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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einen steilen, erbarmungslos in der Hitze liegenden Anstieg und überquerten oben wieder eine Brücke. Fünfzehn Minuten vergingen, zwanzig, ohne daß McVries ein Wort sagte. Garraty räusperte sich zweimal, sagte aber auch nichts. Je länger man schwieg, desto schwerer wurde es, das Schweigen zu brechen, dachte er. Vielleicht war McVries schon sauer, daß er ihm das Leben gerettet hatte. Vielleicht hatte er es längst bereut. Bei dem Gedanken zog Garratys Magen sich schmerzhaft zusammen. Es war alles so dumm und hoffnungslos, so gemein und sinnlos und gottserbärmlich! Er öffnete den Mund, um McVries das zu sagen, doch bevor er dazu kam, sprach McVries.
    »Es ist alles in Ordnung.« Beim Klang seiner Stimme zuckte Barkovitch zusammen, und er fügte schnell hinzu: »Für dich nicht, Killer. Für dich ist gar nichts in Ordnung. Lauf weiter.«
    »Leck mich am Arsch!« knurrte Barkovitch. »Ich glaube, ich habe dir eine Menge Ärger gemacht«, sagte Garraty leise.
    »Ich habe dir ja gesagt: Fair ist fair, gleich ist gleich und quitt ist quitt«, antwortete McVries gelassen. »Ich werde es nicht noch einmal machen. Ich hoffe, daß dir das klar ist.« »Ist klar«, sagte Garraty. »Ich wollte bloß -« »Tut mir nicht weh!« schrie jemand dazwischen. »Bitte, tut mir nicht weh!«
    Es war ein rothaariger Junge, der sich sein kariertes Oberhemd um die Hüfte gebunden hatte. Er war mitten auf der Straße stehengeblieben und weinte. Er bekam seine erste Verwarnung und rannte plötzlich auf den Panzerwagen los. Die Tränen hinterließen kleine Rinnsale auf seinen staubigen Wangen, und sein Haar leuchtete feuerrot in der Sonne. »Nicht- ich kann nicht mehr, bitte - meine Mutter - ich kann -nicht - mehr - meine Füße...« Er versuchte, an der Seite des Fahrzeugs hinaufzuklettern, doch einer der Soldaten schlug ihm mit dem Gewehrkolben auf die Finger. Er schrie auf und ließ sich fallen.
    Und plötzlich kreischte er in einem hohen, so unglaublich dünnen Ton los, daß ein Glas davon zersprungen wäre: »Meine Füüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü -« »Mein Gott, wenn er bloß damit aufhören würde!« murmelte Garraty. Der Schrei dauerte und dauerte.
    »Ich bezweifle, daß er das kann«, antwortete McVries trok-ken. »Die Hinterräder sind ihm über die Beine gefahren.«
    Garraty sah genau hin, und ihm wurde übel. Kein Wunder, daß der Rotschopf nach seinen Füßen schrie. Die Räder hatten beide Beine zerquetscht. »Warnung! Zweite Warnung für Nr. 38!« »- üüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü -« »Ich möchte nach Hause«, sagte eine Stimme ganz ruhig hinter Garraty. »Oh, Gott, sehne ich mich nach Hause!« Einen Augenblick später wurde der Rotschopf erlöst. »Ich treffe meine Freundin in Freeport«, sagte Garraty nervös. »Ich werde dann keine Warnung haben, und ich werde sie küssen, mein Gott, wie ich sie vermisse: oh Gott, hast du seine Beine gesehen, Pete? Und sie haben ihn trotzdem verwarnt, so als würden sie davon ausgehen, daß er noch einmal aufstehen und weitergehen würde —«
    »Und wieder ging einer über den Jordan, oh, Herr, oh. Herr«, sang Barkovitch.
    »Half s Maul, Killer«, wies McVries ihn sofort zurecht. »Ist sie schön, Ray? Deine Freundin?«
    »Ja, sie ist wunderschön, und ich liebe sie.«
    McVries lächelte. »Wirst du sie heiraten?«
    »Na klar«, schwatzte Garraty. »Wir werden Mr. und Mrs. Norman Normal sein und vier Kinder und einen Collie haben und - seine Beine, das waren gar keine Beine mehr, sie sind ihm drübergefahren, so was dürfen sie nicht machen, sie können ihn doch nicht einfach überfahren, das ist gegen die Vorschrift, das sollte jemand melden, jemand muß ...«
    »Hast du gesagt, daß du zwei Jungen und zwei Mädchen willst?«
    »Ja, ja, und sie ist wunderschön, und ich wünschte, ich hätte nicht -«
    »Und der erste Junge wird Ray Junior heißen, und der Hund wird einen Napf mit seinem Namen haben, nicht wahr?«
    Garraty hob langsam den Kopf wie ein Boxer, den soeben ein schwerer Schlag getroffen hatte. »Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen oder was?«
    »Nein«, rief Barkovitch. »Er scheißt auf dich, daß du's ja nicht vergißt. Aber keine Sorge, ich werde für dich auf seinem Grab tanzen.« Er lachte kurz auf.
    »Sei still, Killer!« fuhr McVries ihn an. »Ich nehme dich nicht hoch, Ray. Komm, laß uns von diesem Mörder hier weggehen.«
    »Schieb es dir in den Hintern!« rief Barkovitch

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