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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Kohlenmonoxid und Hämoglobin, was zu fehlerhaften negativen Testergebnissen führen konnte.
    Die Formulierung möglicherweise dafürspricht wurde benutzt, wenn der Rechtsmediziner eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf die Todesursache empfand, die er diagnostiziert hatte. Es herrschte natürlich kein Zweifel daran, dass die Brandverletzungen an sich schon tödlich waren, doch da sie eventuelle zusätzliche Spuren zerstörten, konnte man nicht mit Sicherheit ausschließen, dass die Person an etwas anderem gestorben war.
    Ella konnte sich vage daran erinnern, dass ihr Vater einmal einen Verkehrsunfall gehabt hatte, wusste jedoch nicht, ob er sich dabei tatsächlich verletzt hatte. Ella blätterte zurück und sah, dass man sogar mikroskopische Untersuchungen der Organe durchgeführt hatte, die nicht durch die Flammen beschädigt worden waren. Wieder blieb sie bei der Beschreibung der Leber hängen. Die mikroskopischen Befunde bestätigten die Schlussfolgerungen, die Ella bereits aus ihrer Lektüre gezogen hatte: Fettleber und beginnende Leberzirrhose. Es waren Befunde, die mit chronischem Alkoholismus einhergingen. Judits Aussage über seinen zunehmenden Alkoholkonsum in seiner letzten Zeit hallte in ihren Ohren wider.
    Sie schlug die Akte zu und schob sie von sich. Sie blieb noch ein paar Minuten sitzen und dachte nach. Dann blätterte sie noch einmal zurück und sah, dass über die Anordnung einer Obduktion und den Polizeibericht hinaus vier weitere eingegangene Dokumente angefügt waren. Eines davon war ein Bericht über die polizeilichen Ermittlungen zu dem Brand, während die übrigen schriftliche Anfragen von Personen waren, die um Einsicht in die Akte baten. Es handelte sich um allgemein zugängliche Dokumente, die allerdings teilweise der Geheimhaltung unterlagen. Bei der Prüfung der Geheimhaltungspflicht wahrte man ebenso die Pietät des Verstorbenen, wie man Rücksicht darauf nahm, ob der Inhalt als kompromittierend für die Angehörigen aufgefasst werden konnte. Wenn eine Geheimhaltung beschlossen wurde, musste eine schriftliche Erklärung darüber abgegeben werden, warum das Dokument oder Teile dessen nicht herausgegeben werden durften, sowie ein gesetzlicher Nachweis beigefügt werden. Nicht ganz unerwartet lag eine Anfrage von Judit vor, die Dokumente einzusehen. Es lag ebenfalls eine Anfrage eines der größten Versicherungsunternehmen des Landes vor – was vor dem Hintergrund der finanziellen Forderungen, die sicher gestellt worden waren, ebenfalls nicht verwunderlich war. Doch der dritte Interessent auf der Liste erregte Ellas Aufmerksamkeit: ein G. Gustavsson. Es war ein Name, der ihr völlig unbekannt war.
    Plötzlich wurde die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet, und Gerarldsson trat ein. Ihr Chef schien blendender Laune zu sein. Die Fliege um seinen Hals deutete darauf hin, dass er im Gericht gewesen war.
    »Buchen Sie den Flug und das Hotel am besten sofort«, sagte er mit einem Lächeln.
    Ella zog gekünstelt die Augenbrauen hoch.
    »Paris! Genießen Sie den Frühling in Paris«, fuhr er fort.
    »Als ich das letzte Mal in den Kalender geschaut habe, hatten wir gerade mal Ende Februar«, entgegnete Ella in einer etwas gedämpfteren Tonlage.
    Gerarldsson platzierte einen dicken Stapel Unterlagen auf Ellas Schreibtisch und ging wieder auf die Tür zu, hielt unterwegs jedoch inne.
    »An Ihrer Stelle würde ich etwas länger bleiben. Paris ist eine fantastische Stadt!«
    In seinem Blick konnte sie eine starke Sehnsucht ausmachen.
    »Vielleicht bleibe ich ja auch für immer«, rief sie ihm nach.
    Sie wusste nicht, ob ihr Chef es gehört hatte und ob ihm klar war, dass sie viel zu pflichtbewusst war, als dass er befürchten musste, dass so etwas passieren würde. Sie warf einen Blick auf den Stapel an Unterlagen, den er gerade auf ihrem Schreibtisch hinterlassen hatte, blätterte zerstreut darin und fand einen Zeitplan über die drei Tage der Konferenz. Sie stellte fest, dass die meisten Dozenten entweder Physiker oder Röntgenärzte waren. Nur einige wenige waren Rechtsmediziner. Diese Tatsache ließ sie der Computertomographie als Ersatz für traditionelle Obduktionen gegenüber noch skeptischer werden. Eine Vorlesung am Freitag ließ sie innehalten. Computer Tomography and Identification . Computertomographie und Identifizierung. Identifizierung.
    Sie legte den Stapel Unterlagen zur Seite und nahm stattdessen erneut die Akte mit dem Obduktionsbericht über ihren Vater zur Hand. Die Akte musste

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