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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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konnte. Sie spielte mit dem Gedanken, Markus ein weiteres Mal zu verführen, wenn sie nach Hause käme, verwarf ihn jedoch rasch wieder. Eine sexuelle Beziehung zu dem Mann zu unterhalten, von dem man sich gerade trennte, erschien ihr alles andere als eine gute Idee. Stattdessen fuhr sie zu einem der größten Fitnessstudios der Stadt und parkte ihren Wagen. Es war schon fast halb neun, aber der Anzahl der Schuhe im Eingangsbereich nach zu urteilen war es im Studio ziemlich voll. Ella war nicht Mitglied, und erst als sie der jungen Frau an der Rezeption mit Bestimmtheit erklärte, dass sie nicht die Absicht hatte, ausgerechnet an diesem Abend eine Mitgliedschaft zu erwerben, sondern lediglich für eine Trainingseinheit bezahlen wollte, wurde sie hereingelassen. Sie musste eine Menge Unterlagen ausfüllen und durfte schließlich gratis trainieren, um zu einem späteren Zeitpunkt dann Mitglied zu werden.
    Ella hatte vor, sich Trainingskleidung vor Ort zu kaufen, jedoch nicht damit gerechnet, dass sich die Trainingsmode seit ihrem letzten Besuch in einem Fitnessstudio so radikal geändert hatte. Sie fand ein Paar graue, locker sitzende Trainingshosen, doch was die Tops anbelangte, war locker sitzend nicht gerade der Ausdruck, der irgendeines der Stücke in der Boutique des Studios treffend beschrieb. Sie nahm schließlich ein ärmelloses schwarzes Top in einem Material, für dessen Bezeichnung man ein Chemieexamen zu benötigen schien, um sie lesen zu können. Sie hatte eigentlich vorgehabt, lediglich ein Krafttraining zu absolvieren, für das sie keinen Sport-BH benötigte, aber offenbar waren Sport-BHs sowieso nicht länger gefragt, stellte sie fest, nachdem sie den Umkleideraum der Frauen betreten hatte. Es fiel ihr ebenfalls nicht ganz leicht auszumachen, ob die vorzugsweise jüngeren Frauen ihr Training bereits beendet hatten oder ob sie auf dem Weg dorthin waren. Hier und da wurde eine Extraschicht Mascara aufgelegt oder die Einlage im Oberteil gerichtet, woraufhin sie ins Studio hinaustänzelten. Ella seufzte und zog sich um. Sie schaute hinunter auf ihre bestrumpften Füße, schloss ihren Spind ab und verließ mit behutsamen Schritten den Raum.

Kapitel 4
    Als Ella am nächsten Tag zur Arbeit kam, stand wieder eine Polizeistreife vor dem Gebäude. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass an diesem Morgen irgendeine Obduktion durchgeführt werden sollte, die kriminaltechnische Assistenz erforderte. Als sie in den Obduktionssaal kam, standen Gerarldsson und einer der Assistenzärzte jeweils über eine Leiche gebeugt, während die Obduktionsassistenten gerade dabei waren, eine dritte auf einen der stählernen Tische zu befördern. Die Leiche auf Gerarldssons Tisch war die eines Kindes. Ella fiel ein, dass sie unter den hereingekommenen Fällen etwas über ein Mädchen gelesen hatte. Es war gerade vier Jahre alt und von seinen Eltern ins Krankenhaus gebracht geworden, weil es so müde und antriebslos wirkte. Im Krankenhaus war den Ärzten aufgefallen, dass das Kind ungewöhnlich viele blaue Flecken am Körper und außerdem kleine Einblutungen in die Gesichtshaut hatte, die sie mit Erwürgungsversuchen in Verbindung brachten. Das medizinische Personal erstattete Anzeige bei der Sozialbehörde, da man den Verdacht hatte, das Kind sei misshandelt worden. Da es sich schon im Krankenhaus befand, wurde unmittelbar die Polizei eingeschaltet. Nach drei Stunden verschlechterte sich der Zustand des Mädchens plötzlich. Man vermutete anfänglich, es hätte eine Hirnblutung erlitten. Es wurde daraufhin sofort zum Röntgen gebracht. Auf dem Röntgentisch erlitt es einen Herzstillstand, und nach einer Stunde erfolgloser lebensrettender Maßnahmen wurde es für tot erklärt.
    Während die Eltern verzweifelt zusehen mussten, wie ihnen unbekannte Menschen vergebens das Leben ihrer Tochter zu retten versuchten, hatte ein Polizist, dem sie nie zuvor begegnet waren, einen vorläufigen Bericht mit der Überschrift Kindesmisshandlung erstellt. Derselbe Polizist hatte nach Erhalten der Todesnachricht die Überschrift geändert, die nun lautete: Todesfall, nähere Klassifizierung erfolgt nach durchgeführter Obduktion. Mitten in ihrer Trauer wurden die Eltern darüber informiert, dass eine Voruntersuchung eingeleitet und ihre Tochter, die sie noch immer im Arm hielten, rechtsmedizinisch obduziert werden würde, da der Verdacht auf Kindesmisshandlung vorläge. Ihre Frustration musste entsetzlich gewesen sein.
    Ella wusste, dass das

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