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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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an
der Förde entlang und behauptet, es wäre Sport?«, spielte Friedjof auf Lüders
Ausgleich für den Büroalltag an, das Rennradfahren. »Hast du eigentlich schon
einmal gewonnen?«
    Lüder lehnte sich zurück. »Wenn du dir in der
Sportschau nicht ständig die Verlustpartien der Kieler Störche ansehen würdest,
sondern ernsthaften Sport, dann hättest du mich schon einmal bei der Tour de
France gesehen.«
    Friedjof lachte vergnügt. »Ich habe dich doch gesehen.
Das war bei dem Bericht, in dem man die Leute gezeigt hat, die gerade wegen
Dopings abgeführt wurden.«
    Lüder stutzte einen Moment, dann sah er den Büroboten
an. »Friedhof, manchmal bist du genial.«
    »Das weiß ich. Aber warum dieses Mal?«
    Lüder sortierte seine Notizen um und zeigte auf einen
Zettel, auf dem im Kopf »Steffen Meiners« stand. »Der hier, den suchen wir bei
den Filmaufnahmen der Tour vergeblich. Der fährt vielleicht im Tross mit oder
ist einer der Wasserträger.« Er sah in Friedjofs ratloses Gesicht. »Kein
Wunder, wenn du mich nicht verstehst. Sollte sich das aber als richtig
erweisen, verspreche ich dir, dass ich dich zu einem Spiel der Holsteiner
begleite.«
    »Ehrlich?«, strahlte Friedjof und stand auf. »Das muss
ich dem Kriminaldirektor erzählen.«
    »Lass Nathusius aus dem Spiel«, scherzte Lüder. »Wenn
der hört, dass ich mich dem Fußball zuwende, degradiert er mich.« Lüder ließ
unerwähnt, dass stattdessen seine Beförderung versprochen war.
    Nachdem der Bürobote seinen Weg durchs Haus
fortgesetzt hatte, versuchte Lüder erneut, jemanden im Generalkonsulat der USA in Hamburg zu erreichen. Endlich
fühlte sich dort jemand zuständig. Herr Myers sprach einwandfreies Deutsch mit
jenem Akzent, den Einheimische auf Anhieb als typisch amerikanisch bezeichnen
würden. Von der Tonlage her erinnerte er Lüder an Bill Ramsey.
    »Wir ermitteln in einer Mordsache mit einem derzeit
noch nicht identifizierten Opfer, von dem wir vermuten, dass er Bürger der
Vereinigten Staaten sein könnte.« Lüder gab eine knappe Begründung für diesen
Verdacht. »Möchte ein Vertreter des Konsulats den Toten sehen? Vermissen Sie
einen US -Bürger? Oder haben Sie
die Möglichkeit, in dem Truppenteil zu recherchieren, von dem wir annehmen,
dass der Tote dort gedient hat?«
    Myers ließ sich noch ein paar weitere Angaben wie
Größe und Aussehen machen und versprach, sich um die Sache zu kümmern.
    Danach trafen die ersten Antworten auf Lüders Anfragen
zur verwendeten Munition ein. Sie kamen von mehreren Landesämtern für den
Verfassungsschutz, die alle keine verwertbaren Hinweise brachten. Umso
erfreulicher war der Anruf aus Husum. Große Jäger hatte Neuigkeiten.
    »Ich habe mit dem Foto von Steffen Meiners noch einmal
den Hausmeister aufgesucht und gefragt, ob das der Mann war, der den
Mietvertrag für den Schwarzen abgeschlossen hat. Rothers glaubt es nicht, ist
sich seiner Sache aber nicht sicher. Er gab vor, schon sein Feierabendbier
getrunken zu haben, als der Fremde bei ihm war. Lassen wir offen, was darunter
– ich meine, unter dem Abendtrunk – zu verstehen ist. Außerdem habe ich
mich in der Nachbarschaft umgehört. Auch wenn der Gast bemüht war, sich
möglichst unauffällig zu bewegen, ist er mehreren Leuten aufgefallen. Eine
dunkle Hautfarbe erweckt in einer Kleinstadt doch Aufmerksamkeit. Mehr
vermochten die Nachbarn aber nicht zu sagen. Insbesondere hat niemand etwas von
Besuchern bemerkt. Einzig die Beobachtung einer älteren Frau von der anderen
Straßenseite könnte von Bedeutung sein. Ihr ist ein unbekanntes Fahrzeug
aufgefallen, das sie zwei oder drei Mal gesehen haben will. Es war arg verbeult
und dreckig und hatte eine andersfarbige Tür. Den Typ konnte mir die Zeugin
nicht nennen. Sie sagte, es wäre ein rostbrauner Wagen gewesen.«
    »Kann es auch orangefarben sein?«, fragte Lüder.
    »Vielleicht. Die Farbtöne liegen ja nicht weit
auseinander. Kennen Sie ein solches Fahrzeug?«
    »Ja. Das habe ich neulich gesehen.« Lüder berichtete
von seinem Besuch auf dem verkommenen Bauernhof in Wichelwisch, als er
Merseburger besuchen wollte. Hetzparolen gegen Ausländer würden zu dem Mann
passen. Und auch die falsche Schreibweise »Scheiß-Niger« könnte auf den nicht
gerade mit intellektuellen Fähigkeiten gesegneten Rechtsradikalen zutreffen.
Andererseits gehörte Husum nicht zum direkten Einzugsbereich des Ortes, in dem
Merseburger hauste. Irgendjemand musste ihm einen Hinweis auf den Amerikaner
gegeben haben. In

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