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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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er. Sein Kopf schmerzte.
    Was den Psychiater seinerzeit verunsichert hatte, war, dass sein Patient Sam Pollack den unerträglichen Situationen und Bildern, die ein solches Krankheitsbild normalerweise auslösen, gar nicht ausgesetzt gewesen war. Ihn hatte in seinen Grundfesten erschüttert, dass er nicht nur nichts gesehen hatte, sondern auch erst nachträglich auf dem Schlachtfeld eingetroffen war, ohne an den Kämpfen teilgenommen zu haben.
    Doch jetzt war es anders. Er war dort gewesen, hatte alles mit angesehen, dem Tod ins Auge geblickt. Die einzige Gegenwehr, die sein Verstand zu leisten in der Lage war, bestand darin, dass er sich eine Szenerie zurechtlegte, in der es keinen Tod gab: Pflastersteine, Laternen, Bänke. Ohne eine einzige Leiche.
    »Sam? Sam … Ist dir nicht wohl?«
    Liz’ Stimme drang sanft zu ihm durch. Er hätte unmöglich sagen können, auf welche Weise er an die Kreuzung von Broadway und 116. Straße in Upper Manhattan gekommen war. Bestimmt hatte er den langen Weg vom Präsidium am Police Plaza bis zum Haupteingang der Columbia-Universität nicht zu Fuß zurückgelegt.
    »Sollen wir uns erst einmal einen Caffè Latte genehmigen?«
    Sie wies auf ein Starbucks ganz in der Nähe.
    »Nein … nein, es geht schon.« Er barg einen Augenblick lang das Gesicht in den Händen, dann rief er aus: »Komm, wir machen den faulen Säcken mal Feuer unterm Hintern!«
    In seinen Augen war das Studentendasein eine Art institutionalisierter Skandal. Für ihn zählten nur Ausbildungsgänge zu technischen Berufen oder zumindest solche, bei denen man praktisch anwendbare Fertigkeiten und Methoden erlernte. Ihm wollte nicht in den Kopf, dass jemand Monate, wenn nicht gar Jahre, damit zubringen konnte, mithilfe von Büchern auf Theorien gestütztes Wissen anzuhäufen, noch dazu auf Kosten des Steuerzahlers. Er hatte Grace bereits gewarnt: »Nach der Schule gebe ich dir zwei Jahre, und damit du ganz klar siehst, auf keinen Fall an der Uni!«
    Grace …
    Wieder einmal landete er auf ihrer Mailbox: »Hallo, hier spricht Grace. Erwartet von mir keine originelle Ansage. Wie kann man bei mindestens zwei Milliarden Handybesitzern auf der Welt noch glauben, dass man etwas Originelles zustande bringt. Und jetzt seid ihr dran!« Beim Piepton legte er auf.
    »Dann war unser Spaziergänger im Park also von Beruf Sohn?«, fragte Sam seine Begleiterin unvermittelt.
    »Du hättest sehen sollen, was alle für Gesichter gemacht haben, als Douglas damit rausgerückt ist, wer Sean Phillips war!«
    Die vom Leiter des FBI vorgetragene Information hatte die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrats buchstäblich versteinern lassen. Das war genau die Wirkung, die Larry Douglas hatte erzielen wollen, um dem Dienst, an dessen Spitze er stand, wieder mehr Ansehen zu verschaffen. Trotzdem hatte der Knalleffekt nicht genügt, um der Heimatschutzbehörde die Zuständigkeit für den Fall zu entziehen und dem FBI zu übertragen.
    »Glaubst du wirklich, dass die Position des Vaters im Zusammenhang mit seinem … mit dem stehen könnte, was dem Jungen passiert ist?«
    »Eher nicht … Ich habe das recherchiert: Die Angehörigen der anderen Opfer verdienen ihren Lebensunterhalt mit den verschiedensten Berufen, eine Floristin ist ebenso dabei wie ein Hamburger-Verkäufer oder ein Literaturwissenschaftler. Ich halte das Ganze für einen Zufall, der Benton gut in den Kram passt.«
    Mit diesen Worten nahm sie ihr klingelndes Mobiltelefon aus einer Innentasche ihres Mantels. Die Nummer auf dem Display war ihr unbekannt.
    »McGeary … Greg? Wieso rufst du nicht von deinem Apparat an?«
    Sie schirmte das Telefon mit einer Hand ab und flüsterte Sam zu: »Er ist im forensischen Labor des FBI .«
    Die einseitige Unterhaltung dauerte nicht lange.
    »Also, es sieht ganz danach aus, als wäre der Sprengsatz des jungen Mannes nicht so groß gewesen wie der bei den anderen. Es hat ihn zwar trotzdem in tausend Stücke gerissen, aber man hat den Inhalt seiner Brieftasche teilweise zusammenklauben können und ihn damit identifiziert.«
    »Und was war da drin?«
    »Das Übliche. Und etwas ganz Interessantes: eine Eintrittskarte, vielleicht für eine Theatervorstellung oder ein Sportereignis.«
    »Weiß man Genaueres?«
    » Njet . Anscheinend konnte man noch nicht entziffern, was darauf steht. Es ist nur ein angesengtes Stück davon übrig, nicht größer als eine Briefmarke. Aber sie versuchen herauszufinden, woher die Karte stammt und was es damit auf sich

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