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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Hamburg
ansteuert.« Er zog sich mit dem rechten Zeigefinger kurz das Augenlid herab.
»Manchmal kriegen auch die Provinzpolizisten etwas auf die Reihe.«
    Lüder musterte seinen Kollegen. Mit seiner
ungepflegten Erscheinung und dem burschikosen Auftreten wurde Große Jäger
sicher oft unterschätzt. Wenn er auch ein ganzer anderer Typ als der legendäre
Peter Falk und mehr ein Teamplayer als stoischer Einzelgänger war, so tat man
ihm sicher nicht unrecht, wenn man ihn als Küsten-Columbo bezeichnete.
    Lüder zahlte, und sie schlenderten langsam zum Gate,
wo die Passagiere aus Dänemarks Hauptstadt erwartet wurden. Heute ging es
zügiger als am Vortag, und kurz darauf tauchte in der überschaubaren Anzahl der
Fluggäste das Ehepaar Jackson auf. Die Frau in ihrem geblümten Kleid hatte sich
bei ihrem Mann untergehakt, als würde sie bei ihm Schutz suchen wollen, während
sich Herr Jackson, in einem unmodern wirkenden dunklen Anzug, suchend umsah.
Man sah es dem zerfurchten schwarzen Gesicht an, dass ihm die fremde Umgebung
nicht geheuer war. Witternd zog der Mann die Nase kraus, umklammerte den Griff
des abgestoßenen Koffers und blieb ratlos stehen.
    Die beiden Polizisten gingen auf die alten Leute zu.
Große Jäger streckte Herrn Jackson seine Hand entgegen. »Hi. Ich bin Police
Officer Erik«, stellte er sich vor und wählte dabei eine abgewandelte Version
seines Vornamens Wilderich.
    Lüder unterdrückte ein Grinsen. Große Jäger oder »Big
Hunter« hätten die Amerikaner nicht verstanden, noch weniger den »Wild Erich«.
Als ob Große Jäger Lüders Gedankengänge geraten hätte, zeigte er auf ihn und
sagte: »Police Officer Luder«. War es ein Entgegenkommen für die Amerikaner
oder eine der kleinen Spitzen, die Große Jäger oft verteilte?, überlegte Lüder,
dass der Oberkommissar die Tüttelchen auf seinem Namen weglassen hatte?
    Jackson schüttelte zuerst Große Jägers, dann Lüders
Hand. Jovial streckte der Oberkommissar auch der Frau die Hand entgegen, die
sich aber statt einer Erwiderung des Grußes nur noch enger an ihren Mann
schmiegte.
    »Hatten Sie einen guten Flug?«, fragte Große Jäger und
schob ein betontes »Sir« hinterher.
    Dass muss er aus amerikanischen Spielfilmen haben,
dachte Lüder, und überließ dem Oberkommissar die Gesprächsführung.
    »Danke. Wir sind das erste Mal über den Atlantik
geflogen. Die Leute im Flugzeug waren alle sehr nett«, sagte Herr Jackson.
    »Wir sind überhaupt das erste Mal geflogen«, ergänzte
seine Frau.
    »Kopenhagen und Schweden müssen sehr schön sein. Wir
hätten gern einen Blick darauf geworfen.«
    Große Jäger unterließ es, den alten Mann zu
korrigieren. Wie viele Amerikaner schienen auch die Jacksons über keine tiefen
Kenntnisse der Geografie des alten Europas zu verfügen.
    »Schweden ist ein wundervolles Land. Aber nun sollten
Sie zunächst einmal unsere Heimat kennenlernen. Willkommen in Hamburg und
Schleswig-Holstein.«
    »Schleswig what ?«, fragte Herr Jackson und fuhr
sich irritiert durch sein schlohweißes krauses Haar.
    Große Jäger griff sich den Koffer. »Kommen Sie erst
einmal mit.«
    Herrn Jackson schien es fast ein wenig peinlich zu
sein, dass jemand, der sich als Police Officer vorgestellt hatte, sein Gepäck
trug. Aber Große Jäger ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich dieser
Aufgabe annehmen wollte. Und während er mit dem Ehepaar aus Washington vor der
Anfahrt des Terminals wartete, holte Lüder das Fahrzeug aus dem Parkhaus.
    Ein Leuchten blitzte in Jacksons Augen auf, als der BMW vorfuhr und Große Jäger den beiden
alten Leuten den Wagenschlag aufhielt. »Tolles bayerisches Auto«, raunte der
Mann auf dem Rücksitz seiner Frau zu, um wenig später anzumerken, ohne dabei
seinen Blick vom Seitenfenster abzuwenden: »Schön, aber alles viel zu klein
hier.«
    Dann schwieg er, während seine Frau die ganze Zeit
über keinen Ton von sich gegeben hatte. Erst als sie auf der Autobahn Richtung
Kiel die Geschwindigkeitsbeschränkung hinter sich gelassen hatte und Lüder auf
einem freien Stück kurzfristig auf über zweihundert Stundenkilometer
beschleunigen konnte, entfuhr dem Gast aus Washington ein fast jungenhaftes »Wow!« .
    Lüder war nicht überrascht. Die streng überwachten
Geschwindigkeitsbeschränkungen in den USA ließen manch gut betuchten Touristen nach Deutschland kommen, nur um sich auf
den hiesigen Autobahnen einmal dem ungehemmten Geschwindigkeitsrausch hingeben
zu können.
    »Wie im Flugzeug«,

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