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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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zu
versorgen.
    Nathusius sah auf, als Lüder das Zimmer betrat. Er erhob
sich von seinem Platz und wies auf einen Besucher, der ebenfalls aufgestanden
war. »Oberregierungsrat Fritzmeier vom Bundesnachrichtendienst«, stellte der
Kriminaldirektor den Gast vor.
    Der Mann war ein wenig kleiner als Lüder und hatte
eine durchtrainierte Figur. Der muskulöse Oberkörper ließ dem dezent
gemusterten Hemd, das am Kragen offen war, nicht viel Spielraum. Das
dunkelbraune Sakko hatte einen modernen Schnitt, und die exakt gebügelte Hose
war farblich gut darauf abgestimmt. Silbergraues Haar, das straff zurückgekämmt
war und nur mühsam einige lichte Stellen verdecken konnte, lag wellig über den
Ohren und lief im Nacken zu einer Spitze zusammen, die den Hemdkragen berührte.
Das runde Gesicht mit schwach ausgeprägten Aknenarben, die etwas zu fleischige
Nase und die wulstigen Lippen passten nicht ganz zum übrigen Erscheinungsbild
des Mannes.
    »Wir haben von Ihnen eine Anfrage zu einer speziellen
Munition – zu Franchible – erhalten«, begann Fritzmeier.
    Der Kriminaldirektor unterbrach ihn. »Nehmen Sie
Platz, Herr Lüders.« Dann erst setzte sich Nathusius.
    »Um Ihrem Amtshilfeersuchen nachzukommen, bin ich nach
Kiel gekommen«, sagte Fritzmeier. Obwohl er sich bemühte, akzentfrei zu
sprechen, konnte er eine süddeutsche Klangfärbung in der Stimme nicht unterdrücken.
»Ich habe dem Herrn Kriminaldirektor schon unseren Wissensstand vermittelt.«
    Während Fritzmeier Lüder ansah, gewahrte der, wie
Nathusius hinter dem Rücken des BND -Mannes
die Augen verdrehte.
    »Ich glaube, meine Gegenwart ist beim Austausch der
fachlichen Details nicht erforderlich«, redete sich der Kriminaldirektor
heraus. »Herr Lüders – wollen Sie nicht mit Herrn Fritzmeier unter vier Augen
sprechen?« Nathusius erhob sich und reichte dem BND -Mitarbeiter
über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Vielen Dank, dass Sie sich der Mühe
unterzogen haben und zu uns in den hohen Norden gekommen sind.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Schließlich ziehen
wir alle am gleichen Strang.«
    Fritzmeier deutete eine leichte Verbeugung an und
hielt dabei mit der linken Hand sein Sakko geschlossen. Dann griff er einen
schwarzen Diplomatenkoffer, den er neben seinem Sitz abgestellt hatte, und
folgte Lüder.
    »Schön haben Sie es hier in Kiel«, versuchte
Fritzmeier eine Konversation zu starten, als Lüder ihn über den Flur führte.
Schon von Weitem hörten sie eine lautstark geführte Auseinandersetzung. Als sie
Lüders Büro betraten, stand Friedjof mitten im Raum und diskutierte mit Große
Jäger um die Wette. Da jeder auf seinem eigenen Standpunkt beharrte und nicht
den Worten des Gegenübers lauschte, war ein ordentliches Gespräch gar nicht
möglich.
    »Wer ist schon der Husumer SV ?«, schimpfte Friedjof. »Die Kieler Störche sind doch um
Klassen besser. Die spielen doch ganz oben.«
    »Nächstes Jahr treffen die beiden aufeinander, wenn
Holstein Kiel wieder abgestiegen ist«, hielt Große Jäger dagegen.
    »Du hast ja keine Ahnung. Warte nur ab – bald sind die
in der zweiten Bundesliga.«
    »Mit Ihrer Damenkegelmannschaft«, sagte Große Jäger
lachend.
    Für einen Moment hatte es den Anschein, als wollte
sich der fußballbegeisterte Friedjof auf den Oberkommissar stürzen, als er aber
Lüder kommen sah, strahlte er übers ganze Antlitz und zeigte auf Große Jäger.
»Der hat zwar keinen blassen Schimmer. Aber sonst ist er ‘ne Wucht.« Dann hielt
der Bürobote Große Jäger die flache Hand hin. »Abgemacht?«
    Große Jäger schlug ein. »Abgemacht. Wir ziehen
zusammen ins Stadion.«
    »Tschüss, Lüder«, sagte Friedjof und verließ den Raum.
    »Das ist ein Kollege vom BND «, stellte Lüder Fritzmeier vor. Dann nickte er Richtung
Große Jäger. »Einer von uns.« Er unterließ es, die beiden mit Namen
vorzustellen.
    Fritzmeier musterte den Oberkommissar von oben bis
unten. An der krausgezogenen Stirn war zu erkennen, dass das Urteil nicht positiv
ausgefallen war.
    Den angebotenen Kaffee lehnte Fritzmeier ab. Er warf
noch einen Blick auf Große Jäger und wandte sich dann demonstrativ Lüder zu.
»Unser Gespräch hat überaus vertraulichen Charakter, da elementare
Sicherheitsbedürfnisse der Bundesrepublik berührt werden.«
    Ohne ein weiteres Wort stand Große Jäger auf,
zwinkerte Lüder zu und verließ den Raum. Er hatte noch nicht ganz die Tür
geschlossen, als vom Flur die Fortsetzung des lautstarken Palavers zwischen

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