist geblieben.«
    »Und wie kommt es, dass Sie engen Kontakt zu US -Soldaten pflegten, die in einer der
härtesten Einheiten der Army gedient haben? Das klingt wie ein Widerspruch.«
    Holl nickte schwach. »So muss es aussehen.« Dann
nippte er an seinem Glas. »Jackson war ein Underdog. Für ihn war die Armee eine
Chance, aus dem Getto der Schwarzen herauszukommen.«
    »Und John Tahiro, das zweite Opfer?«, fragte Lüder.
    »Das ist etwas anderes. Der ist japanischer
Abstammung.« Holl hielt einen Moment inne. »Komisch, nicht wahr? Im Zweiten
Weltkrieg waren die Japaner als gelbe Teufel verhasst. Heute lässt man sie für
Amerika kämpfen. Ist das skrupellos oder zeugt es von liberalem Freigeist, dass
man jedem seine Chance geben muss?« Holl zuckte die Achseln. »Ich kenne die
Antwort nicht.«
    Sie ließen ihm ein wenig Zeit.
    »Tahiro war ein gebildeter Mann. Er hat die
Militärakademie in Sandhurst besucht. Seine Familie hat sich nationaler als
jene Amerikaner gebärdet, die seit Generationen in den Staaten leben.
Vielleicht rührt das auch von der jüngsten Geschichte her, und man glaubte
unterschwellig, etwas wiedergutmachen zu müssen. Daher ist es eine besondere
Demütigung, dass er unterkriechen musste und als Taxifahrer ein wenig zum Leben
dazuverdiente.«
    »Sie sind erstaunlich gut informiert«, stellte Lüder
fest.
    »Ich habe mich um die beiden gekümmert.«
    »Wir wissen, dass Sie die Unterkunft für Jackson in
Husum besorgt haben«, mischte sich Große Jäger ein.
    »Ich habe auch den Mietvertrag für Tahiro in Itzehoe
abgeschlossen«, bestätigte Holl.
    »Wo haben Sie das Geld her? Von Ihrem Einkommen im
Sicherheitsdienst war das kaum zu bewältigen.«
    Holl sah Lüder an und hob fragend die linke
Augenbraue. »Ich vermute, Sie haben Erkundigungen über mich eingezogen.«
    »Wundert Sie das?«, antwortete Große Jäger.
    »Nicht wirklich. Das klingt jetzt sehr konstruiert,
aber es ist die reine Wahrheit. Vorausgeschickt sei, dass mein Engagement nicht
verborgen geblieben ist. So fand ich auch gelegentlich Erwähnung in der lokalen
Presse. Irgendwann hat mich ein Mann angesprochen und gefragt, ob ich für eine
stille humanitäre Hilfe zur Verfügung stehen würde. So bin ich in die Sache
hineingerutscht. Das Geld wurde mir immer in bar übergeben. Ich schwöre, dass
ich keinen einzigen Cent für mich behalten habe.«
    »Soso. Das war also der große Unbekannte. Den Namen
kennen Sie sicher nicht«, unkte Große Jäger.
    Holl bekam den Unterton nicht mit. Mit großen Augen
musterte er den Oberkommissar. »Richtig. Den Namen habe ich nie erfahren. Ich
habe aber auch nicht nachgefragt. Das Ganze war ja keine legitime Sache.
Niemandem war daran gelegen, dass die Öffentlichkeit davon

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