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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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blinden Fenster, hinter dem Bewegung entstanden war.
Hinter der grauen Gardine lugte eine Gestalt hervor.
    »Merseburger. Schaffen Sie den Hund weg. Wir haben mit
Ihnen zu reden.«
    Das Fenster wurde aufgestoßen und der Stofffetzen zur
Seite geschoben. Merseburger beugte sich auf die Fensterbank.
    »Verpisst euch«, schrie er.
    »Seien Sie vernünftig. Sonst müssen wir Sie
zwangsweise vorführen.«
    »Leck mich«, brüllte der Mann zurück.
    »Der zeigt kein Einsehen«, stellte Große Jäger fest
und legte seine Hände an den Mund. »Pass mal auf, du Knilch.« Er ging zum BMW , öffnete die Tür und tat so, als
würde er etwas holen. Mit einer abgegriffenen Packung Papiertaschentücher
kehrte er zurück und hielt sie hoch. Auf Distanz konnte Merseburger nicht
erkennen, was es war. »Ich habe hier eine Leberwurst. Die frisst dein Köter
sicher gern. Bloß bellen wird er hinterher nicht mehr.«
    »Lass den Hund zufrieden«, schrie der Mann aus dem
Bauernhaus.
    Große Jäger holte aus und tat so, als würde er dem
Hund den Gegenstand zuwerfen.
    »Halt!«, hörten sie vom Haus, dann verschwand
Merseburger vom Fenster. Eine Weile geschah nichts. Sie warteten, aber der Mann
zeigte sich weder am Fenster noch an der Haustür.
    Unschlüssig standen die beiden Polizisten am BMW . In ihrem Rücken fuhr ein Auto die
Landstraße entlang. Kein Laut drang aus dem Haus, bis plötzlich ein heftiges
Bellen begann. In das unsichtbare Kläffen hinterm Haus mischte sich der Schäferhund
ein. Auch Blödmann sprang wild von innen gegen das Fenster der Beifahrertür.
    »Das sind die Bullterrier«, sagte Lüder. »Er hält sie
in einem Zwinger hinterm Haus. Es wäre unangenehm, wenn er die freiließe.
Dagegen sind wir machtlos.«
    Große Jäger zeigte seine nikotingelben Zähne, dann
schob er nach Westernmanier seine Lederweste an der Seite ein wenig nach hinten
und wies auf die Dienstwaffe, die er in einem Holster trug. »Haben Sie keine?«
    Lüder schüttelte den Kopf.
    »Kenne ich von unserem Chef. Der ist auch immer ohne
Waffe unterwegs. Ich habe ihn einmal gefragt, ob er in solchen Situationen wie
dieser mit Worten werfen will.«
    Gespannt beobachteten sie die Szene. Immer noch war
das Bellen der vier Hunde zu hören. Plötzlich kam einer der beiden Bullterrier
um die Hausecke geschossen und rannte auf die beiden Beamten zu. Während Lüder
sich hinter dem Wagen in Deckung zu bringen versuchte, riss der Oberkommissar
mit einer Geschwindigkeit, die ihm Lüder nicht zugetraut hätte, seine Waffe
hervor, zog den Schlitten zurück und visierte den auf ihn zustürmenden Terrier
an. Atemlos beobachtete Lüder, wie Große Jäger sich Zeit ließ, obwohl sich das
alles innerhalb von Sekunden abspielte. Kurz bevor der zähnefletschende Hund
zum Sprung ansetzte, drückte der Oberkommissar ab. Der Terrier schien in der
Luft zu explodieren, flog aber noch ein ganzes Stück weiter und landete kurz
vor Große Jägers Füßen. Dann rutschte er noch ein wenig über das
Kopfsteinpflaster. Obwohl das Tier schwer verletzt war – der Oberkommissar hatte
es am Halsansatz und Brustübergang getroffen, versuchte es, auf Große Jäger
vorzurobben. Das Bellen war jetzt weniger wütend und mit einem Winseln
durchsetzt. Der Oberkommissar stellte sich ein wenig seitlich, zielte
sorgfältig aus zwei Metern Entfernung und erlöste das Tier von seinen Qualen.
Dann sah er Lüder grinsend an, pustete wie John Wayne in seinen Lauf und schob
die Waffe ins Holster zurück.
    Lüder ließ das Haus nicht aus den Augen. Von
Merseburger war nichts zu sehen. Auch der zweite Bullterrier erschien nicht.
Vermutlich hatte der Mann nur einen Hund freigelassen.
    »Das hätte auch ins Auge gehen können«, sagte Lüder.
    »Berufsrisiko.«
    »Was wäre, wenn Sie ihn nicht mit dem ersten Schuss
niedergestreckt hätten?«
    »Dann hätte ich gewusst, dass ich mich beim
Schießtraining nicht hinreichend bemüht habe«, erwiderte Große Jäger gelassen.
»Um einem falschen Eindruck vorzubeugen …« Er zeigte auf den toten Hund vor
seinen Füßen. »Das mache ich nicht gern. Es wäre mir lieber gewesen, der Typ
hätte den Terrier nicht auf uns gehetzt.« Der Oberkommissar kratzte sich seine
Bartstoppeln. »Sind Sie sich sicher, dass er jetzt nur noch einen Versuch hat,
eine Bestie auf uns zu hetzen?«
    Bevor Lüder antworten konnte, hörten sie Merseburger
rufen. Er stand jetzt wieder im Fenster. »Ihr verdammten Schweine. Warum habt
ihr das getan?«
    »Du Arsch hast den Köter

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