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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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geringe Mengen an schwarzen Rußpartikeln in Luftröhre und Lunge auf. Sie nahm Proben von den inneren Organen der Leichen für eine eventuelle mikroskopische Untersuchung und versuchte sowohl Blut- als auch Urinproben zu nehmen, um das Material zur chemischen Analyse schicken zu können. Höchstwahrscheinlich würde sie in keinem der Fälle Gewebeproben benötigen, dennoch wurden sie sechs Monate lang aufbewahrt, falls es in einem der Fälle zu einer unerwarteten Wendung kam und eine mikroskopische Untersuchung notwendig werden würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass der ältere Mann oder die Frau an etwas anderem als einer Rauchvergiftung gestorben waren, schätzte sie jedoch als äußerst gering ein.
    Als sie den Blick von dem Herz der älteren Frau hob, das sie gerade in Händen hielt, stand plötzlich Gerarldsson vor ihr. Sie senkte den Blick wieder und fuhr fort, die rechte Herzkammer zu öffnen.
    »Guten Morgen, Chef«, sagte sie.
    »Das ist der Vorteil, wenn man Frauen beschäftigt. Ihr scheint kein Problem damit zu haben, zwei Dinge gleichzeitig zu tun.«
    »Falsch, entgegnete Ella, das ist der Vorteil, mich zu beschäftigen. Einer von vielen Vorteilen«, fügte sie hinzu.
    Sie sah auf und lächelte ihn an.
    »Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte sie, während sie zu einem Schnitt an der linken Herzkammer ansetzte.
    Gerarldsson informierte sie über eine Konferenz, deren Besuch er ihr in ihrer Eigenschaft als Repräsentantin der Abteilung bezüglich des Einsatzes der Computertomographie zu rechtsmedizinischen Zwecken nahelegte. Ella hörte ihm aufmerksam zu, während ihre Finger automatisch nach der kleinsten Schere auf dem Obduktionstisch griffen und die verkalkten Herzkranzgefäße der Frau aufschnitten. Die vorherigen Konferenzen hatten in der Schweiz stattgefunden, während diese offenbar nach Frankreich verlegt worden war. Genauer gesagt nach Paris. Der Gedanke an Paris ließ sie aufhorchen, und sie musste sich anstrengen, um ihre Aufregung nicht zu zeigen. Vielleicht würde sie die Frau ausfindig machen können, von der Judit gesprochen hatte, die Geliebte ihres Vaters. Vielleicht könnte sie ihr auf manches eine Antwort geben.
    »Sie übernehmen ja wie immer die Buchung des Fluges und des Hotels selbst, wie ich annehme«, sagte Gerarldsson.
    Ella nickte und versuchte sich entspannt zu geben. Tatsächlich war sie aufgeregt wie ein Schulmädchen. Sie beendete ihre Obduktionen, duschte und ging hinauf in ihr Büro. Die Stapel auf ihrem Schreibtisch waren schon lange nicht mehr so hoch gewesen wie im Moment. Seit man die Leiche in Erlandssons Garten gefunden hatte, konnte sie ihr gewöhnliches Tempo nicht mehr einhalten. Sie hatte die akutesten Fälle vorgezogen, alles andere hatte warten müssen. Statt die Stapel nun in Angriff zu nehmen, schob sie sie zur Seite und nahm ein leeres Blatt Papier zur Hand. In der Mitte zeichnete sie ein Kreuz ein, das den vergrabenen Mann symbolisieren sollte. Auf dem Papier notierte sie außerdem Arne Erlandsson, Tischuhr, Brand, Estrid sowie Ernst & Hugo. Sie stellte fest, dass sie immer noch nicht wusste, wie die Begriffe und Namen zusammenhingen, konnte sich jedoch zumindest eine nicht unwesentliche Frage stellen, auf die sie zuvor nicht gekommen war. Warum ausgerechnet jetzt? Warum kam ausgerechnet jetzt alles wieder an die Oberfläche? Die Antwort fiel ihr unmittelbar ein, nachdem sie die Frage formuliert hatte. Weil Arne Erlandsson gestorben war. Daraufhin hatte sein Sohn das Haus und das Inventar geerbt. Er hatte gewisse Erbstücke verkauft und beschlossen, das Haus zu renovieren, woraufhin er mit den Drainagearbeiten begonnen hatte. Viel mehr war vielleicht gar nicht dahinter.
    Ella dachte lange nach. Sie kam sich etwas dumm vor, weil sie an eine persönliche Verbindung zur Leiche in Erlandssons Garten vermutet hatte. Doch dann fiel ihr ein, dass sie immer noch keine ausreichende Erklärung dafür hatte, warum sich ihre Tischuhr in seinem Besitz befunden hatte. Das Stück hätte wie alle anderen Besitztümer der Familie auch durch die Flammen zerstört werden müssen. Sie zog auf ihrem Blatt Papier einen Kreis um den Begriff Tischuhr und beschloss, dass sie an diesem Punkt ansetzen musste, wenn sie jemals Antworten finden wollte. Dann faltete sie das Blatt zusammen, legte es in ihre Schreibtischschublade und verwandte den Rest des Arbeitstages tatsächlich darauf, einen der vier Stapel mit diversen Dokumenten abzuarbeiten, die ihren Schreibtisch bedeckten. Als sie

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