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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Garraty wollte nicht so wie sie werden - aber natürlich sah er auch schon so aus. Er fuhr sich mit einer Hand über die Seite und spielte auf seinen Rippen Xylophon.
    »Ich habe schon lange nichts mehr von Barkovitch gehört«, sagte er laut, um Pearson aus seiner furchtbaren Konzentration zu reißen - er erinnerte ihn jetzt zu sehr an eine Reinkarnation von Olson.
    »Nein. Jemand hat mir gesagt, daß in Augusta eins seiner Beine steif geworden ist.«
    »Stimmt das?«
    »Das hat man mir gesagt.«
    Garraty hatte plötzlich das Bedürfnis, sich Barkovitch einmal näher anzusehen, und ließ sich ein Stück zurückfallen. Im Dunkeln war es schwer, ihn zu finden, und er kassierte eine Warnung, aber dann erblickte er ihn fast am Ende der Gruppe. Barkovitch tippelte humpelnd am Straßenrand entlang und hatte das Gesicht in tiefe Konzentrationsfalten gelegt. Seine Augen waren nur noch schmale Schlitze von der Breite eines Pennyrandes. Seine Jacke hatte er verloren. Ununterbrochen redete er in einem leisen, monotonen Tonfall mit sich selbst.
    »Hallo, Barkovitch«, sagte Garraty.
    Barkovitch zuckte zusammen, stolperte und wurde verwarnt - zum dritten Mal. »Da!« schrie er giftig. »Sieh, was du angestellt hast! Seid ihr nun zufrieden, du und deine Busenfreunde?«
    »Du siehst gar nicht gut aus«, sagte Garraty.
    Barkovitch lächelte boshaft. »Das gehört alles zu meinem Plan. Erinnerst du dich noch, daß ich euch von meinem Plan erzählt habe? Ihr wolltet mir ja nicht glauben. Olson nicht, Davidson nicht und Gribble auch nicht.« Seine Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab, und Speichel tropfte von seinen Lippen. »Garraty, ich hab' auf ihren Gräbern getanzt!«
    »Tut das Bein sehr weh?« fragte Garraty leise. »Ist es nicht schrecklich?«
    »Jetzt sind nur noch fünfunddreißig übrig. Du wirst sehen, heute nacht klappen sie alle zusammen. Bei Sonnenaufgang werden nicht mal mehr ein Dutzend da sein. Ihr werdet es schon sehen, du und deine dicken Freunde, Garraty, morgen früh seid ihr tot. Schon um Mitternacht seid ihr tot.«
    Garraty fühlte sich plötzlich sehr stark. Er spürte, daß Barkovitch es nun nicht mehr lange machen würde. Am liebsten wäre er ohne Rücksicht auf seine kaputten Nieren, seine brennende Wirbelsäule und seine vor Schmerz schreienden Füße nach vorn gerannt, um McVries zu erzählen, daß er sein Versprechen würde halten können.
    »Was wirst du dir wünschen?« fragte Garraty laut. »Ich meine, wenn du den Preis gewinnst?«
    Barkovitch grinste hämisch, als ob er auf diese Frage gewartet hätte. In dem dämmerigen Licht sah es so aus, als ob sein Gesicht von zwei Riesenhänden zusammengequetscht und zurechtgezogen würde. »Plastikfüße«, flüsterte er. »Ich werde mir Plastikfüße wünschen, Garraty. Ich werde mir diese hier einfach abschneiden lassen, diese Scheißdinger, die nicht mal einen Spaß vertragen. Und dann werde ich mir Plastikfüße dransetzen lassen und diese alten Dinger hier in eine Waschmaschine stecken und zugucken, wie sie sich rundherum im Kreis drehen.«
    »Ich dachte, du würdest dir vielleicht Freunde wünschen«, sagte Garraty traurig. Ein atemberaubendes Triumphgefühl berauschte ihn. »Freunde?«
    »Weil du doch keine hast«, meinte Garraty mitleidig. »Wir werden alle froh sein, dich sterben zu sehen. Niemand von uns wird dich vermissen, Gary. Vielleicht werde ich sogar hinter dir gehen und auf dein Gehirn spucken, nachdem sie dir den Kopf zerschossen haben. Ja, vielleicht werde ich das tun. Vielleicht werden wir alle es tun.« Es war verrückt, wahnsinnig, als ob sein Kopf plötzlich ganz leicht würde und wegflöge. Es war genauso wie damals, als er Jimmy mit dem Luftgewehr geschlagen hatte. Das Blut - Jimmys Geschrei -sein Kopf wurde ganz heiß und wirr von diesem wilden, primitiven Gerechtigkeitswahn.
    »Haß mich nicht«, jammerte Barkovitch. »Warum solltest du mich hassen wollen? Ich will genausowenig sterben wie du. Was soll ich tun? Willst du, daß ich mich entschuldige? Das tue ich. Es tut mir leid! Ich... ich...«
    »Wir werden alle auf dein Gehirn spucken«, fuhr Garraty aufgekratzt fort. »Willst du mich jetzt auch schlagen?«
    Barkovitch wurde blaß und blickte ihn mit leeren, verwirrten Augen an.
    »Es - es tut mir leid«, stammelte Garraty leise und beeilte sich, von Barkovitch wegzukommen. Er kam sich gemein und dreckig vor. >Ich verfluche dich, McVries<, dachte er. Warum? Warum nur?
    Ganz plötzlich schössen die Gewehre los, und gleich

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