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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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gefunden. Dennoch hatte der engagierte Arzt gegen die Schweigepflicht verstoßen und selbst Anzeige erstattet. Aus irgendeinem Grund hatte der Staatsanwalt daraufhin entschieden, den Fall zu untersuchen, obwohl die Frau nicht willens war, bei den Ermittlungen zu helfen. Die Staatsanwaltschaft war hierzu befugt, und die Entscheidung des Arztes, gegen die Schweigepflicht zu verstoßen, war ebenfalls juristisch korrekt, allerdings wurden erfahrungsgemäß nicht gerade viele derartige Fälle erfolgreich abgeschlossen. Im vorliegenden Fall forderte der Staatsanwalt, dass ein Rechtsmediziner die Verletzungen beurteilte, die die Frau im Krankenhaus aufgewiesen hatte und die durch Fotos dokumentiert wurden. Da die Frau bei den Ermittlungen nicht mitwirken wollte, existierte keine Aussage ihrerseits, auf die man sich berufen konnte. Die einzige Hintergrundinformation, die für eine Misshandlung sprach, bestand darin, dass die Frau im Krankenhaus zuerst angegeben hatte, ihr Mann hätte sie geschlagen. Jetzt war es Sache des Rechtsmediziners, die Verletzungen zu deuten und ihr Zustandekommen zu erklären.
    Gemeinsam betrachteten Ella und David die ausgedruckten Farbfotografien. Sie waren keinesfalls von optimaler Qualität, doch die blauen Flecken waren deutlich zu erkennen. Sie hatten zum größten Teil eine rundliche Form und waren übers Gesicht verteilt, auf einer Wange war ein länglich geformter, anderthalb Zentimeter langer und wenige Millimeter breiter blauer Fleck zu erkennen. Ella legte den Kopf schief und betrachtete das Foto näher. Sie hatte solche blauen Flecken schon gesehen und wusste ziemlich genau, wodurch sie verursacht wurden. Doch sie behielt ihren Verdacht für sich. Der Sinn des Coaching bestand schließlich darin, dass der junge Kollege selbstständig wurde und eigene Schlüsse ziehen konnte, und nicht darin, dass Ella ihm eine fertige Deutung vorlegte. Eine solche war ohnehin nicht möglich. In den meisten Fällen kam der Rechtsmediziner zu dem Schluss, dass sich weder das Opfer noch der verdächtigte Täter während der polizeilichen Vernehmung an die Wahrheit gehalten hatten.
    David war der Auffassung, dass die Art der Verletzungen für ein Fremdverschulden sprach. Wie gewöhnlich nahm Ella die Rolle des Advocatus Diaboli ein und agierte, als wäre sie die Strafverteidigerin vor Gericht.
    »Was genau spricht an diesem blauen Fleck auf der Stirn dafür, dass sie geschlagen wurde? Kann er nicht ebenso entstanden sein, als sie gestolpert und auf dem Boden aufgeschlagen ist?«
    David sank in seinem Stuhl etwas zusammen.
    »Nein, ich meinte nicht unbedingt genau diese Verletzung«, versuchte er es.
    »Der blaue Fleck am Kinn vielleicht?« Ellas Stimme wurde etwas härter. »Könnte er nicht ebenfalls durch einen Sturz verursacht worden sein?«
    »Nein, ich meinte nicht explizit diese beiden, aber wenn man …«
    »Du hast gerade gesagt, dass die Verletzungen dafür sprechen, dass sie von einer anderen Person verursacht wurden«, unterbrach Ella ihn.
    »Okay, der Gesamteindruck der Verletzungen. Das Gesamtbild spricht dafür, dass die Verletzungen ausschließlich oder zum überwiegenden Teil durch eine andere Person verursacht wurden«, sagte David mit Nachdruck.
    Sie lächelte ihn an.
    »Gut. Lass dich niemals in eine Ecke drängen. Lass es nicht zu, dass der Strafverteidiger die Verletzungen gesondert betrachtet und eine nach der anderen einzeln abhandelt.«
    Ella stand auf und wies auf die Fotos.
    »Ich bin ganz deiner Meinung. Wenn man die Verteilung der blauen Flecken in ihrem Gesicht in Kombination mit dem Fehlen von Schürfwunden betrachtet, sind sie eher untypisch für Verletzungen nach einem Sturz. Ich glaube auch, dass sie misshandelt worden ist.«
    David nickte zufrieden. Ella nahm die Unterlagen zur Hand, die vor ihm lagen.
    »Gut, du hast dem Staatsanwalt gerade stichhaltige Argumente geliefert, auf die er seine Ermittlungen stützen kann.«
    Sie warf einen Blick auf die Anfrage, die der Staatsanwalt geschickt hatte. Als Klägerin wurde dort eine Josephine Simic genannt. Ella verstummte und begegnete Davids Blick. Er sah sie an wie ein Fragezeichen.
    »Du weißt nicht, wer sie ist, oder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ella blätterte weiter bis zur Anklageschrift, die sich ebenfalls in den Unterlagen des Staatsanwalts befand. Der verdächtigte Täter war genau die Person, auf die sie getippt hatte.
    »Josephine Simic ist verheiratet mit Bojan Simic.«
    David blickte sie immer noch fragend

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