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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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krankhaft.«
    Pearson blickte niedergeschlagen vor sich hin. »Das fand ich auch.«
    Ein paar Minuten später gesellte Davidson sich zu ihnen und erzählte, wie er sich einmal auf dem Jahrmarkt von Steu-benville betrunken hätte und ins Hurenzelt hineingekrochen wäre und wie ihm dort eine dicke, fette Mama, die nichts als einen Minislip angehabt hätte, eins über den Schädel gezogen hätte. Als Davidson ihr sagte - so erzählte er -, daß er betrunken sei und geglaubt habe, es handle sich hier um das Tätowierungszelt, hatte die geile, fette Mama ihn eine Weile an sich herumfummmein lassen - wie er sagte. Er hatte ihr erzählt, daß er sich das Sternenbanner auf den Bauch tätowieren lassen wollte.
    Art Baker berichtete von einem Wettbewerb, den sie zu Hause veranstaltet hätten, um herauszufinden/ wer von ihnen am besten furzen könne. Man sollte ein Streichholz damit ausblasen, und einem Idioten namens Davey Popham sei es doch tatsächlich gelungen, sich dabei den gesamten haarigen Arsch zu versengen und den halben Rücken noch dazu. Hat gestunken wie ein Buschbrand, sagte Baker. Harkness mußte darüber so fürchterlich lachen, daß er sich eine Verwarnung einhandelte.
    Damit war das Rennen gestartet. Eine Geschichte folgte der anderen, bis das ganze, wackelige Gebäude wieder einstürzte. Es wurde noch jemand verwarnt, und nicht lange danach wurde der andere Baker (James) erschossen. Die gute Laune war wie weggeblasen. Einige Jungen fingen an, über ihre Freundinnen zu reden, doch die Unterhaltung wurde 'stockend und sentimental. Garraty erzählte nichts von Jan, aber als es langsam auf zehn Uhr zuging und die Dunkelheit sie wie ein schwarzer, nebelbefleckter Kohlensack immer mehr einhüllte, dachte er, daß sie doch das Beste sei, was ihm im Leben zugestoßen war.
    Sie marschierten unter einer kurzen Kette von Straßenlampen durch eine schlafende Stadt mit geschlossenen Fensterläden. Alle waren jetzt in gedrückter Stimmung, und das Gespräch war nur noch ein vereinzeltes, gedämpftes Murmeln.
    Vor einem Supermarkt auf dem Platz, zu dem die Straße sich verbreitert hatte, saß ein schlafendes Pärchen auf einer Bank, die Köpfe wie zwei Turteltauben aneinandergelehnt. Zwischen ihnen baumelte ein Schild, das man nicht lesen konnte. Das Mädchen war noch'sehr jung - nicht älter als vierzehn -, und sein Freund trug ein Sporthemd, das zu oft -gewaschen worden war, um noch sportlich auszusehen. Ihre Körper bildeten einen zusammenfließenden Schatten auf der Straße, über den die Geher achtlos hinwegstiegen.
    Garraty blickte über die Schulter zurück, weil er glaubte, daß die beiden vom Brummen des Panzerwagens aufgewacht sein müßten, aber sie schliefen immer noch. Das Ereignis war eingetreten und unbemerkt an ihnen vorbeigezogen. Er fragte sich, ob das Mädchen am nächsten Morgen eine >Wozu-das-Ganze<-Lektion von seinem Vater erhalten würde. Es sah so jung aus. Ob es wohl sein Name gewesen war, den sie da auf das Schild geschrieben hatten? Geh-geh-Garraty, Maines Stolz? Insgeheim hoffte er es nicht. Der Gedanke hatte etwas Abstoßendes.
    Er aß den Rest seiner Konzentrate auf und fühlte sich gleich wieder etwas wohler. Jetzt gab es nichts mehr, was Olson von ihm abstauben konnte. Die Sache mit Olson war schon seltsam. Schon vor sechs Stunden hätte Garraty gewettet, daß Olson am Ende wäre. Aber er lief immer weiter und das jetzt wieder ohne Verwarnungen. Ein Mensch kann Ungeheures leisten, dachte Garraty, wenn sein Leben auf dem Spiel steht. Sie waren jetzt vierundfünfzig Meilen unterwegs.
    In der namenlosen, schlafenden Stadt war auch der Rest ihrer Unterhaltung abgestorben. Sie gingen gut eine Stunde lang schweigend weiter, und die Kälte schlich sich in Garra-tys Glieder. Er aß auch noch seine letzten Plätzchen auf, knüllte die Alufolie zusammen und warf sie ins Gebüsch am Straßenrand. Wieder ein kleiner Umweltverschmutzer auf dieser riesigen Plantage des Lebens.
    McVries kramte - ausgerechnet! - eine Zahnbürste aus seinem Rucksack und fing an, sich trocken die Zähne zu putzen. Es geht eben alles seinen Gang, dachte Garraty erstaunt. Man rülpst und entschuldigt sich. Man winkt den Leuten am Straßenrand zu, weil die Höflichkeit es erfordert. Niemand streitet sich übermäßig mit den anderen - abgesehen vielleicht von Barkovitch -, weil auch das die Höflichkeit gebietet. Es geht alles weiter.
    Oder? Er mußte daran denken, wie McVries Stebbins vorhin angeschrien hatte, daß er den Mund

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