Todesküste
dir
nicht geben.«
»In der Küche müssten noch welche steh’n.«
Die beiden Polizisten ignorierten diesen Hinweis.
»Wie heißt eure Organisation eigentlich?«
»Germanische Gilde«, verriet Merseburger.
»Interessant«, murmelte Lüder scheinbar
selbstvergessen. »Wo kann man sich über die Gilde informieren? Im Internet?«
Merseburger sah ein wenig ratlos aus. »Keine Ahnung.«
Der Mann hatte erstaunlicherweise keinen Zugang zum
Internet. Lüder hatte im ganzen Haus keinen Computer gesehen. »Welche Ziele hat
die Germanische Gilde?«
»Wie? Was für ein Ziel? Ist doch klar. Wir wollen
deutsch bleiben – und so.«
Der Zusatz »und so« erklärte alles, dachte Lüder. »Ob
man mit Ihrem Führer ein paar kluge Gedanken austauschen kann? So von Mann zu
Mann?«
»Klar. Der kann euch das besser erklären als ich.«
»Wie heißt er denn?«
Merseburger sah Lüder verdutzt an. »Der nennt doch
keinen Namen. Das ist alles noch geheim. Wir sind die Vorhut.«
»Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
»Der hat mich angesprochen. Von sich aus.
Wahrscheinlich braucht die Organisation Leute wie mich«, warf sich Merseburger
in die Brust.
»Und wie kommunizieren Sie miteinander?«
»Durchs Telefon.«
Die beiden Polizisten wechselten einen raschen Blick.
»Soll das heißen, du kennst ihn gar nicht?«, fragte
Große Jäger.
»Natürlich kenne ich ihn. Aber nicht persönlich.«
»Und wie rufst du ihn an?«
»Ich doch nicht. Er ruft mich an.«
»Und gibt dir Aufträge. So hat er dir gesagt, wo in
Husum der Neger wohnt.«
»Ja, so ist das.« Plötzlich stutzte Merseburger und
schlug mit den gefesselten Fäusten auf den Fußboden. »Oh Scheiße. Ja bin ich
denn blöd? Ich wollt mich doch nur ausquetschen. Ich sag jetzt nix mehr.«
Und daran hielt er sich. Lediglich als Lüder das Handy
einsteckte, versuchte Merseburger aufzuspringen. »Das ist meins. Das nimmst du
nicht.«
Aber Große Jäger drückte den Mann wieder auf den
Fußboden zurück, während Lüder einen Streifenwagen anforderte. Es dauerte fast
eine halbe Stunde, bis die beiden Uniformierten eintrafen.
»Er und das Waffenarsenal müssen zur BKI überstellt werden.«
Die Streifenbeamten fragten nicht nach. Sie
verstanden, dass Merseburger zur Bezirkskriminalinspektion nach Itzehoe
gebracht werden sollte. Lüder würde Hauptkommissar Schwälm informieren.
»Was heißt das – BKI ?«,
fragte Merseburger.
»Haben wir dir doch vorhin erzählt: U-Haft in
Neumünster«, log Große Jäger.
Merseburger wehrte sich heftig und fing an zu strampeln,
doch die beiden erfahrenen Schutzpolizisten hatten ihn sicher im Griff. »Du
hast doch gesagt, da komme ich nur hin, wenn …«
»Ich ja«, grinste Große Jäger und zeigte auf Lüder.
»Aber er nicht. Und manchmal lügt er.«
Merseburgers Schimpftiraden waren zu hören, bis er in
den blau-silbernen Streifenwagen verfrachtet war.
»Wir können unsere Mission auch abschließen«, sagte
Lüder. Sie hatten die Schutzpolizisten gebeten, zu veranlassen, dass man sich
um die beiden lebenden Tiere auf dem Hof und den Hundekadaver kümmern solle.
»Ihre Arbeitsweise ist ja recht unkonventionell.«
Große Jäger schenkte ihm einen Seitenblick. »Ach nee.«
»Das hat gut geklappt – unser Teamwork. Noch sind wir
nicht am Ziel. Da kommt noch einiges auf uns zu. Ich heiße Lüder.«
Erneut warf ihm Große Jäger einen Blick zu, schwieg
aber.
Sie fuhren nach Meldorf zurück, wo der Oberkommissar
seinen Smart abgestellt hatte. Dann machte sich Lüder auf dem Heimweg nach
Kiel.
FÜNF
»Hallo«, stand als Anrede auf der Mail, die Lüder in
seinem elektronischen Briefkasten vorfand. Warum bedient man sich einer solch
ungewohnten Schreibweise, überlegte er. Niemand kommt auf die Idee, so einen
Brief zu beginnen. Aber Klaus Jürgensen bediente sich nur einer Form, die seit
Langem Eingang in die elektronische Kommunikation gefunden hatte. Der Leiter
der Spurensicherung teilte Lüder mit, dass sie in der Husumer Kellerwohnung
nichts gefunden hatten. Auch keine Spuren von Betäubungsmitteln. Das fand Lüder
besonders interessant, da die Rechtsmediziner Heroin im Körper des Toten
nachgewiesen hatten. Jürgensen schrieb, dass die Kriminaltechniker außerdem
Fingerabdrücke und andere mutmaßliche Spuren aufgenommen und nach Kiel gesandt
hatten. Zu Kontrollzwecken hatten sie auch Proben und Abdrücke von Rothers, dem
Hausverwalter, genommen. Der sei ganz entsetzt gewesen und habe seine Unschuld
beteuert, teilte der
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