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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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die meisten davon in Weltgegenden, wo es kein Gesetz unseren Nachrichtendiensten verbietet, sie abzuhören. Und doch will man uns glauben machen, CIA und FBI seien bei all dem Material nicht stutzig geworden? Hat man uns nicht sogar einreden wollen, bin Laden habe sich fünf Jahre lang nur wenige hundert Meter von einer pakistanischen Militärakademie entfernt verstecken können, in der Spitzenleute unserer Streitkräfte seit Jahren ein und aus gingen?«
    Die Argumente verfehlten ihre Wirkung nicht. Selbst die Skeptiker unter den Journalisten wurden nachdenklich. Die Ausschaltung des Anführers der al-Qaida im Mai 2011 hatte die Zweifel hinsichtlich der Rolle des Weißen Hauses bei der Ausbreitung des islamistischen Terrors in der Welt keineswegs ausgeräumt. Im Gegenteil. Die nach wie vor im Dunkeln liegenden Umstände seiner Hinrichtung durch ein Kommando der US Navy Seals, die Tatsache, dass man seinen Leichnam gleich darauf hatte im Meer verschwinden lassen, die beharrliche Weigerung der Regierung, ein Foto der von Schusswunden übersäten Leiche vorzulegen, all das hatte den aberwitzigsten Verschwörungstheorien Nahrung gegeben und ihre Verbreitung im Internet eher noch befördert. Nicht einmal die Mitteilung, mit der al-Qaida offiziell den Tod ihrer Nummer eins bestätigte, hatte besonders misstrauische Geister zu überzeugen vermocht.
    Aaron Bernsteins ganze Person strahlte vor Überzeugungskraft. Zweifellos hätte auch er das Zeug zum Politiker gehabt.
    Er sah dem Journalisten, der ihm das Stichwort geliefert hatte, fest in die Augen. »In diesem Punkt bin ich mit Ihnen einer Meinung, Mr. Wheelstone. Der 11. September hat unserer Ansicht nach dafür gesorgt, dass sich die Überwachungssysteme sogar in unserem eigenen Land auf geradezu irrsinnige Weise vervielfacht haben, und zwar ohne dass die Bundesregierung sie in irgendeiner Weise kontrollieren könnte!«
    Es war der alte Vorwurf, das immer gleiche Gespenst, das Parlamentarier aller Couleur beschworen, seit die NSA im Jahre 1952 unter größter Geheimhaltung ins Leben gerufen worden war. Sie war ein Staat im Staat, ein allmächtiger Großer Bruder, der sich allen Kontrollinstanzen entzog, nach Gutdünken spionierte und aufs Korn nahm, wen sie wollte, wobei ihr die Wahl der Methoden selbst überlassen blieb. Außer in Etatfragen brauchte sie für nichts Rechenschaft abzulegen. Dabei hatten sich die ihr zur Verfügung gestellten Mittel in geradezu schwindelerregende Höhen emporgeschraubt. Die ihr Ende der neunziger Jahre zur Verfügung stehenden schätzungsweise vier Milliarden Dollar pro Jahr hatten sich binnen eines Jahrzehnts mindestens verdoppelt, und so war es weitergegangen. Im Jahre 2010 beliefen sich allein die Wartungs- und Beschaffungskosten für ihre Ausrüstung, darunter die Strukturen des Überwachungsnetzes Echelon in Europa, auf annähernd eine Milliarde Dollar.
    Die improvisierte Pressekonferenz begann sich aufzulösen. In dem Moment, als Bernstein die Anwesenden daran erinnerte, dass sie bei den Sitzungen des Kongresses, der am folgenden Tag in den Räumen des Gershwin-Hotels beginnen sollte, willkommen seien, meldete sich eine Frau zu Wort, die bis dahin geschwiegen hatte: »Mr. Bernstein, Mr. Zerdaoui!«
    »Ja?«, fragte der Zeremonienmeister.
    »Eine letzte Frage, wenn es Ihnen recht ist.«
    Die Frau sah aus wie Mitte vierzig, die Falten am Hals und im Gesicht waren offensichtlich mit Kollagen geglättet. Mit ihrem strengen Kostüm und der akkuraten Fönfrisur wirkte sie wie das überzeichnete Zerrbild einer TV -Reporterin.
    »Bitte.«
    »Eigentlich eher eine Information«, verbesserte sie sich. Ihre Augen glänzten vor Erregung. »Ist Ihnen bekannt, dass es heute Vormittag in Manhattan am U-Bahnhof Union Square zu einer Explosion gekommen ist? Nach Aussagen von Angehörigen der Feuerwehr scheint es sich dabei nicht um einen Unfall gehandelt zu haben …«
    Während sich bedrücktes Schweigen ausbreitete und die Pressevertreter teils betroffen, teils von Panik ergriffen um sich blickten, wurden Bernstein und Zerdaoui bleich. Das war in der Tat ernst. Das wäre in der Stadt New York der erste größere terroristische Anschlag seit dem 11. September 2001. Zumindest waren alle überzeugt, dass es sich so verhielt, und allein das zählte im Augenblick.

9 UHR 15 – NEW YORK – UNION SQUARE
    Über das Thema »Wie man sich einen Vorgang in nur zehn Sekunden aus der Hand reißen lässt« hätte Sam ein ganzes Buch schreiben können. Sogar

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