Todesküste
geht’s Ihnen?«
»Es würde mir besser gehen, wenn wir weniger Mordopfer
zu beklagen hätten. Insbesondere unter den amerikanischen Soldaten.«
Hunter schwieg.
»Wir konnten jetzt den zweiten Toten identifizieren.«
»John Tahiro«, sagte Hunter trocken.
»Sie kennen den Mann? Warum haben Sie uns das
verschwiegen?«
»Das ist ein wenig diffizil. Sie sind bestimmt nicht
erstaunt, dass auch wir gründlich arbeiten. Lassen Sie mich ein wenig
Wortklauberei betreiben. Wir sind ein Geheim dienst. Und weil hier
Amerikas Sicherheit auf dem Spiel steht, halten wir uns mit Informationen
zurück. So viel Verständnis ich auch für Sie aufbringen kann, dass Ihnen an der
Strafverfolgung von Mördern gelegen ist, die in der Bundesrepublik ihre Taten
begehen, so sehr fühle ich mich dem Wohl meines Landes verpflichtet. Außerdem
arbeiten wir eng mit unseren Partnerdiensten zusammen. Und Deutschland steht
als einer der wichtigsten Partner ganz eng bei uns, insbesondere seit Ihre
Kanzlerin Angela Merkel die Verbundenheit zu den USA neu belebt hat.«
»Sie bestreiten nicht, dass es zwischen den beiden
Mordopfern Jethro Jackson und John Tahiro Gemeinsamkeiten gibt. Beide dienten
in derselben Einheit.«
»Das ist korrekt.«
»Aus welchem Grund werden die Soldaten der 173.
Luftlandebrigade ermordet? Und warum in Schleswig-Holstein?«
Hunter ließ ein gekünsteltes Lachen hören. »Aus welchem
Grund sind amerikanische Staatsbürger rund um den Globus Zielscheibe von
Gewaltübergriffen?«
»Sie weichen mir aus. In diesem Fall wird gezielt Jagd
gemacht auf Soldaten einer ganz bestimmten Einheit. Warum?«
»Zufall«, behauptete Hunter.
»So viele Zufälle gibt es nicht. Warum will sich
jemand an diesen Männern rächen?«
Der Amerikaner räusperte sich, bevor er antwortete.
»Sie haben zu viel Fantasie.«
Ȇbernehmen Sie die Verantwortung, wenn noch mehr
Menschen sterben müssen? Da läuft ein blindwütiger Killer durch unser Land, und
Sie blockieren durch Ihr Schweigen unsere Arbeit. Nennen Sie das eine
fruchtbare Zusammenarbeit befreundeter NATO -Staaten?
Vergessen Sie dabei nicht, dass es Ihre Landsleute sind, um die wir uns
sorgen. Und wer Sie auch immer sein mögen, gleich ob mit oder ohne
Diplomatenpass, die Ermittlungen bei Mordfällen lassen wir uns nicht aus der
Hand nehmen.«
»Wir wissen Ihre Bemühungen und Ihre Erfolge zu
schätzen, Herr Lüders. Aber wenn es um Amerikas Sicherheit geht, müssen wir
manchmal unkonventionelle Wege beschreiten. Denken Sie vielleicht einmal
darüber nach, ob es auf höherer Ebene nicht sogar eine Übereinstimmung zwischen
Ihrer und meiner Regierung gibt.«
»Wollen Sie damit sagen, dass die Bundesregierung
Rechtsbruch begeht und Mord ungesühnt lässt?«
»So ist das nicht zu verstehen. Andererseits weiß
jeder US -Bürger, worauf er sich
einlässt, wenn er zur Army geht. Das ist ein gefährlicher Job, der in letzter
Konsequenz tödlich sein kann. Der Soldat riskiert im Zweifelsfall sein Leben
für die Verteidigung Amerikas, aber auch der freien Welt und der
Menschenrechte.«
»Es geht hier und heute einzig um die Ermordung von
Menschen, mögen sie auch Soldaten gewesen sein. Sie sind nicht an irgendeiner
Kriegsfront gestorben, sondern durch Mörderhand.«
»Wollen Sie nicht einsehen, dass die Kriegsfront nicht
nur auf dem Schlachtfeld besteht, sondern überall ist?«
»Ich möchte das Gespräch mit Ihnen nicht am Telefon,
sondern unter vier Augen fortsetzen.«
»Das wird sich so schnell nicht verwirklichen lassen«,
sagte Hunter mit Bestimmtheit. »Ich lasse es Sie wissen, wenn sich dazu Zeit
und Gelegenheit bietet. Bye!«
Ohne Lüders Antwort abzuwarten, hatte der Amerikaner
aufgelegt.
»Jetzt gehen wir ein Bier trinken«, lautete Große
Jägers Antwort, nachdem ihm Lüder vom Gespräch mit Hunter berichtet hatte.
Aus dem einen Bier wurden zwei, während Lüder sich am
Kaffee schadlos hielt. In die gleichmäßige Geräuschkulisse hinein war das hohe
Singen eines Flugzeugmotors zu hören. Große Jäger hielt mitten im Trinken ein.
»Das war unverkennbar«, dozierte er. »Das hört sich wie eine fliegende
Nähmaschine an. Eine De Havilland Canada DHC 8.«
»Und das kannst du unterscheiden?«
Der Oberkommissar zeigte zwei Reihen nikotingelber
Zähne. »Nee. Aber das war eine Turboprop-Maschine. Die kann auch ein Laie von
der Düse unterscheiden. Und bei meiner Recherche zum Reiseplan der Jacksons war
mir aufgefallen, dass um diese Zeit nur eine einzige Turboprop
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