Todesläufer: Thriller (German Edition)
unverkennbare Folge von Klingeltönen.
Ruckartig wandte sich der vor Wut kochende Mann in seine Richtung.
Benton! Das ist Benton vom FBI …
Cooper hatte sein Gesicht lediglich auf den Bildern der Videokonferenzen im »Bunker« gesehen, das aber lange genug, um zu wissen, wer der Mann war. Im Licht einer Straßenlaterne war der FBI -Agent, der zusammen mit McGeary die Ermittlungen leitete, deutlich zu erkennen. In dem Fall konnte sein gesichts- und namenloses Gegenüber niemand anders sein als … Sam Pollack.
Als dessen Charakterkopf mit dem leicht ergrauten Haar unversehens aus dem Astwerk auftauchte, erkannte Cooper ihn sofort.
Zum Glück waren die beiden viel zu sehr in ihren Streit vertieft, als dass sie Coopers Anwesenheit bemerkt hätten. Er machte sich klein und hielt den Atem an, während Benton auf der Suche nach seinem Telefon das Unterholz durchstöberte.
Nachdem er es gefunden hatte, gesellte er sich wieder zu Pollack, der inzwischen seinerseits telefoniert hatte. Bald darauf gingen sie weiter, ohne zu sehen, dass sich das von ihnen gesuchte Staatsoberhaupt in der Gegenrichtung durch den Haupteingang davonmachte.
Während Cooper unmittelbar nach diesem Zwischenspiel der Avenue A südwärts folgte, fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte. Immerhin war Sam Pollack ein Verbündeter. Ein grundanständiger Kerl. Er selbst hatte darauf bestanden, dass man ihn erneut mit den Ermittlungen betraute und seine vom Tode bedrohte Tochter sich selbst überließ.
Er hätte womöglich verstanden …
Ja, Pollack schon, aber bestimmt nicht der tückische Fuchs Benton vom FBI . Dem wäre nichts Eiligeres eingefallen, als Douglas, Salz und die anderen zu informieren. Dann hätte man ihn, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, eingefangen wie einen Schuljungen, der von zu Hause ausgerissen war.
Als es zu seiner Rechten wenige Straßenzüge entfernt zu einer Explosion kam, wurde er in die Wirklichkeit zurückgeholt. Der Grund dafür war nur allzu klar.
Und ich wollte den Läufern …
Zwei Männer kamen aus der Richtung des Explosionsortes auf ihn zugerannt. »Todesläufer«, wie sie im Fernsehen nach wie vor genannt wurden. Sie unterschieden sich nicht sonderlich von ihm: Beide waren schwarz, ziemlich hoch gewachsen und kräftig gebaut. Ihr Alter ließ sich in der Dunkelheit nur schwer schätzen: Mitte vierzig?
»Du solltest da besser nicht bleiben!«, rief ihm der erste zu.
»He, bist du taub oder was? Häng lieber nicht hier rum, in der Gegend wimmelt es von Bullen. Vorhin, wie sie grade einem von uns ’ne Leuchtweste umhängen wollten, hat’s wieder mal ordentlich gerumst!«
Einem von »uns« … Er hatte es geschafft. Auch er würde bald so wie die beiden sein.
Er folgte ihnen. »Wollen Sie denn die Westen nicht?«
»Du hast sie wohl nicht mehr alle! Damit man uns abknallt wie die Kaninchen? Da geh ich doch lieber in die Luft, wann ich es für richtig halte.«
»Bist du neu? Wann hat es denn bei dir geschnackelt?«, fragte der Kleinere der beiden.
»Ist noch nicht lange her«, log Stan Cooper. »Um Mitternacht.«
Er schlug die Kapuze zurück. Immerhin war er gekommen, um ihnen zu beweisen, dass sie, obwohl die Polizei sie jagte, keine Verbrecher waren, sondern Opfer. Und dass er auf ihrer Seite stand.
»Augenblick mal … Der Teufel soll mich holen. Sieh mal, wer das ist!«
Der andere sagte in zweifelndem Ton: »Ach was. Das is bestimmt ’n Doppelgänger, wie bei den dämlichen Wettbewerben. Du bist ’n Doppelgänger von Stan Cooper, stimmt’s?«
»Nein. Sie dürfen mir glauben, dass mir das im Augenblick sogar lieber wäre.«
Dennoch unterließ er es, sich vorzustellen.
»Von mir aus …«, sagte der andere. »Was willst du … was wollen Sie hier?«
»Nichts. Ich bin einer von Ihnen.«
»Schon, aber gibt’s im Weißen Haus nicht die besten Ärzte der Welt? Konnte Ihnen denn keiner von denen das Scheißding rausnehmen, bevor …«
»Und was wollen Sie ausgerechnet hier? Noch dazu in diesen Klamotten?«
Das kurze Heulen einer Sirene unterbrach die Unterhaltung. Auf der Beifahrerseite eines sich nähernden weißblauen Impala mit der Aufschrift NYPD rief ein Beamter durch ein zum Fenster hinausgehaltenes Megafon: »An alle Läufer. Ich wiederhole, an alle Läufer mit manipulierten Herzschrittmachern. Wir verfügen über ein System zur Entschärfung des Sprengsatzes in Ihrer Brust. Einige von Ihnen sind bereits deaktiviert worden.« Seine Worte hallten in der Stille der Nacht wie
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