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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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der Schwarze aufgefallen, den wir ermordet in der Kirche
gefunden haben. Die Kids hatten den Eindruck, er habe sehr gehetzt gewirkt. Den
Wahrheitsgehalt dieser Vermutung kann ich nicht einschätzen, weil zum Zeitpunkt
dieser Aussage bereits bekannt war, dass der Dunkelhäutige tot war. Eines der
Kids glaubt, zwei Männer gesehen zu haben, die ebenfalls in die Kirche gegangen
sind. Er sah sich aber außerstande, irgendetwas mitzuteilen, was zu einer
Beschreibung hätte führen können. Nicht einmal an die Kleidung konnte sich der
Junge erinnern, geschweige an Aussehen, Größe, Haarfarbe oder Ähnliches. Er hat
auch nicht darauf geachtet, ob und wann die Männer die Kirche wieder verlassen
haben.« Große Jäger legte eine Kunstpause ein. »Nur eines war ihm aufgefallen.
Er wollte noch seine Kameraden darauf aufmerksam machen, wurde aber durch etwas
anderes abgelenkt. Er sagte, der eine sah aus wie Frankenstein.«
    »Und damit kommen Sie erst jetzt heraus?«, fuhr ihn
Lüder an.
    »Das ist Ihnen doch nicht anders ergangen – als Kind
haben wir uns immer besonders auf den Pudding gefreut, den es zum krönenden
Abschluss des Essens gab.«
    Lüder schüttelte verärgert den Kopf. »In Heide haben
mehrere Zeugen auf einen Tatverdächtigen hingewiesen, der wie ein Leprakranker
verkleidet gewesen sein soll.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Frankenstein als
Leprakranker beschrieben wurde«, erwiderte Große Jäger ungerührt. »Aber ich
stimme Ihrer Idee zu, dass es sich bei dem ›Leprakranken‹ und ›Frankenstein‹ um
dieselbe Person handeln könnte.«
    »Entweder will uns jemand für dumm verkaufen und
schminkt sich eine Horrormaske, trägt womöglich sogar so ein Ding aus Gummi,
oder wir haben es mit einem Täter zu tun, der wirklich entstellt ist.«
    Große Jäger ließ ein dröhnendes Lachen hören. »Ich
habe zwar schon manche Absonderlichkeit erlebt, selbst im friedlichen Husum,
aber ein mordendes Ungeheuer? Wir sind hier in Schleswig-Holstein und nicht in
Hollywood.«
    Lüder musste ihm zustimmen. Aber einen Täter zu
suchen, der eine Vorliebe für Horrorverkleidungen hegt, machte die Suche nicht
einfacher. Zumindest gab es jetzt aber einen zweiten Hinweis, dass es sich bei
den beiden Morden in Heide und Husum um denselben Täter handeln könnte.
    »Haben Sie Anhaltspunkte dafür, dass das bisher
unbekannte Opfer aus Husum oder Umgebung stammen könnte?«, fragte Lüder.
    Der Oberkommissar war wieder ernst geworden. »Bisher
leider nicht. Aber ich kümmere mich darum. Es wird nicht einfach sein, aber wir
werden schon herausfinden, wo der schwarze Mann seinen Kral hatte.«
    Immerhin bequemte sich Große Jäger, Lüder zur
Marienkirche am Husumer Marktplatz zu begleiten und ihn in die Örtlichkeiten
einzuweisen. Allerdings fanden sie nichts, was nicht zuvor schon die
Spurensicherung entdeckt hatte.
    Als Lüder die Rückfahrt nach Kiel antrat, war er sich
nicht sicher, ob die ihm angebotene Zusammenarbeit eine wirkliche Bereicherung
darstellte.
    Im Display seines Bürotelefons sah er, dass die Kriminaltechnik
versucht hatte, ihn zu erreichen.
    »Braun«, meldete sich die Leiterin der Abteilung,
nachdem Lüder den Rückruf eingeleitet hatte.
    »Sie wollen mich mit ein paar wichtigen Informationen
überraschen, liebe Frau Dr. Braun.«
    »Ach, Herr Lüder. Ihre Sonderwünsche machen uns das
Leben nicht einfacher. Vor allem, dass Sie häufig zwischendurch Anfragen
stellen, die unseren ohnehin hektischen Arbeitsablauf zusätzlich
durcheinanderbringen. In diesem speziellen Fall möchte ich aber Ihre Neugierde
stillen.«
    »Sie haben herausfinden können, was es mit dem
geheimnisvollen ›Sandklumpen‹ auf sich hat?«
    »Langsam. Sie sind immer auf der Überholspur
unterwegs.«
    »Das habe ich von Ihnen gelernt. Ohne Ihre schnellen
und exzellenten Analysen würden wir Ermittler von der Alltagsfront doch nur im
Nebel herumstochern«, schmeichelte Lüder der Wissenschaftlerin. »Wie gut, dass
Sie Landesbeamtin sind. Sonst hätten andere Polizeibehörden Sie längst
abgeworben.«
    »Ich bin mir bei Ihnen nie sicher, mit welcher
Motivation Sie den Honigquast schwingen.« Trotzdem merkte Lüder an ihrem
Tonfall, dass Dr. Braun nichts gegen seine Freundlichkeiten einzuwenden zu
haben schien. »Der ›Sandklumpen‹, von dem Sie sprachen, besteht aus gepresstem
Wolframstaub. Früher war es übrigens Porzellan. Diese Art von Munition wird in
verschiedenen Kalibern von Dynamit Nobel unter der Bezeichnung

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