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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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losgelassen«, rief Große
Jäger zurück. »Und kapituliere endlich. Das haben deine Freunde
neunzehnhundertfünfundvierzig auch getan.«
    Sie erhielten keine Antwort.
    »Das hat er nicht begriffen«, sagte Lüder. »Mit dem
können wir nur einfache Sätze wechseln.«
    Wie zur Bestätigung knallte es. Zwischen Gardine und
Fensterbank war der Lauf eines Gewehrs zu erkennen. Hastig gingen die beiden
Beamten hinter dem BMW in Deckung.
    »Jetzt spinnt der völlig«, stellte Große Jäger fest.
    Lüder griff zum Handy. »Ich hole Verstärkung.«
    »Das scheint ein Kleinkaliber zu sein«, sagte der
Oberkommissar. »Der will uns nur verjagen, aber nicht treffen. Dazu fehlt ihm
der Mut. Wir sind zu zweit. Einer sollte sich von hinten anschleichen.«
    »Das ist zu gefährlich«, erwiderte Lüder. »Zumal wir
nur eine Waffe haben.«
    »Der Kerl ist nicht halb so gefährlich wie sein blöder
Hund. Ich versuche es von der Rückseite.«
    Ihre Aufmerksamkeit wurde durch einen grauhaarigen
Mann abgelenkt, der den Hofvorplatz von der Straße her betrat und auf sie
zusteuerte. Er hatte eine Drillichhose an, die von Hosenträgern gehalten wurde.
Auf dem Kopf trug er eine olivefarbene Arbeitsmütze. Mit den Zähnen hielt er
einen Zigarrenstummel, der heftig qualmte, nachdem der Mann daran gezogen
hatte. Seine Hände hatte er tief in den Taschen seiner Hose vergraben.
    »Moin«, presste er zwischen den geschlossenen Zähnen
hervor. »Was ist denn hier los?«
    »Polizei«, rief ihm Lüder zu. »Machen Sie, dass Sie
fortkommen.«
    Doch der Mann blieb ungerührt stehen. Er bewegte sich
auch nicht, als es erneut knallte. Es war nicht auszumachen, wohin Merseburger
zielte, aber die Schüsse mussten weiter ab liegen.
    »Hau’n Sie ab«, herrschte ihn Große Jäger an.
    Der Zaungast hob seine Faust und ballte sie in
Richtung Merseburger. »Hab ich immer gesagt. Der ist bekloppt.«
    »Offenbar wohnen in diesem Nest nur Doofe«, fluchte
Große Jäger, sprang auf und schob den Mann vor sich her vom Grundstück. Dann
verschwanden beide aus Lüders Blickwinkel.
    Lüder hob vorsichtig den Kopf. Der Gewehrlauf war
immer noch zu sehen. Merseburger war sicher nicht so intelligent, dass er den
Lauf zur Tarnung heraushängen ließ und zur Rückseite des Hauses schlich, um zu
flüchten oder die Situation zu erkunden.
    »Geben Sie auf. Das hat keinen Zweck«, rief Lüder, um
den Mann abzulenken.
    »Zieh ab. Ich will nicht mit euch sprechen.«
    »Das geht nicht mehr. Schließlich haben Sie den Hund
auf uns gehetzt und auf uns geschossen.«
    »Ich verteidige nur mein Haus. Gegen jede Art von
Gesindel.«
    Lüder versuchte, Merseburger durch weitere Gespräche
abzulenken. Er zeigte sich auch sporadisch, indem er aus der Deckung hinter dem
Fahrzeug hervorkam. Der Mann feuerte aber keine weiteren Schüsse ab.
    Plötzlich entstand Bewegung hinter der Gardine. Der
Gewehrlauf verschwand. Lüder konnte die Stimmen von Merseburger und Große Jäger
unterscheiden. Der Wohnungsinhaber rief, Große Jäger antwortete laut, aber
ruhig. Dann verstummten die Geräusche, der Vorhang wurde zur Seite geschoben,
und der Oberkommissar erschien in der Fensteröffnung.
    »Sie können kommen. Die Hintertür ist offen«, sagte er
und zeigte auf den Schäferhund, der den Zugang zur Haustür versperrte.
    Lüder umrundete das Haus und betrat es durch die
Gartenpforte. Es war eine früher sicher gemütliche Klöntür. Sie musste zur
Hälfte offen gestanden haben, denn es waren keine Spuren einer gewaltsamen
Öffnung zu erkennen. Die Küche, die Lüder betrat, roch nicht nur übel, sondern
bot auch einen völlig heruntergekommenen Eindruck. Es war nicht die ramponierte
Einrichtung, sondern der Unrat, der sich allgegenwärtig stapelte. Merseburger
musste seinen Müll dort hinterlassen haben, wo er gerade angefallen war. Der
düstere Flur war schnell durchquert, und in der karg möblierten Stube, die
ebenfalls vor Schmutz starrte, hockte Silvio Merseburger am Boden, die Hände
mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt. Außer Reichweite lag das
Kleinkalibergewehr. Große Jäger stand zwei Meter neben dem Mann und rauchte.
    »Mach mich sofort wieder los«, tobte Merseburger bei
Lüders Eintritt.
    »Halt die Klappe«, erwiderte Große Jäger. Dann wandte
er sich an Lüder. »Wollen Sie sich zuerst umsehen?«
    Lüder inspizierte die anderen Räume. Offenbar war nur
noch ein weiteres Zimmer bewohnt. Ein Regal, ein zerschlissenes Feldbett und
ein arg ramponierter Schrank waren die einzigen

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