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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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wird.«
    »Welche Republik?« Rothers zupfte sich nervös an
seinen Hosenträgern.
    »Da steht doch ›Niger‹. Das ist ein Land in Afrika.«
    Der Hausverwalter lachte schrill auf. »Quatsch. Da hat
sich ein Blödkopf verschrieben. Damit ist nicht dieses komische Land gemeint,
sondern der Schwarze, der hier wohnt.«
    Lüder wechselte einen raschen Blick mit dem
Oberkommissar. Auch Rothers hatte das bemerkt.
    »Oh Scheiße«, fluchte der Mann und sah sich um, ob ihn
jemand beobachten würde. Er fühlte sich ertappt. »Kommen Sie mit«, forderte er
die beiden Polizisten auf und stapfte voran Richtung Haus. »Moment, ich hole
mal den Schlüssel«, sagte er und verschwand in einer Wohnung.
    Kurz darauf kehrte er mit einem Schlüsselbund zurück
und ging in den Keller voran. Es war ein für Mehrfamilienhäuser typisches
Untergeschoss. Die Wände waren aus ungeputzten Kalksandsteinen, unter der Decke
liefen Rohrleitungen entlang, und von beiden Seiten des Ganges zweigten die
Kellerverschläge ab. Rothers blieb vor einer verschrammten Blechtür stehen,
hantierte umständlich mit seinen Schlüsseln, öffnete und trat zur Seite.
Abgestandene Luft schlug ihnen entgegen. Lüder suchte nach einem Lichtschalter,
und schließlich flammte grelles Neonlicht auf. Die Röhre war nackt an der Decke
montiert. Zumindest waren die Kalksandsteinwände weiß getüncht und der
Zementboden mit einem billigen Nadelfilz ausgelegt, der sich an den Rändern hochwölbte.
Die karge Möblierung bestand aus einem Feldbett, einem zerschlissenen alten
Sofa, zwei Klappstühlen aus weißem Kunststoff und einigen Regalen. Eines war
mit bunter Folie beklebt und diente dem Bewohner als Küche. Ein mickriger
Elektrokocher und ein brummender Kühlschrank bildeten mit dem alten
Fernsehgerät schon den höchsten Komfort. Hinter einem Vorhang verbargen sich
eine Einbaudusche, ein Waschbecken und eine Kloschüssel. Das Tageslicht fiel
nur indirekt durch den Lichtschacht vor dem Haus in den Raum.
    Lüder rümpfte die Nase. »Sie sind der Verwalter?«
    Rothers nickte unmerklich.
    »Während wir uns hier ein wenig umsehen, holen Sie
bitte den Mietvertrag.«
    Der Mann blieb unschlüssig stehen.
    »Was ist?«, herrschte ihn Große Jäger an und zeichnete
mit den beiden Zeigefingern in der Luft ein Quadrat nach. »Mietvertrag!«
    »Den habe ich nicht hier«, stammelte Rothers.
    »Und wo finden wir den? Beim Vermieter?«, fragte
Lüder.
    »Nun – das ist so. Also – es gibt keinen schriftlichen
Vertrag.«
    Große Jäger stellte sich vor den Mann und stemmte die
Hände in die Hüften. »Ist ja interessant. Wenn Sie der Hausverwalter sind,
sollten Sie wissen, dass für Mietverträge die Schriftform gilt.«
    Rothers fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch
das dünner werdende graue Haar. »Schon, aber … Also, der Mann wohnte hier nur
inoffiziell. Diesen Raum hat sich unser Jüngster zurechtgemacht, wenn er sich
mal zurückziehen wollte. Wasser und Lokus habe ich schwarz eingebaut. Nun ist
der Filius auf Arbeit. In Braunschweig. Tjä – da haben wir die Wohnung
gelegentlich untervermietet.«
    »Wohnung?« Große Jäger grinste den Verwalter an. »Sie
wollen dieses Loch doch nicht als Wohnung bezeichnen? Was haben Sie dafür
genommen?«
    »Fünfzig«, antworte Rothers wie aus der Pistole
geschossen.
    Der Oberkommissar schüttelte den Kopf. »Warum sagen
Sie die Unwahrheit? Wir kennen die Aufzeichnungen Ihres Mieters. Da steht ein
anderer Betrag«, log er.
    »Warum sollte ich nein sagen, als man mir zweihundert
geboten hat«, keuchte Rothers verlegen. »Ich hab mein Leben lang geklotzt. Und
mit dem bisschen Rente kommt man nicht weit.«
    »Das ist aber ganz schön dreist für dieses finstere
Verlies. Wer hat das hier eingefädelt? Doch nicht Ihr Mieter?«
    Der Hausverwalter schüttelte den Kopf. »Nee. Das war
ein anderer. Ein Deutscher. Der kam irgendwann vorbei und hat gesagt, er hätte
gehört, ich würde vorübergehend eine Bleibe vermieten.«
    »Und vom wem hatte er Ihre Adresse?«
    Rothers schüttelte mit ehrlichem Bedauern den Kopf.
»Keine Ahnung. Wirklich. Da hab ich nicht nach gefragt.«
    »Wie hieß der Mann?«
    »Weiß ich auch nicht. Er hat mir fünfhundert bar in
die Hand gedrückt. Zweihundert für die erste Miete. Der Rest war für den
Abschluss – hat er gesagt.«
    Lüder hielt sich aus der Befragung heraus. Große Jäger
hatte den richtigen Ton gefunden, um dem Hausverwalter das zu entlocken, was
für die Polizei von Interesse war.
    »Und von wem

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