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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Besucherparkplätzen der Rechtsmedizinischen Abteilung. Sie stellte die Uhr in den Kofferraum und schloss den Wagen ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ihn dort zwischen zwei Polizeiwagen stehend aufbrechen würde, war eher gering, dachte sie und beeilte sich, ins Warme zu kommen. Simon war nicht in seinem Büro, und da sie ihn immer noch nicht hatte fragen können, was er bei der Untersuchung der vergrabenen Leiche herausgefunden hatte, fiel es ihr schwer, ihre Neugier zu zügeln. Sie zog ihren Mantel in ihrem Büro aus, ging dann aber unmittelbar hinunter in den Obduktionssaal, um zu sehen, wo er steckte.
    Abhängig davon, welche Art von Leichen gerade obduziert wurden, variierte die zeitliche Dauer, die man sich im Saal aufhalten konnte, ohne dass sich der Geruch in der Kleidung festsetzte. An einem Tag, an dem einer der Ärzte eine Leiche untersuchte, die eine Zeitlang im Wasser gelegen hatte, betrat man den Saal nicht gerne in seiner eigenen zivilen Kleidung. Auch wenn sich die Ärzte selbst vielleicht nicht nennenswert an dem Geruch störten, wollte man in der Schlange im Supermarkt nicht unbedingt nach Wasserleiche stinken. Oftmals konnte man schon erahnen, welche Geruchsnoten auf einen zukommen würden, bevor man den Obduktionssaal betrat. Heute roch es jedoch nach absolut gar nichts. Jedenfalls, was Ellas Referenzrahmen anbelangte.
    Simon und vier männliche Polizisten hoben erstaunt die Blicke, als sie den Saal betrat, während sie über die Reste der Leiche gebeugt standen. Normalerweise holte man eine Leiche nicht ein weiteres Mal hervor, nachdem die rechtsmedizinische Obduktion abgeschlossen war, doch hier handelte es sich offenbar um eine Ausnahme. Auf einem Rollwagen neben dem Obduktionstisch lagen vier braune Papptüten, die die Polizei für ihr Beweismaterial benutzte, sowie einige Fotos. In zwei der Tüten befand sich irgendeine Art von Beweismittel. Simon nickte Ella zu und setzte seine Ausführungen vor den Polizisten fort. Sie hörte zu, während Simon ihnen erklärte, aus welchem Winkel die Schläge den Kopf mutmaßlich getroffen hatten und welche Art von Blutung mit dieser Form von Schädeltrauma oftmals einhergeht. Er fügte hinzu, dass man natürlich nicht ausschließen könne, dass das Ganze möglicherweise als Unfall begonnen hatte, den jemand dann verschleiern wollte. Ella lächelte. Sie war also nicht die Einzige, die den älteren Spezialisten zugehört hatte, wenn sie ein ums andere Mal die allzu spekulativen Theorien ihrer jüngeren Doktoren zugunsten von einleuchtenden und wahrscheinlicheren verwarfen.
    Die Beckenknochen zeigten, dass es sich höchstwahrscheinlich um das Skelett eines Mannes handelte. Der Winkel der vorderen Beckenanteile lief bei Männern spitzer zu als bei Frauen. Am linken Schlüsselbein hatte Simon einen verheilten Knochenbruch diagnostiziert. Der älteste der Polizisten, ein Mann, dem Ella im Zusammenhang mit Mordermittlungen bereits begegnet war, stellte schließlich die Frage, auf die Ella gewartet hatte.
    »Können Sie sagen, wie lange die Leiche in der Erde gelegen hat?«
    »Daran arbeite ich noch«, antwortete Simon.
    Ella fiel es schwer einzuschätzen, ob Simon lediglich versuchte, der Frage auszuweichen, oder ob er tatsächlich wusste, wie er verfahren sollte. Sie selbst hatte Doktor Kauffmans Hinweis auf das alte französische Buch erst begriffen, als sie Simons Fotos vom Fundort gesehen hatte, und sie wusste nicht genau, ob Simon den Zusammenhang ebenfalls erfasst hatte. Deshalb war es ihr wichtig herauszufinden, ob Simon Unterstützung bei der Antwort auf die Frage des Polizisten benötigte, und wenn das der Fall wäre, ihm diese zu geben, ohne dass er es ihr übelnehmen würde.
    »Die Radiokarbonmethode«, sagte der jüngste der Polizisten, der aus unerklärlichen Gründen im Obduktionssaal seine schusssichere Weste trug.
    Simon sah ihn nicht unbeeindruckt an und suchte dann Ellas Blick. Sie schaute weg und tat stattdessen, als inspiziere sie die Fotos der Polizei auf dem Rollwagen. Die Qualität der Ausdrucke war mies, und man konnte schlecht erkennen, was sie eigentlich darstellten. Über das Skelett hinaus gelang es Ella lediglich, Teile eines verschmutzten Gürtels sowie eine mit Erde verschmierte Thermoskanne auszumachen.
    »Die Radiokarbonmethode könnte man in diesem Fall durchaus anwenden«, bestätigte Simon, ohne seinen Blick von Ella abzuwenden. »Aber sie ist nur begrenzt praktikabel. Bei organischem Material, das nicht von

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