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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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der Gedanke, dass sie sich zumindest nicht so benehmen würde wie die überdrehten Frauen im Film, die nur mit Slip und hochhackigen Pumps bekleidet mitten in der Nacht in den Keller hinunterstolperten, wo sie seltsame Geräusche gehört hatten. Sie selbst hegte keinerlei Absichten, zu bleiben und nachzusehen, ob die Person, die die Tat begangen hatte, sich noch im Parkhaus befand. Während sie rannte, hielt sie die Autoschlüssel wie eine Waffe in der rechten Hand, und sie sah bereits vor ihrem inneren Auge, welche Verletzungen sie einem menschlichen Gesicht damit würde zufügen können. Kein schöner Anblick.
    Auf dem Weg zum Treppenhaus kramte sie ihr Handy aus der Tasche und tippte den Notruf ein, aber umschlossen vom Betonskelett des Parkhauses hatte sie keinen Empfang. Wieder fluchte sie laut. Irgendwo hörte sie eine Autotür zuschlagen. Sie stieß eine Reihe von Flüchen aus. Sie war also nicht allein im Parkhaus.
    Während sie rannte, versuchte sie ihre Schultertasche zu durchsuchen, die sie immer mit zur Arbeit nahm. Sie war groß genug für ihren Laptop und einen Aktenordner. Aber sie war ebenfalls groß genug, um die Karte für die Garage verschwinden zu lassen, die sie eine halbe Minute zuvor noch benutzt hatte. Wenn sie doch nur eine kleine handliche Frauenhandtasche bei sich gehabt hätte, dachte sie, während sie wie verrückt alle Fächer für Papier und Stifte durchwühlte. Völlig außer Atem blieb sie vor der verschlossenen Tür zum Treppenhaus stehen. Sie horchte. Doch alles, was sie hörte, waren ihre eigenen Atemzüge. Weder Geräusche von Schritten noch Motorengeräusche. Ella schloss für eine Sekunde die Augen und sortierte ihre Gedanken. Die Manteltasche. Sie fischte rasch die Karte aus der Tasche und drückte sie gegen das Lesegerät der Tür, woraufhin das wohlbekannte Klicken ertönte, das in Ellas Ohren wie Musik erklang. Erleichtert schob sie die schwere Tür auf.
    Doch als sie ins Treppenhaus kam, hörte sie Schritte, die sich von unten näherten. Schritte, die zwischen ihr und dem Ausgang des Parkhauses widerhallten. Ohne nachzudenken, war sie vorsichtig ein paar Stufen nach oben gestiegen, wo sie nun stehen blieb und den Schritten lauschte, die sich näherten. Dem Geräusch nach zu urteilen handelte es sich um einen Mann, der Schuhe mit festen Ledersohlen trug. Ihre Erinnerungen an den Angriff im Untersuchungszimmer drängten sich ihr erbarmungslos auf. Der Polizist, der während der gesamten Untersuchung anwesend war, hatte wegen eines eiligen Telefonats für einen kurzen Augenblick den Raum verlassen. Um die Integrität der zu Untersuchenden nicht unnötig zu kränken, drehte Ella sich immer um, wenn der Täter oder das Opfer sich nach der Untersuchung wieder anzog. In dem Augenblick, als Ella dem Mann den Rücken kehrte, stürzte er sich auf sie und presste sie gegen die Wand. Er ergriff ihre Kehle und drückte ihren Kopf nach vorne. Mit seiner heiseren rauen Stimme flüsterte er, dass er sie töten würde, während sie spürte, wie sein Speichel an ihr Ohr spritzte.
    Ella hielt noch immer einen Kugelschreiber in der Hand, während der Mann sie angriff. Vor ihrem inneren Auge sah sie seine Hauptschlagader, die sich in die Darmbeinarterie und die Oberschenkelarterie verzweigte. In der Leiste verlief die Oberschenkelarterie oberflächlich. Er trug lediglich eine Unterhose, und ihr Stift würde ohne großen Widerstand durch die Haut dringen, hatte sie gedacht.
    In der nächsten Sekunde hatte sich der Griff des Mannes jedoch gelöst, und er lag wimmernd am Boden. Der Polizist hatte die Geräusche gehört, war zurück ins Untersuchungszimmer gestürmt und hatte Ellas Angreifer von ihr losgerissen. Ella musste nachschauen, ob der Stift auch wirklich nicht blutig war, um sicherzugehen, dass sie den Mann nicht verletzt hatte. Seitdem wandte sie im Untersuchungszimmer nie mehr jemandem den Rücken zu.
    Die Schritte näherten sich, während Ella mit erhobenem Arm mucksmäuschenstill dastand, diesmal allerdings mit ihren Autoschlüsseln anstelle des Stifts in der Hand. Die Schritte hielten für einen Moment inne, als wäre die Person stehen geblieben, um zu horchen. Ella versuchte die Luft anzuhalten, während sie sich nur gut einen Meter entfernt an die Wand drückte. Dann wurde die Tür geöffnet, und die Schritte verschwanden in der Dunkelheit. Im selben Augenblick, als die Tür zuschlug, verließ Ella ihr Versteck im Schatten und rannte die Treppen hinunter in die Freiheit.
    Sie rannte

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