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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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gefunden,
dass es eine Beziehungstat sein könnte. Weder bei Meiners noch bei seiner Frau
gibt es Anzeichen für außereheliche Beziehungen. Die ganze Familie besteht aus
grauen Mäusen. Es gibt nichts, aber auch rein gar nichts, was als Anlass für
den Mord an Meiners angesehen werden könnte.«
    »Irgendeinen Grund muss es doch geben. Wer zieht durch
die Lande und ermordet wildfremde Menschen?«
    »Das frage ich mich auch«, sagte Schwälm. »Aber wir
haben nichts finden können. Auf meine Bitte hin ist die interne Revision seines
Arbeitgebers tätig geworden und prüft, ob es dort Unregelmäßigkeiten gibt. Aber
die Funktion, die Meiners in der Raffinerie wahrgenommen hat, ist so
unbedeutend, dass er kaum Gelegenheit gehabt hätte, sich in irgendwelche
Machenschaften zu verstricken.«
    »Gibt es schon Erkenntnisse bei der Suche nach dem
›Leprakranken‹, den der Sohn von Meiners und andere Zeugen unmittelbar vor der
Tat gesehen haben wollen?«
    »Unser einziger vager Hinweis hat uns zu Jasmin
Johannsen geführt, die mit ihrem Bettlerkostüm der Verkleidung des Leprakranken
am ehesten entsprach. Aber – wie gesagt – die Analyse war negativ. Meine
Mitarbeiter sind unterwegs und suchen nach weiteren Zeugen. Wir haben uns die
Adressen von Mitwirkenden des Festes und Mitarbeitern auf den Marktständen
besorgt und knien uns in die Kärrnerarbeit der Suche nach der Nadel im
Heuhaufen.«
    Sie versprachen, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu
halten. Dann fuhr Lüder nach Husum.
    Die Polizeidirektion lag in der Poggenburgstraße,
direkt gegenüber dem Bahnhof. Lüder parkte hinter dem Haus, meldete sich beim
Empfang an und wurde in die erste Etage verwiesen. Kurz darauf betrat er das
geräumige Büro mit drei Schreibtischen, von denen zwei verwaist schienen. Er
erkannte Oberkommissar Große Jäger sofort wieder. Die stämmige Figur mit dem
Schmerbauch, der über der Gürtelschnalle hing, das dunkle Haar mit den ersten
grauen Strähnen, das mit Sicherheit in den letzten zwei Tagen nicht gewaschen
worden war, der Schimmer der Bartstoppeln auf den Wangen und seine Kleidung,
die alles andere als einen gepflegten Eindruck machte.
    Große Jäger sah auf, gab durch das Hochziehen der
Augenbraue zu erkennen, dass er Lüder erkannt hatte, zog noch einmal an seiner
Zigarette und nahm seelenruhig seine Füße aus der Schreibtischschublade, in der
er sie geparkt hatte. Er drückte die Zigarette im überquellenden Aschenbecher
aus und sagte: »Moin.«
    Lüder erwiderte den Gruß und war froh, dass ihm der
Oberkommissar nicht die Hand anbot. Stattdessen wies Große Jäger mit einem
Kopfnicken auf den leeren Schreibtisch, der seinem gegenüberstand. »Da sitzt
unser Kind. Aber der ist auf der Führungsakademie. Das ist dumm. Denn jetzt
kocht keiner Kaffee.« Er wies mit dem Daumen über die Schulter zum dritten
Arbeitsplatz. »Und unser Boss ist im Urlaub.« Dann griff er zu seinem
bekleckerten Kaffeebecher und nahm einen Schluck.
    Lüder setzte sich. »Wer ist das Kind?«
    »Mommsen. Kommissar. Aus unserer Sicht ist er noch ein
Kind. Sagt Christoph auch.« Dabei zeigte erneut auf den Schreibtisch hinter
sich.
    Lüder vermutete, dass mit »Christoph« Hauptkommissar
Johannes gemeint war, den er entfernt seit dessen Dienstzeit am LKA kannte. Sie sahen sich eine Weile
schweigend an. Lüder musterte das rote Holzfällerhemd und die fleckige
Lederweste. Die ebenfalls leicht schmuddelige Jeans war hinter der
Schreibtischkante verschwunden.
    »Kaffee?«, fragte Große Jäger.
    Lüder nickte.
    Der Oberkommissar stand wortlos auf, griff sich seinen
Becher und verließ den Raum. Eine Weile später kehrte er mit zwei Bechern
zurück. Mit Befriedigung registrierte Lüder, dass das zweite Trinkgefäß einen
sauberen Eindruck machte.
    »Sie sind Lüder Lüders?«, fragte Große Jäger, nachdem
er sich die nächste Zigarette angezündet hatte. »Ist das auch so ein
regionaltypischer Name wie Große Jäger?«
    »Lüders ist ganz normal. Zumindest in der Gegend um
Kellinghusen in Mittelholstein, wo ich herkomme. Während meine Mutter mit mir
im Krankenhaus lag, hat mein Vater mit Freunden nach herrschender Sitte seinen
ersten Stammhalter begossen. Dabei haben die Suffköppe gelästert: Lüders Lüder.
Obwohl sich meine Eltern eigentlich auf einen anderen Namen geeinigt hatten,
ist mein Vater in seinem Dunsche am nächsten Morgen auf das Standesamt gegangen
und hat mich mit dem Vornamen Lüder angemeldet.«
    Große Jäger grinste. »Schöne

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