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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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ausgecheckt?«
    »Nun ja, wenn Sie das so nennen wollen. Er eilte vom Fahrstuhl her am Empfang vorbei, seine Karte segelte über den Tresen, er rief irgendetwas von › leaving today ‹, und dann war er auch schon verschwunden. Komisch, er hatte nämlich ursprünglich bis übermorgen bezahlt …«
    Kullmer hörte den Rest des Satzes nicht mehr, er rannte bereits nach draußen auf den Gang und die Treppen hinunter. Nur aus den Augenwinkeln sah er den verdutzten Gesichtsausdruck der Hotelangestellten und ihres Kollegen, die ihm hinterherblickten, als er den Eingangsbereich durchquerte, um schnellstmöglich nach draußen zu gelangen.
    Wo ist er hin?
    Weit kann er nicht sein.
    Doris!
    Vielleicht hat sie ihn gesehen, wenn nicht, auch gut. Zumindest aber sollte sie die Kollegen herbeitrommeln. Kullmer rempelte einen Taxifahrer an, der rauchend mit zwei seiner Kollegen zwischen den Wagen stand, schnitt einen vorbeifahrenden Lieferwagen, der scharf bremsen musste und ihn daraufhin mit einem Hupen und einer Salve aufgebrachter italienischer Schimpfwörter bedachte, dann erreichte er seinen Wagen. Er riss die rechte Vordertür auf und erstarrte. Doris Seidel saß nicht mehr auf dem Beifahrersitz. Wie ein Blitz durchzuckte es den Kommissar, eine Mischung aus Angst und böser Vorahnung, das sich zu Panik aufzubäumen drohte, wenn er seine geliebte Partnerin nicht schnellstmöglich fand.
    Verzweifelt sah er sich um. Überall liefen Passanten, junge, alte, große und kleine Menschen, keiner wie der andere und doch irgendwie alle gleich. Mancher kam alleine, manche kamen in Gruppen, aber man nahm sich gegenseitig nicht wahr. Auf Bänken lungerten ein paar Jugendliche herum, schienen aber zu beschäftigt mit ihren Skateboards, um etwas gesehen zu haben. In der Nähe der U-Bahn-Treppe kauerte ein schäbig gekleideter Mann, unrasiert, neben sich eine löchrige Plastiktüte mit seinen Habseligkeiten, zu seinen Füßen ein Kaffeebecher, in dem einige Centmünzen lagen. Als Kullmer sich ihm näherte, wusste er nicht, ob der Bettler ihn überhaupt wahrnahm, doch dann hob dieser den Kopf in seine Richtung. Die hellblauen Augen waren unerwartet klar und wachsam, zwischen dem zotteligen, dunklen Haar und der schmutzigen, gegerbten Haut ein echter Kontrast, der Kullmers Hoffnung weckte.
    »Haben Sie gesehen, wo die Frau aus dem Wagen dort hingegangen ist?« Danach zog er sein Handy mit der Bildnachricht hervor, die Sabine Kaufmann ihm gesendet hatte. »Oder diesen Mann hier?«
    »Kommt drauf an.«
    »Hören Sie, keine Spielchen jetzt!«, zischte Kullmer. »Ich bin von der Kripo, und jede Minute zählt. Gehen Sie meinetwegen ans Handschuhfach, da liegen zwanzig Euro drinnen und eine Tafel Schokolade. Aber sagen Sie um Gottes willen, wenn Sie etwas gesehen haben.«
    »Ich nehm Sie beim Wort.« Der Bettler deutete hinter sich. »Der Typ, keine Ahnung, aber die Braut, die hab ich mir angesehen.« Er lächelte breit, seine Zähne waren gelb, und es fehlten mindestens zwei in jeder Reihe. »Ist hier die Rolltreppe runtergelaufen, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.«
    Kullmer rannte wieder los, umrundete die Betonmauer und das Geländer davor, wäre beinahe über einen dort angeketteten Fahrradrahmen gestolpert, dem beide Reifen und der Sattel fehlten. Ungeduldig bahnte er sich seinen Weg hinab in die unterirdische Welt der Hauptwache, einem Labyrinth mit zahllosen Ein- und Ausgängen, Zwischenebenen und verwinkelten Bereichen.
    Warum ruft sie nicht an?
    Hat er sie in seiner Gewalt?
    Kullmers Gedanken rasten, hämmerten von innen an seine Schläfen. Unten angekommen, verschaffte er sich einen Überblick. Die Menschen verteilten sich in den Gängen und an den Ständen, irgendwo lärmte eine tragbare Stereoanlage, und es roch intensiv nach Zigarrenrauch, obwohl hier unten strenges Rauchverbot herrschte. Dazu kam der schwere Geruch nach Gummi und Abgasen. Links oder rechts? Am unteren Ende des Treppenabganges musste er sich schon wieder entscheiden. Links, beschloss Kullmer intuitiv, weil dorthin die meisten Wegweiser zeigten. An ihm vorbei jagten bunte Schaufenster und Fassaden, seine Schritte folgten dem hellen Linienmuster auf den glänzend grauen Bodenfliesen. Zum dritten Mal drückte er nervös die Kurzwahltaste seines Handys, doch auch diesmal wurde keine Verbindung aufgebaut. Kullmer betete, dass es nur am Empfang liegen mochte oder der Akku leer war. Alles andere wagte er sich nicht auszumalen. Verzweifelt hielt er nach jeder Ecke, die

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