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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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eines Gürtels gefunden, die nicht gerade so aussah, als stamme sie aus dem Bronzezeitalter«, entgegnete Simon trocken.
    Es war klar, dass diese Art von Fall einen der Höhepunkte ihrer Arbeit darstellte.
    »Aha«, rief Kauffman aus und zog einen alten Schinken aus dem Regal.
    Er hinterfragte oftmals den Unwillen seiner jüngeren Kollegen, alte Klassiker der Rechtsmedizin zu lesen. Denn dass etwas vor mehr als hundert Jahren geschrieben wurde, bedeutete nicht automatisch, dass es überholt war, pflegte er zu betonen. Mit einem Knall legte er das schwere Buch vor Simon auf den Tisch.
    »Man kann sich nicht nur die Fauna, sondern auch die Flora zunutze machen«, sagte er.
    In seiner gewohnten Art murmelte er einige mehr oder weniger unbegreifliche Phrasen vor sich hin, bevor er sie allein ließ: »Fauna, Anatomie, Flora und Dendrochronologie.«
    Ella setzte sich neben Simon. Gemeinsam betrachteten sie den Titel des Buches, La Faune des Cadavres .
    Auch wenn Ellas Französischkenntnisse relativ begrenzt waren, begriff sie, dass das Buch vom Tierleben um eine Leiche herum handelte. Aus den Angaben auf der ersten Seite ging das Ausgabejahr der ersten Auflage hervor: 1894.
    Ella war froh, dass Simon und nicht einer der Oberärzte den Fall bekommen hatte. So spannend ihre Fälle auch sein mochten, waren die Oberärzte doch oftmals nahezu gleichgültig und immer ungemein zurückhaltend, was Spekulationen anging. Natürlich hatte sie großen Respekt vor ihren Kollegen, aber sie war dennoch der Ansicht, dass ein wenig Enthusiasmus und Neugier ihrer Arbeit oftmals zuträglich waren. Simon, Ella und die Assistenzärzte berichteten sich gegenseitig von ihren interessanten Fällen, damit zum einen alle Beteiligten daraus lernen und man einander zum anderen im Hinblick auf Fragen weiterhelfen konnte, bei denen man nicht weiterkam. Manchmal musste man nur mit anderen Augen auf etwas schauen, um das Puzzleteil zu finden, das das Bild vervollständigte.
    Im Augenblick arbeiteten außerdem noch zwei jüngere Kollegen in ihrer Abteilung, David und Stavros. Außer Ella waren alle Angestellten Männer. Die beiden Assistenzärzte hatten gerade erst ihren Dienst angetreten, der sie nach fünf Jahren zu Spezialisten in der Rechtsmedizin machen würde. Der Beruf hatte in weiten Teilen den Charakter eines Lehrberufs, bei dem der junge Adept anfänglich hauptsächlich eine Belastung für den Meister darstellte, mit der Zeit jedoch immer mehr Verantwortung bekam und nach und nach selbstständig wurde.
    »Ich habe ungefähr fünfzig Fotos von dem Haus, dem Grundstück und den Teilen der Leiche gemacht, die sie bereits ausgegraben hatten«, erklärte Simon, während er planlos in dem alten Wälzer blätterte.
    Die Seiten waren bereits vergilbt und spröde. Simon besaß ebenfalls keine tieferen Französischkenntnisse, sodass der Inhalt des Buchs ihnen verborgen blieb.
    »Eigentlich konnte ich vor Ort nicht gerade viel ausrichten«, sagte er zerstreut, während er einen kleinen Zettel befingerte, den er in der Hand hielt.
    Ella warf einen Blick auf den Zettel und stellte fest, dass es sich um eine Handynummer handelte.
    »Eine süße Polizeiaspirantin, die Doktor Stålhammare unvorsichtigerweise ihre Telefonnummer gegeben hat?«, zog Ella ihn auf.
    Er lächelte und schloss die Hand um den Zettel.
    »Sie ist immerhin Gruppenleiterin«, entgegnete er mit gespielter Entrüstung.
    Simon war ein unverbesserlicher Frauenheld. Auch wenn Ella fand, dass sein nach hinten gekämmtes Haar und seine gut sitzenden Anzüge ihn ein wenig schleimig aussehen ließen, war ihr klar, dass es vermutlich genau diese geleckte Fassade war, die ihm bei seiner ständigen Jagd nach neuen Eroberungen Erfolge einbrachte. Ella hatte längst aufgehört, sich über seine Methoden zu wundern, aber sie konnte es nicht lassen, ihn damit aufzuziehen. Doch Simon schienen Ellas Kommentare lediglich zu amüsieren.
    Als Simons Handy klingelte, ließ Ella ihn in der Bibliothek zurück, konnte jedoch das Gespräch auf dem Weg zu ihrem Büro mithören. Sobald die Leiche vollständig ausgegraben wäre, müsse sie zum Zweck der Obduktion in die Rechtsmedizin gebracht werden, ordnete Simon mit deutlich gebieterischerem Ton an, als sie ihm zugetraut hatte. Dass eine Obduktion im herkömmlichen Wortsinn in Anbetracht dessen, dass nur noch das Skelett vorhanden war, kaum in Frage käme, war in diesem Zusammenhang eher zweitrangig, dachte sie. Bei gewissen Mordfällen wurde eine

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