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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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muss.«
    »Wo treffen wir ihn?«
    »In einer Bar.«
    »Sie mögen Bars«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt«, antwortete Mila. »Aber jetzt tun wir etwas dafür, dass Sie nicht einrosten. Den Rest des Tages sprechen wir nur noch Russisch. Und wie ist Ihr Niederländisch?«
    »Schlecht.«
    »Dann arbeiten Sie daran.« Sie verdrehte die Augen. »Es wäre mir peinlich, wenn Sie dauernd die Wörter verwechseln.«

24
    Ich sah zu, wie Mila die neuen Versionen von mir aufs Papier brachte. Ich war wie Frankensteins Monster, das in Form von falschen Pässen und Kreditkarten erschaffen wurde – als Kanadier, Amerikaner, Deutscher und Neuseeländer, jeweils unter einem anderen Namen. Sie verschaffte sich Zugang zu vermeintlich sicheren Datenbanken von Regierungsbehörden in Washington, Berlin, Ottawa und Wellington, um die Daten der Reisepässe in das jeweilige System einzufügen, sodass meine Papiere einer Überprüfung standhalten würden. Genauso mühelos drang sie in die Systeme von Banken ein, um mir entsprechende Kreditkarten für meine alten Identitäten zu verschaffen.
    »Die Company könnte auch meine alten Namen überprüfen«, sagte ich.
    »Sicher könnte sie das. Aber das Risiko müssen wir eingehen.«
    Ich fragte mich einmal mehr, wer diese Frau war. Mila pfiff eine Melodie von Bananarama vor sich hin, während sie arbeitete.

    Rotterdam. Der Hafen, in dem täglich an die vierhundert Schiffe abgefertigt wurden, war wie eine eigene Stadt, mit Ladekränen als Wolkenkratzern und Wasserwegen als Straßen. Er stellte ein wichtiges Bindeglied zwischen den hunderten Millionen Menschen in Nordamerika und den hunderten Millionen Menschen in Europa und darüber hinaus dar.
    Ich zog mich wieder in den Container zurück, in dem ich meine Reise begonnen hatte. Mila ging davon aus, dass auch die Hafenbehörde von Rotterdam den Hinweis über meinen Pass bekommen hatte. Außerdem machte sie sich Sorgen, die Mannschaft könnte etwas ausplaudern. Sie verbrachte den Morgen unserer Ankunft damit, noch mehr Leute zu schmieren. Schweigen kostete Geld.
    Ich wartete darauf, dass der Container abgeladen wurde und dass Mila kam und mich herausließ.
    Als es so weit war, wurde sie von einem uniformierten Hafeninspektor begleitet.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie auf Russisch. Der Inspektor kam in den Container und zeigte großes Interesse an der Vermonter Seife. Mila unterhielt sich auf Holländisch mit ihm; er nickte, ohne uns anzusehen.
    Mila und ich gingen in den grauen bewölkten Tag hinaus.
    »Sie sind sehr geschickt mit dem Schmiergeld«, sagte ich, als wir über das belebte Hafengelände eilten.
    »Ich bin eben überall beliebt«, antwortete Mila. »Ich habe Freunde in allen Winkeln der Welt.«
    Und wir tauchten in dem endlosen Strom von Gütern und Menschen unter, der nach Europa hereinkam.

25
    Wir nahmen den Zug nach Amsterdam, das etwa sechzig Kilometer entfernt lag, und ich betrachtete das holländische Flachland, das sich vor meinen Augen erstreckte. Ich war zurück in Europa, wo ich meine glücklichste Zeit mit Lucy verbracht hatte und wo mich die Company in ein Gefängnis gesteckt hatte. Ich dachte an den Mann, der in meine Wohnung eingedrungen war und der ebenfalls mit dem Zug nach Amsterdam gefahren war.
    Während ich auf die holländische Landschaft hinausblickte, wurde mir klar, dass ich mich zwar Howells Kontrolle entzogen hatte, dafür aber nun von dieser Mila abhängig war. Ich hatte mehrere Monate Zeit gehabt, mir zu überlegen, was ich tun würde, wenn ich die Chance bekäme, Lucy zu suchen – und jetzt war es so weit, und meine Haut prickelte, als würden Streichhölzer darunter brennen. Es gab verschiedene Möglichkeiten, denen ich ins Auge sehen musste, etwa dass Lucy und unser Baby tot waren, oder dass Lucy mich tatsächlich benutzt hatte; es waren Gedanken, die mir zuwider waren und die es doch zu berücksichtigen galt.
    Gut. Ich würde den Mann mit der Narbe finden und ihn dazu bringen, mir zu sagen, wo meine Frau und mein Kind waren. Dann würde ich das Letzte sein, was er auf dieser Erde zu sehen bekam.

ZWEITER TEIL
    10. – 14. April

    »Die mächtigste Waffe auf dieser Erde ist die brennende menschliche Seele.«

    Marschall Ferdinand Foch

26
    Die Bar in Amsterdam hieß De Rode Prins, der »Rote Prinz«, und sie lag an einem schönen alten Kanal, der Prinsengracht, dem »Prinzenkanal«, wo man viele kleine Cafés, Hotels, Bürogebäude und prächtige Wohnhäuser fand. Einige Blocks weiter stand das

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