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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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ne Schande, der Bengel«, klang eine tiefe, rauchige Stimme in Kullmers Ohr. Er zuckte zusammen, und sein Blick schnellte nach oben. Halb verborgen hinter einer schlank gewachsenen Zypresse, Kullmer schätzte den als Spalier geschnittenen Baum auf dreieinhalb Meter, saß eine Frau am Fenster. Die Kommissare traten näher, bis sie das mürrische Gesicht erkannten, welches haargenau zu ihrem Tonfall passte. Frau Kramer, denn wer sonst sollte es sein, war gut und gerne siebzig Jahre alt, hatte gelbgraues Haar, dessen auffällige Färbung sich Kullmer entweder mit mangelnder Pflege oder starkem Tabakkonsum erklärte. Sie trug eine hellblaue Kittelschürze, darunter ein weißes Unterhemd und lehnte im Fensterrahmen auf einem rosa Kissen, etwa in Kopfhöhe der Kommissare. Die Haut ihrer Unterarme war fleckig, an manchen Stellen aufgekratzt, doch am unheimlichsten wirkte das unnatürlich geformte Gesicht, dessen eine Hälfte nicht zur anderen zu passen schien. Schlaganfall, erinnerte sich Kullmer, vermutlich eine teilweise Lähmung der Gesichtsmuskeln.
    »Guten Abend«, nickte er freundlich. »Frau Kramer, vermute ich?«
    »Jo, sonst seh ich keinen hier. Hörn Se mal, nur weil das Gras nicht in der Reih ist, also ich würd dem Lump am liebsten ein paar mit dem Teppichklopfer geben, aber die Arthrose, na ja. Was wollen Sie eigentlich hier?«
    Verdutzt über so viel Information nutzte Kullmer die Sprechpause der alten Dame und erwiderte rasch: »Kullmer von der Kripo, das ist meine Partnerin Doris Seidel.«
    »Sagen Se mir nicht, dass Sie jetzt wegen dem Michi hier sind!« Frau Kramer hatte die Augen aufgerissen, sie wirkte plötzlich verängstigt. »Ach Gott, der bringt mich noch so früh ins Grab, dass der bald gar nicht mehr mähen braucht.«
    »Nein, mit Ihrem Michi ist alles in bester Ordnung«, wiegelte Doris Seidel sie schnell ab, »wir sind wegen etwas ganz anderem hier.«
    »Genau, wir befragen alle Nachbarn nach einem verdächtigen Fahrzeug, ein dunkelgrauer BMW, elegant, mit Kennz …«
    »Na, mir is der aber net«, unterbrach Elfriede Kramer Kullmer unwirsch. »Im Fernsehen können die das auch prüfen, ohne vorbeizukommen.«
    Kullmer zwang sich zur Gelassenheit. »Nein, es geht nicht darum, ob der BMW Ihnen gehört. Es geht darum, ob Ihnen ein solches Modell in den letzten Tagen oder Wochen hier aufgefallen ist.«
    Elfriede Kramer schüttelte energisch den Kopf. »BMW, Mercedes, ich kann die ja nich mal auseinanderhalten.«
    »Würde Ihnen ein Foto helfen?«, fragte Seidel und zog ihr Smartphone aus der Hosentasche. Drei Klicks, und sie hat ein passendes Foto, dachte Kullmer anerkennend. Doch Frau Kramer hatte offenbar noch immer Einwände.
    »So nen Ding hat der Michi auch, da erkenn ich ma gar nix, diese unseligen Geräte, ach«, ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, »es ist nicht schön, wenn ma alt wird und auf sich allein gestellt ist. Was solln der für ne Nummer gehabt haben?«
    »Münchener Kennzeichen«, sagte Peter Kullmer.
    »Also ein M«, ergänzte Doris.
    »He, also blöd bin ich nicht«, bellte Frau Kramer und warf Doris einen bösen Blick zu. »War schon dreimal dort immerhin, nur weil ich keine Autos kenne, ach …« Sie winkte verächtlich ab. »Letzte Woche, ja, so nen paar Tage her, da könnte Ihr Wagen hier gewesen sein.«
    »Echt?«, fragten Doris und Peter gleichzeitig.
    »Nee, nur vielleicht . Dort drüben, da hat er ein, zwei Stunden geparkt, ich hab mich halt gefragt, wieso der auf der falschen Seite steht.« Sie deutete auf den Bordstein im Schatten der Bäume. Kullmer folgte ihrem Handzeichen. Die Motzstraße war eine Einbahnstraße, auf deren linker Seite hinter einem Maschendrahtzaun der Wald begann. An der gezeigten Stelle fehlten einige Meter Zaun. Geparkt wurde hier üblicherweise auf der rechten Straßenseite, ein Wagen außerhalb der Reihe fiel also unweigerlich auf.
    »Und der betreffende Wagen hat hier nur ein Mal gestanden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber er hatte Münchener Kennzeichen?«
    »Mensch, wie oft denn noch? Kann sein . Ich weiß doch net, seh doch nicht mehr gscheit, kann mich zumindest nich drauf verlassen.«
    »Okay, trotzdem danke«, seufzte Kullmer.
    »Ei jo, mer tut, was mer kann.«

    Im Präsidium hatte Julia Durant sich gerade eine kalte Cola aus dem Automaten geholt und schlenderte gemächlich über den Gang zu Bergers Büro. Jeden Tag fragte sie sich aufs Neue, ob es nicht einfacher wäre, von ihrem vertrauten Arbeitsplatz aus zu agieren. Die meisten Anrufe

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