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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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drei Fahrzeuge, darunter
zwei schon in die Jahre gekommene Mercedes-Limousinen und ein dunkelbrauner
Opel Ascona. Lüder parkte den BMW direkt unter einem Fenster.
    Große Jäger reckte sich beim Aussteigen und fasste
sich ins Kreuz. Während sich bei Lüder noch leichte Spuren des langen Abends
bemerkbar machten, schienen dem Oberkommissar weder der Alkoholgenuss noch der
wenige Schlaf etwas auszumachen. Sie sahen sich um, und Große Jäger zeigte auf
eine angelehnte Metalltür, über der ein verblichenes Schild mit einem Halbmond
und der Überschrift »Kulturverein« unter einer Überschrift in arabischen
Schriftzeichen auf ihr Ziel hinwies.
    Lüder klopfte an und rief laut »Hallo« durch einen
schmalen Spalt. Als sich keine Reaktion zeigte, öffnete er die Tür und
wiederholte das »Hallo« ins Halbdunkel hinein. Es dauerte einen Moment, bis
sich seine Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten.
    Der düstern wirkende Raum war mit schlichten
Holzstühlen und Tischen möbliert. Im Hintergrund befand sich eine Küchenzeile,
seitlich ein paar Holzschränke, wie man sie früher in Klassenzimmern vorfand.
Zwei Männer saßen an einem Tisch und sahen den beiden Beamten entgegen.
    Lüder war in der Tür stehen geblieben, Große Jäger sah
ihm mit zusammengekniffenen Augen über die Schulter.
    »Hallo«, wiederholte Lüder ein drittes Mal. Nachdem er
auch diesmal keine Antwort erhielt, fragte er: »Wir möchten gern den
Vorsitzenden oder einen der verantwortlichen Herren sprechen.«
    Die beiden Männer im Halbdunkel rauchten gelassen
weiter, ohne dabei die Besucher aus den Augen zu verlieren. Beide trugen dunkle
Kleidung, einer war trotz der sommerlichen Temperaturen mit einer Lederjacke
bekleidet. Er trug einen dichten schwarzen Bart über der Oberlippe, während das
Gesicht des zweiten von einem Vollbart geziert wurde, der von den Schläfen
abwärtsging und in einer fast struppig wirkenden Spitze unter dem Kinn mündete.
    Lüder spürte, wie Große Jäger ein wenig in seinem
Rücken schob. Dem Oberkommissar war es sichtlich zu dumm, im Türrahmen zu
verharren, aber Lüder wollte nicht unhöflich sein und wartete auf die
Aufforderung, näher zu treten. Es war dies ein Gebot der Höflichkeit, die bei
Menschen aus dem arabischen Raum einen hohen Stellenwert besaß.
    »Warum fragt die Polizei nach einem
Vorstandsmitglied?«, erwiderte der mit dem Strubbelbart Lüders Frage.
    »Richtig. Wir sind von der Polizei und möchten mit
Ihnen sprechen.«
    »Worüber?«
    Die beiden Männer am Tisch wechselten ein paar Worte
auf Arabisch, dann sagte »Strubbelbart«:
    »Kommen Sie. Setzen Sie sich.«
    Die beiden Beamten gingen auf den Tisch zu. Lüder
blieb vor den beiden Männern stehen, neigte kurz den Kopf und sagte: »Lüder.
Polizei Kiel. Das ist ein Kollege.«
    »Was führt Sie hierher?«, fragte der Mann mit dem eher
arabischen Aussehen, während der schweigsame Mann, der Gücün sein musste, seine
kurdische Herkunft nicht leugnen konnte.
    »Sie bekennen sich dazu, das Wertesystem der
westlichen Welt zu verdammen«, sagte Lüder.
    Es hatte den Anschein, als würde sich der Kurde
erstmals in das Gespräch einmischen wollen, aber ein Blick des Bärtigen ließ ihn
schweigen.
    »Es würden viele Worte gewechselt, wenn ich Ihnen all
das noch einmal erklären würde, was die Amerikaner in der Welt angerichtet
haben. Die Bush-Regierung hat sich zum Feind unserer Religion aufgeschwungen.
Das können wir nicht akzeptieren. Nirgendwo auf der Welt.«
    Lüder sah sich betont in dem kargen Raum um. »Die
Probleme der Welt werden wir in diesem Zimmer nicht lösen. Ist es mit dem
Frieden zu vereinbaren, den der Koran predigt, wenn einige Allahs Schwert in
die Welt hinaustragen wollen? Das Grundgesetz garantiert Ihnen freie
Religionsausübung in Deutschland. Diese Toleranz müssen Sie aber auch gegenüber
allen Andersgläubigen aufbringen.«
    »Gehen Sie nicht davon aus, dass alle Moslems
gewaltbereit sind.«
    »Wir als Polizei interessieren uns nur für die Leute,
die sich nicht an die Gesetze halten.«
    »Zu Ihrem weltlichen Gesetz kommt für uns noch der
Koran hinzu«, erklärte der Mann und sah auf, als sich eine unscheinbare Tür im
Hintergrund öffnete und ein weiterer Mann den Raum betrat. Er war mit einem langen wallenden Gewand bekleidet, das bis zu den Knöcheln reichte, und trug
als Kopfbedeckung eine runde, reich bestickte Kappe. Der fast weiße Bart
verlieh ihm eine gewisse Würde, auch wenn sein Alter schwer einzuschätzen

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