Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson
weiter, bis sie ihr Büro erreicht hatte, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen. Als sie wieder zu Atem gekommen war, wählte sie noch einmal den Notruf. Sie wurde unmittelbar mit der Polizei verbunden, teilte dem Mann, mit dem sie sprach, ihre Adresse mit und erklärte sachlich, dass jemand die Reifen ihres Autos aufgeschlitzt und das Messer stecken gelassen hätte. Er erklärte, dass bereits eine Streife zu ihr unterwegs sei. Ungeduldig wartete sie und blickte durch das Panzerglas hinaus.
Zehn Minuten später traf die Polizei ein. Sie kamen mit Blaulicht, aber ohne Sirene. Ella ging zu ihnen hinaus, erklärte ihnen, dass sie diejenige war, die angerufen hatte, stellte sich vor und klärte sie darüber auf, wo sie arbeitete. Der ältere der beiden Polizisten nickte wiedererkennend.
»Normalerweise bringen wir die Schurken hierher«, sagte er.
Er war um die fünfzig und trug einen Schnurrbart. Der andere war groß, hatte rote Haare und Sommersprossen. Ella ging mit den beiden Polizisten zu ihrem Wagen. Erst wollten sie sie dazu bewegen, in ihrem Büro zu warten, während sie sich die Sache anschauten, doch Ella konnte sie überzeugen, dass es sicher genug wäre, wenn sie sie begleitete. Sie musste ihnen allerdings versprechen, sich hinter ihnen zu halten.
Im Parkhaus standen nur noch wenige Autos. Ellas Wagen parkte im hinteren Teil des Gebäudes. Bereits als sie näher kamen, sah sie, dass das Messer nicht mehr im Reifen steckte. Ihr Puls schnellte in die Höhe. Der miese Kerl hatte sich also noch im Parkhaus aufgehalten, als sie kam, dachte sie. Die Polizisten durchsuchten das restliche Parkhaus und gingen schließlich auf Ellas Wagen zu, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Ungeduldig schaute Ella zu, während sie die Reifen unter die Lupe nahmen. Der rechte Vorder- und Hinterreifen waren platt. Das Messer war zwar entfernt worden, doch die Schnitte im Gummi sprachen eine deutliche Sprache.
»Hatten Sie nicht gesagt, dass das Messer noch im Reifen steckte?«, fragte der ältere Polizist und blickte Ella an.
Der Jüngere der beiden schaute sich wieder nervös im Parkhaus um und legte die Hand an seine Dienstwaffe. Ella erklärte, dass in den zwanzig Minuten, die vergangen waren, seit sie das Messer erblickt und weggerannt war, jemand das Messer entfernt haben musste.
»Wir werden Sie später noch ausgiebig vernehmen müssen«, erklärte der Polizist mit dem Bart.
Ella schwieg und dachte nach. Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, welche Fälle sie in der letzten Zeit bearbeitet hatte, die im Zusammenhang mit einer solchen Drohung stehen könnten. Bisher war ihre Abteilung, soweit sie wusste, von derlei Übergriffen verschont geblieben. Einer der Gründe dafür lag höchstwahrscheinlich darin, dass ihre Abteilung den meisten Leuten relativ unbekannt war, und denjenigen, die sich mit ihrer Arbeit vertraut gemacht hatten, war wohl klar, dass jeder Rechtsmediziner während eines Prozesses zu seinem Gutachten Rede und Antwort stehen und jede einzelne Aussage in seinen Schlussfolgerungen begründen musste. Nein, nur ein Idiot würde ihr drohen, um den Ausgang eines Prozesses zu beeinflussen, dachte sie.
In dem Moment erblickte sie etwas. Unter ihrem Auto an der Fahrertür lag eine kleine rundlich geformte Krawattennadel. Eine Anstecknadel. Selbst aus zwei Metern Entfernung war das stilisierte R in einem Kreis nicht zu übersehen.
Ella musste einen inneren Impuls unterdrücken, um nicht auf die Nadel zuzugehen und sie aufzuheben. Obwohl die Polizisten um das Auto herum alles absuchten, schienen sie sie nicht wahrzunehmen. Der ältere Polizist griff schließlich nach seinem Handy und rief, wie Ella vermutete, seinen Vorgesetzten an. Er sprach leise und fasste sich kurz, sodass Ella nicht alles verstehen konnte, was er sagte. Sein jüngerer Kollege hingegen schien eher sie als ihren Wagen zu beäugen.
»Haben Sie noch eine andere Möglichkeit, nach Hause zu kommen?«
Er schaute sie fragend an. Ella nickte. Sie konnte sich den Dienstwagen leihen. Er stand allen Ärzten zur Verfügung, die Bereitschaft hatten.
»Die Kriminaltechniker sind auf dem Weg hierher«, sagte der bärtige Mann und steckte sein Handy wieder in die Tasche.
Ella war natürlich froh, dass man ihr Anliegen ernst nahm, aber sie war sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich wollte, dass sich die Polizei in diese Angelegenheit einmischte. Das Eintreffen der Kriminaltechniker würde für Ella Probleme mit sich bringen. Denn die
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